Sämtliche durch die ASEW erstellten Bilanzen basieren auf dem international anerkannten Standard „Greenhouse Gas Protocol“ (GHGP). Auch wenn dieser Standard von Beginn an für die Bilanzierungen angelegt wurde, hat sich über die Jahre hier doch viel getan: Die Bilanzen sind in ihrer Auslegung immer strenger geworden. „Das hängt wesentlich wohl auch mit der gestiegenen gesellschaftlichen Sensibilität hinsichtlich des Themas Greenwashing zusammen“, ist Jonas Lepping, Abteilungsleiter Klimaschutz & Nachhaltigkeit bei der ASEW, überzeugt. „Konzentrierte man sich etwa vor vier Jahren noch auf die unmittelbar aus den eigenen Aktivitäten und Prozessen stammenden Emissionen, d.h. selbst Strom- und Erdgasabsatz flossen nicht zwingend in die THG-Bilanz mit ein, erwarten heute nicht nur Zertifizierungsgesellschaften, sondern auch alle relevanten Anspruchsgruppen eine umfassende Treibhausgasbilanz.“
Um einen belastbaren Umfang für die THG-Bilanzen zu definieren, legt die ASEW gemeinsam mit den Expert:innen im Stadtwerk prüfsichere organisatorische Bilanzgrenzen fest und führt im Anschluss eine systematische Wesentlichkeitsanalyse zu den 15 durch das GHGP vorgegebenen Scope 3-Kategorien durch. Noch bevor die eigentlichen, handfesten relevanten Daten zusammengetragen werden, bewertet die ASEW dabei potenzielle Emissionsquellen nach festgelegten Kriterien. „Die Erfahrung zeigt, dass diese Scope 3-Wesentlichkeitsanalyse bei den meisten Energieversorgern sehr vergleichbare Ergebnisse erzielt. Entscheidend ist zudem die Erkenntnis, dass manche Emissionsquellen aufgrund fehlender Daten zunächst unberücksichtigt bleiben müssen. Auch wird, sollten für eine wesentliche Emissionsquelle keine validen Daten vorliegen, ein Prozess zur Datenerfassung implementiert, um diese Quelle dann im Folgejahr in die Betrachtung der THG-Bilanz einzubeziehen.“
Eine weitere Erfahrung, die aus den mittlerweile 100 erarbeiten THG-Bilanzen erwuchs: Selbige stehen und fallen mit der Datenqualität! „Wir empfehlen den Stadtwerken aus diesem Grund, einen Datenqualitätsindex für jede Emissionsquelle aufzubauen. Dieser unterscheidet zwischen Aktivitätsdaten sowie Emissionsfaktoren. Nur so lässt sich wirkliche Transparenz bei den gesammelten Daten herstellen – und nur mit dieser Transparenz lassen sich Bilanzqualität und -aussagekraft kontinuierlich steigern!“ Auch deshalb setzen sich zahlreiche Stadtwerke im ASEW-Netzwerk mittlerweile nicht nur Emissions-, sondern auch Datenqualitätsziele.
„Unsere Erfahrungen zeigen, wie wichtig eine frühzeitige und gründliche Auseinandersetzung mit der unternehmenseigenen THG-Bilanz für Stadtwerke ist“, gibt Maria Möhner, Teamleiterin Klimaschutz bei der ASEW, zu bedenken. „Dies erleichtert es ungemein, einen fundierten Transitionsplan zu erstellen und die Wechselwirkungen der Maßnahmen sowie deren Auswirkungen auf die Bilanz wirklich zu verstehen“, so. „Ohne dieses Verständnis droht ein böses Erwachen, wenn Klimaziele medienwirksam verkündet werden, sich aber kurz darauf herausstellt, dass die Zahlen in der THG-Bilanz etwas anderes sagen.“
Das Thema THG-Bilanzen wird von der ASEW am 25. September für die Stadtwerkewelt intensiv aufgerollt. Im Web-Seminar „100 THG-Bilanzen für Stadtwerke: Herausforderungen, Lösungen & Learnings“ stellt die ASEW unter anderem eine durchschnittliche Emissionsverteilung auf die verschiedenen Unterkategorien der Scopes vor – ergänzt um weitere branchenunübliche Vergleichswerte, die eine erste Benchmarking-Möglichkeit bieten.
Weitere Informationen zur Arbeit der ASEW im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutz gibt es unter www.asew.de.