Betriebliche Schwierigkeiten können viele Ursachen haben. Häufig mangelt es an grundlegenden Kenntnissen, die durch gezielte Weiterbildungsmaßnahmen behoben werden können.
Viele Handwerksbetriebe, Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleister in der Nordstadt erhalten nun die Möglichkeit, Einblick in unterschiedliche Weiterbildungsprogramme zu bekommen und in Qualifizierungen einzusteigen. Im Rahmen der URBAN-II-Projekte "Standortsicherung und Entwicklung von Betrieben" und "Ethnische Ökonomie" traten mit Volkan Baran, Beate Fleck und Petra Sofia Hübers am 1. Oktober vergangenen Jahres drei Qualifizierungsberater des Entwicklungszentrums für berufliche Qualifizierung und Integration GmbH (EWZ) ihren Dienst in der Nordstadt an. Volkan Baran wird nach sechs Monaten Beratungstätigkeit insgesamt rund 200 Unternehmen in der Nordstadt besucht haben, die von Migranten geführt werden. Beate Fleck und Petra Sofia Hübers haben sich weiteren 200 Betrieben zugewandt. Ihr Schwerpunkt sind die von Deutschen geführten Unternehmen.
"Die Beraterinnen und Berater informieren die Betriebe über passgenaue Weiterbildungsangebote sowohl für die Angestellten als auch für die Chefs", erklärt Udo Mager, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Dortmund. "Sie kennen die dazugehörigen Bildungsträger und sie stellen bei Bedarf den Kontakt zu den Unternehmen her." Die Berater empfehlen auch Hilfsmittel wie zum Beispiel Bildungsschecks. Diese Schecks helfen Betriebsinhabern oder Angestellten bei der Refinanzierung der Weiterbildung, da sie bis zu 50 Prozent der Kosten decken.
Die Bilanz nach vier Monaten zeigt, wie wichtig die Arbeit der Berater vor Ort tatsächlich ist. "Von den bislang besuchten rund 160 Betrieben haben über 30 Prozent konkretes Interesse an beruflicher Weiterbildung bekundet", resümiert Hubert Nagusch Projektleiter des URBAN II-Teams "Standortsicherung und Entwicklung von Betrieben". "Das überrascht uns, wir hatten eigentlich nur mit rund 10 bis 15 Prozent gerechnet."
Die Unternehmen stehen den Beratungsbesuchen meist sehr positiv gegenüber. "Deutsche Unternehmen wünschen sich meist vorab eine telefonische Terminvereinbarung. Wenn man dann zu ihnen kommt, sind sie meist sehr offen", schildert Petra Sofia Hübers ihre Erfahrungen. Und Beate Fleck bestätigt, "dass die betrieblichen Probleme der Unternehmer in der Nordstadt oft eng mit ihrer privaten Situation verknüpft sind."
Volkan Baran, der von Migranten geführte Betriebe besucht, hat viel Spontaneität erlebt: "Einfach nachfragen, reinkommen und ein gutes Beratungsgespräch führen, manchmal bei einer Tasse Tee." Dabei ist es ganz gleich, ob der Inhaber aus Istanbul oder Kiew stammt.
Im Rahmen der Qualifizierungsmaßnahme konnte vielen Unternehmen in der Nordstadt bereits ein konkretes Angebot unterbreitet werden. 19 Unternehmer sowie deren Mitarbeiter haben sich für die Teilnahme an einem Qualifizierungsseminar im Januar angemeldet. Hier wurden Themen wie Buchführung, Kalkulation und Bilanzanalyse vermittelt. Ein von Migranten geführter Laden, der mit Kernen und Müsli handelt, wird ebenfalls den Buchhaltungskurs belegen - damit die Finanzbehörden nachher keine "harten Nüsse" zu knacken haben. Ein deutscher Schneidereibetrieb wird seine Mitarbeiterinnen schulen - hier sind insbesondere Schnittkurse gefragt.
Noch bis zum 31. März 2007 kommen die Beraterinnen und Berater in die Werkstätten und an die Ladentheken - und wenn die Resonanz sich weiterhin so positiv darstellt, ist eine Verlängerung des Projektes durchaus denkbar.