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XL-Stellplätze

(PresseBox) (Friolzheim, )
Dr.-Ing. habil. Ilja Irmscher ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der GIVT Gesellschaft für Innovative VerkehrsTechnologien mbH. Hier berichtet er über die Anforderungen an eine zeitgemäße Parkraumplanung.

Statt leichter und kleiner werden Autos immer größer. Wie reagiert die Parkraumplanung darauf?

Parkräume müssten an die aktuellen Pkw-Abmessungen angepasst werden, darauf machen die neuen „Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs“ – EAR 23 der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen 2023 erneut aufmerksam. In den seit Erscheinen der EAR05 vergangenen 18 Jahren haben sich wesentliche Veränderungen im Pkw-Bestand vollzogen. Während man ausgehend von der Idee umweltfreundlicher, leichter und angemessen großer Pkw erwarten könnte, dass die Autos eher kleiner werden müssten, hat sich in der Realität genau das Gegenteil vollzogen: Der sogenannte 85%-Pkw als Bemessungsfahrzeug ist mit Stand von 2018 seit 2000 um 13 Zentimeter breiter und 14 Zentimeter länger geworden. Daraus resultiert bei der Novellierung der EAR ein Zuwachs in der Regelstellplatzbreite um 15 Zentimeter auf 2,65 Meter und ein Zuwachs in der Länge um 20 Zentimeter auf 5,20 Meter.

Autobestand

Die Hintergründe für die Größenentwicklung der Pkw in den letzten Jahrzehnten sind komplex: die ständige Forderung zur Reduktion der Energieverbräuche (zumindest virtuell); Schadstoffemissionen – von Feinstäuben aller Art sowie von CO₂ bis hin zur CO₂-Freiheit – zunehmende Anforderungen an die aktive Sicherheit mit zusätzlichen Systemen wie elektronischen Fahrstabilisierungs- und Fahrassistenzsystemen; zunehmende Anforderungen an die passive Sicherheit einschließlich Seitenaufprall- und Fußgängerschutz; die Reduktion der Schallemissionen; zunehmende Nutzungs-, Komfort- und soziodemografische Anforderungen sowie zum Teil unlogische Modetrends (eigentlich brauchen nur wenige Nutzer Geländewagen).

In der Folge sind Pkw im Bestand sukzessive immer breiter, länger und schwerer geworden. Das zeigt sich auch in der aktuellen Zulassungsstatistik. Kleinwagen wie der VW Polo und die Kompaktklasse machen zwar zusammen noch 40,9 Prozent der Zulassungen aus, aber dem gegenüber haben SUV und Geländewagen bereits einen Anteil von 18,6 Prozent. Diese Statistik ist ein Spiegelbild der tatsächlichen Auswahlentscheidung durch die Pkw-Käufer und -Nutzer, befördert durch die Angebote der Autoindustrie. Die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen hat mit den Richtlinien für Bemessungsfahrzeuge und Schleppkurven zur Überprüfung der Befahrbarkeit von Verkehrsflächen 2020 lediglich ein aktuelles Abbild des Fahrzeugbestandes entsprechend der Zulassungsstatistik geliefert.

SUV und Geländewagen sind meist 10 Zentimeter breiter als die vergleichbaren Pkw-Basistypen, sodass es zahlreiche SUV mit Karosseriebreiten von nahezu zwei Metern gibt, die damit auch 11 Zentimeter breiter als der Bemessungs-Pkw sind. Diese „Überbreiten“ sind nicht in den Regelwerken enthalten und müssen projektspezifisch berücksichtigt werden.

Neue Breiten für XL-Stellplätze

Es war nun folgerichtig, die Stellplatzbreiten anzupassen. Bei einer 90°-Aufstellung ist nach wie vor eine Parkstraßenbreite von 16 Metern mit einer verschmälerten Fahrgasse von 5,60 Metern möglich, sofern das die jeweilige Garagenverordnung zulässt. Einige Garagenverordnungen fordern inzwischen mindestens sechs Meter breite Fahrgassen, berücksichtigen aber nicht oder nur partiell aktuell erforderliche Stellplatzbreiten.

Für das Grundverständnis für die erforderlichen Stellplatzbreiten war nicht nur die Fahrgeometrie ausschlaggebend, sondern auch die Ein- und Ausstiegsverhältnisse an der Fahrertür. Dazu wurden Stellproben mit Seitenabständen von 60 und 90 Zentimetern durchgeführt. Dabei werden 60 Zentimeter als minimale Ausstiegsbreite bezogen auf die Schulterbreite eines als Durchschnitt angenommener Mensch gesehen, während das Maß von 90 Zentimetern für normal bewegliche Personen als komfortabel bezeichnet wird. Die EAR 05 und EAR 23 legen ein Maß von 75 Zentimetern zugrunde

Autos werden immer schwerer

Während früher die meisten Pkw im Leerzustand deutlich unter 2.000 Kilogramm wogen, gibt es bei batterieelektrischen Pkw insbesondere in der Kombination aus großer Reichweite und SUV etliche Fahrzeuge mit Leermassen über 2.500 Kilogramm und zulässigen Gesamtmassen über 3.000 kg. Sowohl bei herkömmlichen Parkbauten als auch bei automatischen Parksystemen sind die größeren Fahrzeugmassen über entsprechende Last- annahmen zu berücksichtigen.

Auch wenn die Entwicklung nicht immer logisch erscheint, muss festgestellt werden, dass auch moderne und umweltfreundliche Fahrzeuge tendenziell größer und schwerer werden. Das muss bei der Planung und dem Bau von Parkierungsanlagen aller Art, vom Parkplatz über Parkbauten bis hin zu mechanischen und automatischen Parksystemen, berücksichtigt werden.

Dr.-Ing. habil. Ilja Irmscher

ist seit 1992 selbstständig tätig und gründete 1993 die GIVT mbH, ein Ingenieur-, Planungs- und Beratungsbüro mit der Spezialisierung für Parken, Parkhäuser, Tiefgaragen und automatische Parksysteme. Er ist außerdem seit 2001 öffentlich bestellter Sachverständiger für ruhenden Verkehr, Parken und Parkierungsanlagen.

Autor Ilja Irmscher

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