Für eine Vollformatkamera 3.000 Euro? Immer mehr Amateure sagen ja; und so erneuern Canon und Nikon in diesem Frühjahr ihre Flaggschiffe unterhalb der Profiklasse EOS 1Dx und D4. COLORFOTO hatte als eines der ersten deutschen Fotofachmagazine die Gelegenheit, Canons brandneue EOS 5D Mark III (3.300 Euro) und Nikons Gegenstück D800 (2.900 Euro) eingehend zu testen, aufwändigen Messungen zu unterziehen, zu vergleichen. Die Ergebnisse begeistern und zeigen einmal mehr, wie viel sich in den letzten Jahren an der Kameratechnik getan hat. Ebenfalls beeindruckend: Sigma konnte den Preis seines Top-Modells mit Einführung der SD1 Merrill dank optimierter Produktionsprozesse von zuletzt 6.000 auf 2.100 Euro senken.
Wo Canon und Nikon der großen Fläche des Vollformats vertrauen, nutzt Sigma weiterhin den kleineren Foveon-Sensor im APS-C-Format, der dafür auf drei übereinander liegende Schichten zu je 15 Megapixeln zugreifen kann. Gegenüber dem Vorgängermodell hat Canon die Auflösung nur vergleichsweise moderat von 21 auf 22,3 Megapixel erhöht, wertet aber den Bedienkomfort durch wichtige neue Details auf und bringt das bisher mager ausgestattete Autofokus-System der 5D Mark II auf modernes Profiniveau. In Sachen Bildqualität legt Canons Neuzugang allerdings nur im oberen Empfindlichkeitsbereich ein wenig zu.
Bei Nikon fällt vor allem die eklatant gestiegene Nennauflösung auf: Während die D700 von Anfang an mit nur 12 Megapixeln als puristisch galt, stößt die D800 mit 36 Megapixeln (7360 x 4912 Pixel) in die Gefilde des Mittelformats vor. Wegen der hohen Auflösung hat es die D800 freilich mit kleineren Pixeln (4,9 μm), einer dementsprechend geringen förderlichen Blende (f8) und verstärkten Beugungsverlusten beim Abblenden zu tun. Ungeachtet dessen erzielt sie im Testlabor Traumwerte. COLORFOTO-Chefredakteur Werner Lüttgens fasst sie so zusammen: "Nikon beweist mit der D800, dass 36 Megapixel durchaus mit guten Werten bei Visual Noise und Texturverlust zusammen gehen können, realisiert das beste Gesamtpaket bei Bildqualität, Bedienung und Autofokus. Das reicht für den Testsieg."
Sigma macht keinen Hehl daraus, dass sich mit der SD1 Merrill primär eines verändert: der Preis. An Haptik und Technik hat sich dagegen so gut wie nichts verändert. Umso positiver die Überraschung, dass die SD1 Merrill bei der Bildqualität im oberen ISO-Bereich deutlich zulegen kann - vermutlich durch eine überarbeitete Signalverarbeitung. "Nach dem Preissturz kann Sigmas Top-Modell nun durchaus neben der starken Konkurrenz von Canon und Nikon bestehen. Bei der Bildqualität schneidet die SD1 Merrill sogar am besten ab", so Lüttgens. Allerdings bekommt Sigma die langsame Signalverarbeitung und den langsamen Autofokus nicht in den Griff.
COLORFOTO Ausgabe 6/12 gibt es ab 4. Mai für 5,90 Euro am Kiosk.
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