- Umfrage "educat-ING" in der Branche Chemie/Pharma: 57,3 Prozent halten die Weiterbildung für unzureichend
- Großer Bedarf an unternehmerischer, sozialer und personaler Kompetenz
- Künftige Branchentrends: IT-Entwicklungen, Innovation, Flexibilität
Die Weiterbildung in der Branche Chemie/Pharma lässt auch nach der Wirtschaftkrise sehr zu wünschen übrig. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die das VDI Wissensforum im Rahmen seiner Weiterbildungskampagne "educat-ING" bei Fach- und Führungskräften der Kunststoffbranche durchgeführt hat. Demnach sind 57,3 Prozent der Befragten der Meinung, dass das eigene Unternehmen nicht genug Weiterbildung ermöglicht. Nur 42,7 Prozent halten das Angebot für ausreichend. Dies offenbart eine deutliche Lücke zwischen Bedarf und Umsetzung: Denn 91 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Qualifikation der Mitarbeiter für ihr Unternehmen ein wichtiger Wettbewerbsvorteil ist. Und 85,1 Prozent geben an, dass Weiterbildung maßgeblich zum Unternehmenserfolg beitrage. Allerdings gibt es auch Firmen, die ihren Mitarbeitern das lebenslange Lernen ganz verwehren: Immerhin 11,7 Prozent sagen, dass ihr Unternehmen nur in absoluten Ausnahmefällen oder nie Fortbildungsmaßnahmen anbietet.
5 Prozent der Arbeitszeit in Weiterbildung investieren
"Die Auswertung zeigt deutlich, dass in puncto Weiterbildung noch viel zu tun ist. Bezeichnend ist vor allem die Lücke zwischen Theorie und Praxis", kommentiert Timo Taubitz, Geschäftsführer des VDI Wissensforums, die Auswertung der Umfrage. "Die Unternehmen sollten den Mut haben, mehr in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter zu investieren, um für die Zukunft gerüstet zu sein!" Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) hatte 2008 ein Fünf-Punkte-Programm zur Weiterbildung aufgestellt, in dem er empfiehlt, mindestens 5 Prozent der Arbeitszeit in Weiterbildung zu investieren.
Im Durchschnitt werden in der Branche Chemie/Pharma 5,5 Tage pro Mitarbeiter in Weiterbildung investiert - lediglich gut 2,1 Prozent der Arbeitszeit. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um externe Angebote (93,9 Prozent; Mehrfachnennungen möglich). Zudem bieten Unternehmen häufig interne Weiterbildungen durch eigenes Personal an (80,2 Prozent). Inhouse-Weiterbildungen durch externe Referenten nehmen immerhin 74,1 Prozent wahr. Noch nicht etabliert sind E-Learning-Angebote, die nur 36 Prozent der Befragten nutzen.
Großer Mangel an Sozialer, Personaler und Unternehmerischer Kompetenz
Ein teils deutlicher Unterschied zwischen Bedarf und Umsetzung zeigt sich bei der Frage, welche Art von Kompetenzen – Unternehmerische, Soziale, Personale und Fachkompetenz - geschult werden sollten und welche tatsächlich geschult werden (s. Grafik).
Das Angebot an Fachkompetenzen entspricht demnach der Nachfrage. Hier wird in erster Linie spezifisches technisches Fachwissen angeboten. Bei den übrigen Kompetenzen klafft eine große Lücke zwischen Angebot und Nachfrage. Weiterbildung in Sozialer Kompetenz wünschen sich 79,7 Prozent, tatsächlich findet sie aber nur bei 53,7 Prozent statt. In diesem Bereich werden insbesondere Kommunikationsfähigkeit und Führungskompetenz angeboten. Personale Kompetenz halten 73,1 Prozent für wichtig, Weiterbildungen gibt es aber nur bei 39,7 Prozent. Hier steht vor allem Selbst- und Zeitmanagement auf dem Programm. Unternehmerische Kompetenz beurteilen 70,3 Prozent als grundlegend, geschult wird sie aber nur bei 38,7 Prozent. Betriebswirtschaftliche Kenntnisse kommen dabei an erster Stelle.
Als Zukunftstrends der Branche Chemie/Pharma wurden insbesondere IT-Entwicklungen, Innovation und Flexibilität genannt. Diese würden auch die künftig erforderlichen Kompetenzen der Mitarbeiter beeinflussen.
educat-ING ist die Weiterbildungsinitiative des VDI Wissensforums. Die Umfrage wird in verschiedenen Branchen durchgeführt. An der Befragung in der Branche Chemie/Pharma haben sich 260 Fach- und Führungskräfte mit durchschnittlich 12,4 Jahren Unternehmenszugehörigkeit beteiligt.