Die mittlerweile achte Auflage des Startup- und Innovationsmonitors, herausgegeben von der Digitalberatung valantic, beschreibt aktuelle Finanzierungs- und Kooperationsmodelle, analysiert Rahmenbedingungen, bewertet die Trend- und Fokusthemen 2025 und gibt nützliche Praxistipps für den eigenen Einsatz. Sie basiert auf der Analyse zahlreicher Unternehmensberichte und persönlicher Interviews.
Ein spannendes Ergebnis: Die neue Studie belegt einen Wandel innerhalb der Programmlandschaft. Inkubatoren nehmen demnach als Innovationstreiber ab (−8), während VCs (+9) und Acceleratoren (+3) an Bedeutung gewinnen. Aktuell existieren im Vergleich nur noch wenige Inkubatoren in den untersuchten Indizes (19).
Der Markt der Innovationsprogramme auf einen Blick:
- Der DAX dominiert: Mit 75 unternehmenseigenen Programmen stellen die DAX-Konzerne den größten Anteil, gefolgt vom SMI (25), MDAX (20) und ATX (11). Rund 75 Prozent der DAX-Unternehmen verfügen über mindestens ein eigenes Innovationsprogramm – im MDAX sind es nur 26 Prozent.
- Kooperationsprogramme im Aufwind: Unternehmensübergreifende Initiativen legten um neun Prozent zu. Besonders stark engagieren sich Unternehmen wie SAP, Porsche und Mercedes-Benz, die jeweils an mehreren Programmen beteiligt sind.
- Geopolitische Einflüsse: Handelszölle, Inflation und geopolitische Spannungen dämpfen die Investitionsbereitschaft. Gleichzeitig eröffnet der European Green Deal neue Chancen, vor allem in Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft.
- Künstliche Intelligenz wurde zum dritten Mal in Folge als eines der wichtigsten Innovationsthemen innerhalb der DACH-Startup-Ökosysteme identifiziert. Der Markt wächst rasant – von 228 Mrd. USD Umsatz 2024 auf prognostizierte 632 Mrd. USD bis 2028 (Quelle: IDC).
- Health & Life Sciences gewinnen an Bedeutung: Die Gesundheitswirtschaft trägt lt. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie in Deutschland 490,2 Mrd. € zur Bruttowertschöpfung bei (12,5 Prozent des BIP). Startups und Konzerne entwickeln gemeinsam digitale und effiziente Versorgungsmodelle.
- Nachhaltigkeit zählt seit Jahren zu den zentralen Treibern unternehmerischer Innovation. Innerhalb dieses umfassenden Megatrends rückt die Circular Economy (CE) zunehmend in den Fokus, da sie einen strategischen Ansatz aufzeigt, um Ressourcen effizienter zu nutzen, Abfall zu minimieren und die Wertschöpfung vom Verbrauch endlicher Rohstoffe zu entkoppeln.
- FoodTech legt den Fokus auf alternative Proteine und nachhaltige Ernährung. Unternehmen aus den Leitindizes DAX, MDAX und SMI haben den Markt als strategisches Wachstumsfeld identifiziert und investieren gezielt in entsprechende Programme. Große Konzerne wie Nestlé, Givaudan und Symrise engagieren sich in internationalen Programmen und Hubs und treiben damit Innovationen im Markt voran.
Die Studienergebnisse belegen, dass VCs immer wichtiger werden – zunehmend auch mit strategischem Fokus, um Kapital mit langfristigen Unternehmenszielen, Zugang zu Märkten und Netzwerken zu verbinden. Themen wie Künstliche Intelligenz, Digital Health, Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit stehen im Zentrum. Gleichzeitig gewinnen alternative Finanzierungsmodelle wie Crowdinvesting und Tokenisierung an Relevanz. Trotz positiver Entwicklungen gibt es mit langen Entscheidungszyklen, regulatorischen Unsicherheiten und einem starken Wettbewerb um die besten Startups weiterhin Hürden für Unternehmen. Dennoch belegt die Studie, dass Konzerne mit innovativen Finanzierungsmodellen und kooperativen Programmen ihre Innovationskraft stärken und ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern können.
Zitate der Autor:innen und Interviewauszüge:
- Dr. Jens Lehnen, Principal bei valantic und Co-Autor des Startup- und Innovationsmonitors
„Wir stellen fest, dass Unternehmen weniger darauf aus sind, Ideen in einem sehr frühen Stadium zu begleiten, sondern stärker auf Startups mit erprobten Geschäftsmodellen setzen, mit denen sie dann Kooperationen eingehen. Kooperationsprogramme erweisen sich als robustes Modell, um Risiken zu teilen, Synergien zu nutzen und zugleich die Innovationskraft zu beschleunigen. Strategische VCs eröffnen die Möglichkeit, Innovationen gezielt in Schlüsselbereichen wie KI, HealthTech oder Nachhaltigkeit zu integrieren.“
- Patricia Haas, Senior Consultant bei valantic und Co-Autorin der Studie
„Unsere Analyse zeigt, dass Startup- und Innovationsprogramme dann einen signifikanten Mehrwert bieten, wenn sie klar strukturiert sind und mit Überzeugung umgesetzt werden. Halbherzige Initiativen, die primär zu Marketingzwecken dienen, weisen eine geringe Erfolgswahrscheinlichkeit auf. Unternehmen sollten sich daher bewusst sein, dass klare Strukturen, Engagement und ein ernsthaftes Innovationsziel essenzielle Voraussetzungen für den Erfolg solcher Programme sind.“
- Adrian Thoma, Managing Director von NXTGN und Founding Partner bei Mätch VC
„Damit aus einem vielversprechenden Start mehr wird als ein kurzes Strohfeuer, braucht es aus meiner Sicht vor allem drei Dinge: Erstens ein gemeinsames Ziel, das transparent ist und beiden Parteien wirklichen Business-Mehrwert bietet. Zweitens das Verständnis für die Denkweise des jeweils anderen. Startups funktionieren anders als Mittelständler und das ist auch gut so. Aber es braucht eine Übersetzung zwischen den Welten. Und drittens: Verbindlichkeit und Geschwindigkeit.“
- Alexander Laprell & Moritz Krüsselmann, Legal Tech Colab München
„Besonders bewährt hat sich unser spezialisiertes Legal-Tech-Netzwerk und die gezielte Sichtbarmachung der Startups auf relevanten Bühnen. […] Einer der häufigsten Stolpersteine ist ein zu früher Fokus auf einen einzelnen Pilotkunden.“