- Analyse zeigt: Bei VoIP ist Energieverbrauch höher
- Klassische Telefonie vs. Hybrid vs. VoIP-Varianten
Aufgrund steigender Energiekosten und einer zunehmenden Sensibilität für die Umwelt- und Klimaproblematik rückt auch bei Business-Telefonsystemen der Stromverbrauch stärker in den Fokus. Nach einer Vergleichsanalyse des VAF Bundesverband Telekommunikation e.V. kann der Energieverbrauch bei modernen VoIP-Systemen zu einem ernsthaften Kostenfaktor werden, der die Betriebskosten erheblich belastet.
Wer für einen effizienten Umgang mit den Ressourcen eintritt, muss auch bei modernen TK-Systemen die Stromkosten genau unter die Lupe nehmen.
Aus diesem Grund hat der Fachausschuss Technik des VAF Bundesverband Telekommunikation e.V. anhand herkömmlicher und VoIP-TK-Anlagen in vier Szenarien (klassisch bzw. TDM, hybrid mit VoIP-Telefonen, reines VoIP und VoIP mit Softphones) die Energiekosten für drei beispielhafte Unternehmensgrößen (100 Mitarbeiter in einem Gebäude, 500 in zwei Gebäuden und 1.000 Mitarbeiter in vier Gebäuden) berechnet. Die konkreten Energieverbrauchberechnungen wurden exemplarisch auf Basis von Siemens Hipath-Telefonanlagen und Cisco Catalyst Switches sowie handelsüblichen Servern (die Kapazität der jeweiligen Geräte wurde je nach Unternehmensgröße gewählt) vorgenommen.
Ergebnisse der Analyse: Ein VoIP-Projekt benötigt immer wesentlich mehr Strom als eine klassische Telefonanlage in Kombination mit einem parallelen Datennetz. Die klassischen bzw. Standard-TK-Anlagen sind vom Stromverbrauch her am günstigsten.
Der Grund für den erhöhten Stromverbrauch bei VoIP-Systemen liegt in der erwünschten Verfügbarkeit der Telefonsysteme: Für die VoIP-Systeme sind - Stichwort Redundanz - mehr Koppelkomponenten notwendig, d.h. um eine ähnliche Ausfallsicherheit wie bei herkömmlichen Telefonkomponenten zu erreichen, muss das Firmennetzwerk für den VoIP-Betrieb stark aufgerüstet werden. Erfreulich ist darin zwar für jeden Systemadministrator und Nutzer, dass das Datennetz durch VoIP eine Verfügbarkeit und Redundanz erhält, die es bisher nicht hatte. Dennoch ist unübersehbar, dass die Energiekosten dadurch deutlich steigen. Insbesondere dann, wenn der Nutzer am Schreibtisch von der neuen Technik nichts merken soll oder will, also weiterhin herkömmliche Tischtelefone einsetzen möchte.
Der Unterschied zwischen VoIP-Telefonapparaten auf jedem Schreibtisch und der Nutzung der bereits in den Laptops integrierten Softphones ist in Sachen Stromverbrauch signifikant. Werden statt VoIP-Tischtelefonen Softphones eingesetzt, entspricht der Stromverbrauch etwa dem einer klassischen Telefonanlage. Die Kostenunterschiede zwischen einem VoIP-Tischapparat und einem guten Headset bieten darüber hinaus noch weitere Einsparungspotentiale und sprechen für den Einsatz einer PC-Telefonielösung.
Weiteres Einsparpotenzial beim Einsatz moderner VoIP-Systeme bietet sich dann, wenn stromfressende Server im Rechenzentrum ersetzt werden. Dedizierte Server verbrauchen stündlich etwa 550 Watt, moderne Blade Server nur noch 175 Watt pro Stunde. Allein durch den Einsatz von Low-Voltage-Prozessoren lässt sich schon eine Kosteneinsparung von rund 30 Prozent erzielen. Aber es geht nicht nur um stromsparende Prozessoren: Auch Netzteile, Memorys oder Lüfter tragen erheblich zum Stromverbrauch bei. Auch die Virtualisierung der Server und Anwendungen trägt zur Kostenreduzierung bei. Die meisten Server weisen heute im Rechenzentrum eine durchschnittliche Auslastung von 20 Prozent auf. Durch Virtualisierung kann die Auslastung um ein Mehrfaches verbessert werden. Eine Optimierung der Serverinfrastruktur führt in der Regel dazu, dass ohne Verlust an Verfügbarkeit oder Beeinträchtigung der Service-Level, weniger Maschinen betrieben werden müssen.
Fazit
Die Analyse des Stromverbrauchs verschiedener Telefonie-Technologien im Unternehmenseinsatz zeigt deutliche Unterschiede. Die moderne VoIP-Technologie ist dabei konventionellen Telefonlösungen unterlegen. Es gibt aber mehrere Hebel, um Voice-over-IP energieeffizienter zu machen: So lassen sich mit der richtigen Auswahl der Server- und Netzwerkkomponenten in Kombination mit intelligenten Betriebskonzepten erhebliche Energieeinsparungen vornehmen. Dies sollte jeder bedenken, der im Unternehmen gleichermaßen Kosteneinsparungen und Umweltschutz verwirklichen will.