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Ganz schön auf Trab

Landgestüt NRW ließ neue Reithalle zu großen Teilen aus Holz errichten

(PresseBox) (Ahaus/Warendorf, )
Das Nordrhein-Westfälische Landgestüt zählt mit seinen rund 65 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 22 Auszubildenden zu den größten staatlichen Gestüten in Europa. Auf dem weitläufigen Areal in Warendorf werden jeden Tag bis zu 120 Pferde geritten, gehegt und gepflegt. Auch baulich handelt es sich um eine Vorzeige-Adresse, die mit Besonderheiten aufzuwarten weiß. Beispielsweise verfügt das Landgestüt seit 2021 über eine großdimensionierte neue Reithalle, die zu großen Teilen aus Holz besteht.

Ein Bericht von Achim Dathe, Stuttgart

Anders als bei den umstehenden historischen Ziegelbauten ist die tragende Konstruktion des Neubaus in massiver Holzbauweise ausgeführt; die Planung und den Bau der neuen Reithalle hatte der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB NRW) beauftragt. Fertigung und Montage der passgenau vorgefertigten Holzelemente lagen in den Händen des DHV-Mitgliedsunternehmens Terhalle aus Ahaus-Ottenstein.

„Es ist ein echter Solitär!“, kann sich Unternehmer Josef Terhalle, Gründer und Gesellschafter des gleichnamigen Holzbauunternehmens, für den imposanten Hallenbau begeistern.

Fürs Pferd gebaut

Beim Betreten der Reithalle fällt sofort auf, dass innen exzellente Lichtverhältnisse herrschen. Das Ambiente wirkt großzügig, hell und freundlich, woran die Holzbekleidung der Giebel- und Seitenwände wesentlichen Anteil hat. Das Hallenklima empfindet man auch bei hohen Außentemperaturen als angenehm, was auf vorbildlichen sommerlichen Hitzeschutz, eine durchdachte Wahl der verwendeten Baumaterialien sowie eine sehr sorgfältige Bauausführung schließen lässt. Das Ergebnis ist ein Ort zum Wohlfühlen und des Miteinanders für Mensch und Tier.

Bevorzugt aus Holz

Am gewählten Standort befand sich vormals ein älteres Gebäude, das infolge eines Brandes im Sommer 2016 abgerissen werden musste. Bei den Planungen des Ersatzneubaus setzte sich die Idee durch, in Sichtweite zum zentralen Reitplatz eine weitläufige Reithalle in ökologischer Holzbauweise zu errichten. Zur optischen Angleichung ihres äußeren Erscheinungsbildes an die umstehenden historischen Ziegelbauten wurde zur Bekleidung der Fassade helles Verblendmauerwerk gewählt. Blickt man von außen auf die großzügig verglasten Seitenwände, wird deutlich, wie gut die sandfarbene Tönung der Verblender mit dem einladenden Naturholzton des Dachtragwerks und der Dachuntersichten harmoniert.

Preußische Gründung

Die Gründung des Landgestüts wurde durch die preußische Gestütsverwaltung auf das Jahr 1826 datiert und ist auf eine gemeinsame Initiative von Pferdezüchtern aus Westfalen und der Rheinprovinz zurückzuführen. Die meisten Bauten – Stallungen, Gutshäuser sowie zahlreiche Nebengebäude – stammen aus der Zeit um 1880 und sind insgesamt in einem guten Zustand. Ihre schlichte Ziegelarchitektur ist regionaltypisch und als Baudenkmal geschützt.

Warendorf ist Vorbild

Über die Bereitstellung von hochwertigen Zuchthengsten hinaus stehen deren Ausbildung und Leistungsprüfung sowie die Durchführung von kulturellen und hippologischen Veranstaltungen im Landgestüt Warendorf auf der Agenda. Zum Landgestüt gehört zudem die Deutsche Reitschule: Sie ist das Zentrum der Berufsreiterei und bietet Fortbildungs- und Prüfungslehrgänge für Berufsreiter und Turnierfachleute an.“, erläutert Ahmed Al Samarraie, der dem Bundes-Vorstand der Deutschen Reiterlichen Vereinigung im Bereich Zucht als langjähriger Vorsitzender eines Pferdezuchtverbandes angehört. Zudem beflügelt er als Repräsentant des Deutschen Holzfertigbau-Verbandes (DHV) das Bauen mit Holz. Den Neubau der Reithalle betrachtet er als beispielhaft: „Auch in punkto Stallbau darf das nordrhein-westfälische Landgestüt in Warendorf für sich in Anspruch nehmen, Vorbild für andere Reithallen- und Stallbauprojekte in ganz Deutschland zu sein.“

Attraktiver Markt

Nach Angaben des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) gibt es hierzulande insgesamt rund 7.500 Reit- und Fahrvereine: Vor allem in Westfalen (1237), Hannover (1034) und der Rheinprovinz (1002) ist der Pferdesport zuhause. Rein statistisch betrachtet, gehört zu den meisten der 10.789 deutschen Kommunen mindestens ein Reit- und Fahrverein. Das Vereinsleben spielt sich großenteils in der Reithalle ab, so dass im Hinblick auf den Reithallen- und Stallbau von einem stattlichen Markt mit beträchtlicher Nachfrage nach Planungs-, Errichtungs-, Ertüchtigungs- und Instandsetzungsleistungen auszugehen ist.

Im bundesweiten Ranking der kommunalen Reithallendichte steht Warendorf weit oben: „In der ‚Stadt des Pferdes‘ und der näheren Umgebung lassen sich 36 bis 38 Reithallen zählen!“, berichtet Thomas Ungruhe, Leiter der Abteilung Pferdesportentwicklung in der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Er hat eine klare Vorstellung davon, wie der ideale Reitstall gebaut sein sollte: „Klimaoffen und mit viel Luft und Licht, lautet das Desiderat der Gegenwart.“, führt Ungruhe aus. Der Werkstoff Holz ist ihm sympathisch. Dass die meisten Stallungen nach wie vor aus mineralischen Baustoffen bestehen, hat seines Wissens historische Gründe.

Besondere Bedürfnisse

„Das Umdenken braucht auch im Reitsport seine Zeit!“, merkt Ahmed Al Samarraie hierzu an. Reithallen und Pferdeställe vermehrt aus Holz zu bauen, ist für den Leiter des DHV-Hauptstadtbüros eine Perspektive, auf die interessierte Holzbaubetriebe und ihre Verbände gemeinsam hinarbeiten sollten. Dabei gilt es zu beachten: Liebe zum Pferd und Vertrautheit mit dem Pferdesport sind Voraussetzung für erfolgreiches bauliches Wirken. Nur wer die Erfordernisse aus eigener Anschauung kennt, kann für Pferd und Reiter richtig planen sowie Reithallen und Stallungen wirklich bedarfsgerecht errichten.“, betont Al Samarraie.

Bauen mit Holz erleichtern

Baurechtlich gelten Reithallen und Stallgebäude als Zweckbauten – genau wie Lagerschuppen und Montagehallen. Angesichts der besonderen Erfordernisse, die die artgerechte Einstallung und Haltung von Pferden mit sich bringt, macht sich der Deutsche Holzfertigbau-Verband (DHV) für eine differenzierte Betrachtung der baulichen Standards stark.

„Insbesondere unter Brandschutzgesichtspunkten sind Erleichterungen im Genehmigungsverfahren für Ausführungen in Holzbauweise wünschenswert.“, kommentiert Hendrik Mulder, der bereits seit 30 Jahren für die Unternehmensgruppe Terhalle tätig ist, in Ahaus als Geschäftsführer fungiert und sich vorwiegend mit technischen Aspekten des Holzbaus befasst.

Die Ansicht, dass der Holzbau schon lange eine Vereinfachung baurechtlicher Genehmigungsverfahren verdient, teilt Josef Terhalle. Der Unternehmensgründer weiß aus eigener Anschauung, dass von Holzbauten keine erhöhte Brandgefahr ausgeht, war er doch etliche Jahrzehnte selbst als Brandmeister in der Brandbekämpfung aktiv. „Holz bildet im Brandfall an der Oberfläche eine Kohleschicht, die wie ein schützender Isolator wirkt und den Flammen den Nährboden entzieht. Andere Materialen verformen sich unter Hitzeeinwirkung sehr viel schneller und verlieren ihre statische Belastbarkeit dementsprechend früher.“, erklärt Terhalle.

Landgestüt ist Vorzeigeprojekt

Diese Tatsache hat sich leider noch nicht überall herumgesprochen. „Wir haben sowohl von der Unternehmens- als auch von der Verbandsseite her noch jede Menge Aufklärungsarbeit zu leisten. Von unschätzbarem Wert sind dabei Vorzeigeprojekte wie die neue Reithalle des Landgestüts – und zwar umso mehr, wenn sie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich sind und als Anschauungsbeispiele für vorbildliche Holzbau-Architektur dienen können.“, resümiert Ludger Wittland, der sich beim DHV-Mitgliedsunternehmen Terhalle Holzbau als Geschäftsführer um Marketing und Vertrieb sowie um den Einkauf kümmert.

Wissenswertes über den Deutschen Holzfertigbau-Verband e.V. (DHV)

Mit zusammen über 300 Mitgliedsbetrieben bilden der Deutsche Holzfertigbau-Verband e.V. (DHV, Ostfildern; https://d-h-v.de), die Vereinigung ZimmerMeisterHaus (ZMH, Schwäbisch Hall; https://www.zmh.com) und das Netzwerk 81fünf high-tech & holzbau AG (Lüneburg; https://www.81fuenf.de) eine leistungsstarke Gemeinschaft, die übereinstimmende Interessen gegenüber Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gebündelt artikuliert. Größte Organisation in diesem Verbund ist der DHV, der als zentrales Sprachrohr fungiert. Zu den Mitgliedsunternehmen der drei holzwirtschaftlichen Verbände, die das Bauen in Deutschland nachhaltig mitgestalten, zählen Holzfertigbaubetriebe, Architektur- und Planungsbüros sowie Zulieferfirmen aller baubeteiligten Gewerke. Darüber hinaus gehören Sägewerke, Baumaschinenhersteller sowie Dienstleister aus bauaffinen Branchen wie zum Beispiel Gebäude-Energieberater, Statiker, Softwareentwickler, Vermessungsingenieure und Medienvertreter dem holzwirtschaftlichen Interessenverbund an. Das gemeinsame Ziel heißt Holzbau komplett: von der Beratung über die Planung und Vorfertigung bis zur bezugsbereiten Ausführung von Wohnhäusern, Büro-, Gewerbe- und Zweckbauten in allen erdenklichen Formen und Größen.

Vertiefende Informationen über das Bauen mit Holz in allen fünf Gebäudeklassen gibt es vom Deutschen Holzfertigbau-Verband e.V. (DHV), Geschäftsstelle: Hellmuth-Hirth-Str. 7, 73760 Ostfildern, E-Mail: info@d-h-v.de, Web: https://d-h-v.de

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