Im EU-Parlament werden bereits konkrete Überlegungen zur Anpassung der bestehenden Lenk- und Ruhezeiten diskutiert. Erste Entwürfe sahen vor, jene Zeiten nicht mehr als Lenkzeit zu werten, in denen die Fahraufgabe reduziert oder vollständig vom Fahrzeug übernommen wird. Die aktuelle Parlamentsfassung beauftragt die EU-Kommission nun, Vorschläge zur Überarbeitung der Lenk- und Ruhezeitenverordnung zu entwickeln, die insbesondere die Rolle des Fahrers im autonomen Fahrzeug berücksichtigen. Branchenverbände verfolgen dabei klar das Ziel, passive Fahrphasen künftig nicht mehr als Lenkzeit einzustufen. Welche Folgen dies für Arbeits- und Bereitschaftszeiten hätte, ist bisher offen – ebenso wie die Frage nach einer möglichen Verlängerung der täglichen Einsatzzeiten.
Während einige Prognosen bereits von Hunderttausenden gefährdeten Fahrerarbeitsplätzen ausgehen, sehen andere Stimmen die Chance auf eine qualitative Weiterentwicklung des Berufsbildes. Der „Fahrer der Zukunft“ solle während automatisierter Fahrtsequenzen zusätzliche administrative oder logistische Aufgaben übernehmen und so zum multifunktionalen Logistiker werden.
Doch zahlreiche Fragen bleiben ungeklärt: Welche Fahrer verfügen über die notwendige Qualifikation, solche Tätigkeiten auszuführen? Werden administrativ ausgebildete Mitarbeitende bereit sein, wochenlange Abwesenheiten auf sich zu nehmen? Und wie sollen passive Mitfahrerzeiten künftig vergütet werden – insbesondere, wenn sie sich schwer in die betrieblichen Abläufe integrieren lassen?
Fazit: Die Transformation des Fahrerberufs darf nicht mit der Automatisierung industrieller Produktionsprozesse gleichgesetzt werden. Dort stehen besseren Arbeitszeiten und Vergütungen deutlich andere Rahmenbedingungen gegenüber. Ob eine Aufweichung der Sozialvorschriften im Transportsektor tatsächlich zu einer nachhaltigen Verbesserung führt, bleibt abzuwarten.