Mit einem symbolischen ersten Spatenstich auf dem Ernsthofgelände setzte am Donnerstag eine vierzigköpfige prominente Runde um Oberbürgermeister Stefan Mikulicz, Bürgermeister Wolfgang Stein, Bürgermeister Günther Kuhn und S.D. Ludwig Erbprinz zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg bei klirrender Kälte die Bauarbeiten in Gang.
Verpächter Erbprinz Ludwig zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg erinnerte an die niedrigen Preise für Landwirtschaftliche Erzeugnisse als Ergebnis der weltweiten Überproduktion - er sei daher froh, dass man in relatio einen Partner gefunden habe, mit dem die Flächen einer für die Menschheit sinnvollen Nutzung zuführen könne.
Der Wertheimer OB war voll des Lobes für alle Projektbeteiligten: Am 19. Mai 2009 sei man zum ersten Mal in dieser Sache zusammen gesessen und nur ein gutes halbes Jahr später könne man mit dem Bau beginnen - das sei eine Glanzleistung, die nur möglich gewesen sei, "weil alle ihr Bestes gegeben haben". Auch bei einem solchen Termin müsse alles seine Ordnung haben - der Oberbürgermeister zückte einen Umschlag: "Bevor wir zum ersten Spatenstich schreiten, müssen Sie noch die Baugenehmigung unterschreiben, damit keine illegalen Erdbewegungen stattfinden".
"Der Zeugungsschmerz liegt hinter uns", meinte Dörlesbergs Ortsvorsteher Udo Schlachter "jetzt beginnt die Geburt!" Er überbrachte Segenswünsche für das Projekt - "hoffen wir, dass außer den geplanten Arbeiten nichts passiert".
"Als Versicherer müssen wir das uns anvertraute Kapital solide, langfristig sicher und zukunftsorientiert investieren", sagte Sylvia Knittel, Pressesprecherin der SV SparkassenVersicherung, daher sei Photovoltaik eine gute Kapitalanlage für ihr Unternehmen. Darüber hinaus freue sie sich besonders, dass das Geld in der Region bleibe, denn die SV sei ein Regionalversicherer.
Bernd Bodmer Geschäftsführender Gesellschafter der relatio, freue sich nicht nur wegen des guten Weines, dass er in nächster Zeit öfter einen Grund habe, in diese Region zu kommen: "Eine schöne Gegend mit angenehmen Menschen ist das hier" Der Erbprinz habe ihm vor kurzem anvertraut, dass er dem Projekt anfangs höchstens eine Chance von fünf Prozent auf Verwirklichung gegeben habe. "Auch in dieser Einschätzung hatten wir eine hundertprozentige Übereinstimmung, denn ich selbst hielt es zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht für besonders wahrscheinlich, dass es bis zur heutigen Veranstaltung kommen wird."
Andreas Schneider, Director Investor Relations des Balinger Unternehmens, erläuterte bei die aktuellen Eckdaten des Projekts, die in der Planungsphase aufgrund der spannenden Marktsituation mehrmals angepasst wurden: Die 85 Hektar große Fläche auf dem Ernsthof gliedert sich in zwei Bauabschnitte, von denen der erste mit einer Gesamtleistung von 7 Megawatt peak und einem Investitionsvolumen von rund 20 Millionen Euro bis Ende März fertig gestellt sein soll. Investor ist ecosenergy, ein Tochterunternehmen der SV SparkassenVersicherung. Der zweite Bauabschnitt mit rund 30 Megawatt peak soll unmittelbar folgen - geplanter Fertigstellungstermin ist Ende Juli.
relatio greift dabei auf regionale Ressourcen zurück: Zeitweise werden auf der Baustelle über 100 Arbeiter beschäftigt. "Wir gehen davon aus, dass höchste Anstrengungen nötig sein werden, um das ehrgeizige Fertigstellungsziel zu erreichen, erklärte Andreas Schneider von relatio.
Zunächst wird die Baustelle eingerichtet: Ein großes Kommissionier- und Montagezelt soll Raum bieten, um möglichst viele Komponenten wie Modultische und iBOXen vormontieren zu können. Ein gut ausgestattetes Baubüro darf nicht fehlen, ebenso ein Anlieferungslager. Die Logistik wird zur Herausforderung, denn eine Menge Material muss zur rechten Zeit am rechten Ort sein. So sind es allein im ersten Bauabschnitt 31.280 Solarmodule, 68 Modultische zu je 115 Modulen montiert werden. Der zweite Bauabschnitt umfasst 18 Blöcke mit je 60 Modultischen.
Damit sich interessierte Bürger über das Projekt informieren können, errichtet relatio ein Solarinformationszentrum auf dem Ernsthofgelände.
Ortsvorsteher Udo Schlachter sieht seine Gemeinde damit auf dem Weg zum größten Solarstrom-Standort Europas. Der Ernsthof-Solarpark bringt eine CO2-Einsparung von rund 5.600 Tonnen pro Jahr mit sich.