Da in Mitteleuropa und Nordamerika kaum noch ein Wachstum der Automobilindustrie zu verzeichnen ist, waren wir herausgefordert, für neue Standorte außerhalb dieser Regionen wettbewerbsfähige Produktionskonzepte zu entwickeln. Insbesondere der komplexe Lackierprozess musste grundlegend überdacht werden.
Waren Ihre Überlegungen von Erfolg gekrönt?
Wir haben in der Verfahrenstechnik die etablierten Prozesse komplett in Frage gestellt und auf Basis unserer Erfahrungen und des langjährigen Knowhows eine Vision entwickelt, die eine vollständig modulare Lackieranlage mit teilweise völlig geänderten Prozessabläufen vorsieht.
Viele Versuche in unserem Lackiertechnikum in Feuchtwangen, Deutschland, sicherten unsere Ideen ab. Die Ergebnisse besprachen wir mit unseren Kunden und mussten dann Anlagenbauer überzeugen, ein derartiges Lackieranlagenkonzept mit uns umzusetzen. Es ist gelungen, die Firma Dürr als einen der weltweit größten Lackieranlagenbauer zu gewinnen und über einen entsprechenden Entwicklungs- und Liefervertrag einen Knowhow-Vorsprung für REHAU abzusichern.
Da Patentrecherchen gezeigt haben, dass wir in unser modulares Anlagenkonzept viele neue Ideen einbringen können, haben wir auch zahlreiche Patentanmeldungen durchgeführt.
Welche Vorteile ergeben sich aus der neuen Technologie - für REHAU und den Kunden?
Der besondere Clou bei diesen neuen Prozesstechnologien ist die sehr kompakte Ausführung, die es zulässt, dass alle Baugruppen in vorgefertigten Modulen hergestellt werden können, die dann im jeweiligen Produktionswerk zusammen gebaut werden.
Jedes dieser Module ist bereits beim Hersteller funktionsfähig und getestet, so dass sowohl der langwierige Aufbau als auch der Inbetriebnahmeprozess auf einen Bruchteil der bisherigen Zeiten reduziert werden können.
Gerade außerhalb der Hochtechnologieländer ist diese Vorgehensweise von unschätzbarem Vorteil, weil mit einer sehr viel kleineren Mannschaft hochqualifizierter Mitarbeiter die Anlage aufgebaut und in Betrieb genommen werden kann. Wir sind damit in der Lage, unseren Kunden verbindliche Termine für die Lieferung unserer Bauteile zu geben.
Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?
Ja. Im Oktober 2008 war die Pilotlinie an unserem Werksstandort Viechtach in Deutschland soweit aufgebaut, dass wir das neue Anlagenkonzept testen konnten; mit dem Anlagenlieferanten Dürr wurden in vielen Abstimmungsrunden Detailoptimierungen durchgeführt, die nun auf weitere Serienanlagen übertragen werden.
Die Idee, dass die einzelnen Module ohne Engineering-Aufwand für zukünftige Anlagen übernommen werden und einen Standard bilden, konnte somit erfolgreich umgesetzt werden. Das Ergebnis sehen Sie hier, an unserem neuen Werksstandort in Port Elizabeth, Südafrika.