Leider hat sich die agile Vorgehensweise noch nicht bis zum Einkauf von IT-Leistungen durchgesetzt. Software-Projekte werden zum Großteil, noch wie in den 90ern, durch Werkverträge zum Pauschalpreis angeboten. Ohne Analyse ist das "Werk" jedoch zu wenig oder gar nicht beschrieben. Das heißt, agile Projekte auf Werkvertragsbasis sind schon alleine deswegen zum Scheitern verurteilt, weil das Ergebnis nicht bekannt ist bzw. im Zuge des Entwicklungsprozesses so starken Änderungen unterworfen ist, dass das Endprodukt nur noch in groben Zügen mit der ursprünglichen Idee zu tun hat.
Für Abnehmer und Anbieter stellt das ein erhebliches Konfliktpotential dar. Wird nach Aufwand verrechnet, also "Time-and-Material", ist der Auftragnehmer nicht sonderlich daran interessiert die Fertigstellung zu forcieren, sondern daran möglichst viele Stunden zu schreiben um mehr zu verdienen. Der Auftraggeber wird den Punkt erreichen, an dem er den Geldhahn zudreht. Wird zum Fixpreis verrechnet, begibt sich der Auftragnehmer in eine unheimliche Abhängigkeitssituation und kann an einem Projekt, aufgrund mangelhafter Beschreibung oder Management, auch sterben. Alle zwei Varianten sind nicht im Interesse von beiden Vertragspartnern.
Agile Software-Verträge wirken dieser Unrechtmäßigkeit entgegen. Der Fokus liegt auf Zusammenarbeit und einer fairen Verteilung des Risikos. Dabei können Budgets variabel aber auch fixiert (agiler Festpreis) sein. Gemeinsam wird ein Rahmen erarbeitet, der die Kriterien zur Kooperation festlegt. Beide Vertragspartner sind motiviert aktiv am Projekt mitzuwirken und gelangen zu einer optimalen Lösung: Nämlich ein vernünftiger Verdienst für den Auftragnehmer und ein kalkulierbarer Preis für den Auftraggeber.
openForce arbeitet seit zwei Jahren mit agilen Software-Verträgen und hat damit sehr gute Resultate erzielt. "Der Softwarevertrag muss dem agilen Prozess Rechnung tragen", so Gerhard Hipfinger, Geschäftsführer von openForce. "Arbeiten beide Parteien aktiv am Projekt mit, wird ihr Nutzen dadurch ungleich höher."