Das Kunstprojekt art 2.0 setzt sich mit dem Web 2.0, seinen technischen Ansprüchen, seiner gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedeutung auseinander. Im November 2007 rief der Berufsverband der Kölner Internetunternehmen KünstlerInnen aus Stadt und Region dazu auf, ästhetische Antworten auf die Frage "Was ist das Web 2.0?" zu finden.
Eine fünfköpfige Jury nominierte aus den zahlreichen Einsendungen acht Arbeiten, die vom 15. bis 30. Mai 2008 in einer Ausstellung in den Räumen des KIU-Mitgliedsunternehmens sym.net zu sehen waren. Zusätzlich fanden verschiedene Themenabende zur Beleuchtung von Relevanz und Perspektiven des Web 2.0 statt. art 2.0 begründete damit im Kölner Raum eine einzigartige Plattform für Kunst im digitalen Zeitalter.
"Das Netz ist der größte öffentliche Raum mit den kürzesten Entfernungen", erklärt Oliver Held. Eine Verbindung zur Nicht-Virtualität zu schaffen, war die Idee hinter der Aktion Cookie: Am 5. Mai 2008 verließ der Künstler sein Atelier in Ehrenfeld und startete mit einem Skateboard zu sechs Bürgerämtern der Stadt Köln. Das Blöde: er kann gar nicht Skateboard fahren. Also war er auf die Mithilfe freundlicher Passanten angewiesen, die ihn ein Stück ziehen. Insgesamt 22 km legte Oliver Held zurück und erreichte bereits nach zwei Tagen sein Ziel. Auf dem Weg geknüpfte Bekanntschaften dokumentierte Oliver Held mit Fotos, einem Videofilm und in einem Tagebuch. Die Aktion und dazugehörige Installation überzeugten die Jury. Sie prämierte die Aktion Cookie mit dem ersten KIU-Kunstpreis, der mit 1.000 Euro dotiert ist.
Als typisches Web 2.0-Element griff die art 2.0-Ausstellung das Tagging auf. Alle Besucher waren aufgefordert, ihre spontanen Assoziationen zu den Arbeiten auf Post-Its zu hinterlassen. Eine neue Form des Dialogs zwischen Künstlern und Besuchern, inspiriert durch Marcel Duchamps Aussage "Der Betrachter vervollständigt das Kunstwerk." Insgesamt wurden 409 Zettel verklebt, 109 davon zur Arbeit 4YEO-Lebenswelt_Computer von den Onlineredakteuren der FH Köln. Sie erzielten damit den Publikumspreis.
Das Kunstprojekt art 2.0 fand in diesem Jahr zum ersten Mal statt und wurde mit Ausnahme einiger Sachspenden komplett durch die Kölner Internet Union finanziert. Für 2009 haben bereits mehrere Sponsoren ihr Interesse angemeldet. art 2.0 ist ein Open Source-Konzept, das gerne von Firmen und Institutionen anderer Städte übernommen und adaptiert werden darf.
Über Oliver Held
Oliver Held war u.a. Meisterschüler bei Prof. Lutz Mommartz an der Kunstakademie Münster und hat seit 1994 bereits zahlreiche Videos, Videoobjekte und Installationen z.B. in Chicago, Amsterdam, Düsseldorf und Münster präsentiert. Mehr Informationen unter http://www.oliverheld.net.
Nominierte Künstler:
Christiane Lünskens: Blog/Doku zum Projekt "305to226"
Stephan Brenn: Drahtkunst zum Begriff "Alltag"
Onlineredakteure FH Köln: Projekt "4YEO-Lebenswelt_Computer"
Florian Kuhlmann: Digitale Malerei "spectaculartakeoverbattle"
Renate Goretzki: Multimedia-Projekt "Sequenz"
Maximilian Erbacher: Installation "New Folksonne"
Oliver Held: Aktion "Cookie"