Anlass für die Notwendigkeit von Neuwahlen waren Differenzen zwischen dem Vorstand und dem Präsidenten. Die Auseinandersetzungen um Sachthemen und den präsidialen Führungsstil führten zum Rücktritt des gesamten Vorstands. In einem anspruchsvollen Schlichtungsverfahren war der Versuch unternommen worden, den Konflikt im Vorstand zu bewältigen, der jedoch misslang. Der Vorstand übertrug die Entscheidung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung.
In der Stuttgarter Tagespresse war spekuliert worden, ob die Ingenieurkammer vor einer Zerreißprobe steht. Durch einen so genannten offenen Brief, den Präsident Günther Volz am Vorstand und an der Schriftleitung des ingkamm vorbei auf die Seite 1 der amtlichen Kammermitteilungen lanciert hatte, entstanden eine Vielzahl von Vermutungen und Spekulationen.
Die rund 370 erschienen Mitglieder – noch nie waren so viele zu einer Mitgliederversammlung gekommen – hörten die Ausführungen der Parteien, nachdem Herr Volz die Mitgliederversammlung eröffnet hatte. Herr Volz stand im Verlauf der folgenden Aussprache in zahlreichen Redebeiträgen von Mitgliedern im Mittelpunkt der Kritik.
In Anbetracht des Diskussionslage und nachdem einer seiner Kandidaten seine Kandidatur bereits zurückgenommen hatte, zog das gesamte Team um Herrn Volz seine Kandidatur zurück. Zur Wahl standen dann nur die 8 Kandidaten um den seitherigen Vizepräsidenten Rainer Wulle.
In allen – geheim durchgeführten – Wahlgängen erhielten die Kandidaten jeweils überwältigende Mehrheiten von über 90 % der abgegebenen Stimmen. Diplomingenieur Rainer Wulle, Beratender Ingenieur und Prüfingenieur für Baustatik in Stuttgart, erhielt von 362 abgegebenen Stimmen 352 oder 97,27 %.
Der neue Präsident Rainer Wulle erläuterte die Vorstellungen des neuen Vorstandes über die Zukunft der Ingenieurkammer. Nach rund 3 Stunden war die Versammlung vorbei. Die Verbundenheit der Ingenieure aller Fachrichtungen und der Wille zur gemeinsamen Zukunftsgestaltung war mit einer noch nie zuvor da gewesenen Deutlichkeit im Saal greifbar geworden. Das Arbeitsprogramm für den neuen Vorstand. umfasst unter anderem die Schwerpunkte neue Landesbauordnung, neues Ingenieurkammergesetz und Evaluierung der Verwaltungsreform. Rainer Wulle: „Nach Monaten der Lähmung können nun endlich die anstehenden Aufgaben kurzfristig und zielgerichtet angegangen werden. - Die Kammer ist aus der kurzzeitigen Krise gestärkt hervorgegangen.“