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Zuversicht nicht verlieren

Gemeinsame Veranstaltung von IHK Ostwürttemberg und Stadt Schwäbisch Gmünd

(PresseBox) (Heidenheim, )
RÜDIGER VON FRITSCH, EHEMALIGER DEUTSCHER BOTSCHAFTER IN MOSKAU SPRICHT IM PREDIGER ÜBER AKTUELLE WELTPOLITISCHE FRAGESTELLUNGEN

Angesichts des Krieges in Europa und der vielen krisenhaften Entwicklungen in der Welt die Zuversicht nicht verlieren und sein Selbstvertrauen mobilisieren. Dazu hat der ehemalige Botschafter der Bundesrepublik in Warschau und in Moskau, Rüdiger von Fritsch, in einer gemeinsamen Veranstaltung von IHK und Stadt Schwäbisch Gmünd aufgerufen. Im vollbesetzten Festsaal des Predigers ordnete er die aktuellen Entwicklungen ein. Scheinbar unlösbare Probleme seien Zeiten kreativer Zerstörungen, die Chancen zu neuer Stärke böten, unterstrich der ehemalige Diplomat mit Verweis auf die Vergangenheit. Seine mehr als einstündige, frei gehaltene Rede empfanden viele als Mut machen, was sich in entsprechenden Wortmeldungen niederschlug. Während der präzise vorgetragenen Analysen hätte man eine Stecknadel fallen hören können, so aufmerksam wurden sie von den Zuhörerinnen und Zuhörern verfolgt, konstatierte IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler.

„Welt im Umbruch – wie kann es weitergehen“, war die Veranstaltung überschrieben. IHK-Präsident Markus Maier wurde in seiner Begrüßung konkret. Die Welt scheine aus den Fugen geraten zu sein, viele Fragen seien nicht zu beantworten, etwa die nach der Geltung von westlichen Werten und ob sie für Länder auf anderen Kontinenten überhaupt erstrebenswert seien, oder welche Rolle Deutschland und Europa künftig spielen werden. Als ob das alles nicht genug wäre, seien noch der brutale Überfall der Hamas aus dem Gazastreifen aus Israel und die Bedrohung der Huthi-Rebellen für den gesamten freien Welthandel hinzugekommen. Dies alles schlage sich in den wirtschaftlichen Perspektiven nieder, wobei noch hausgemachte Probleme hinzukämen.

Autokratische Systeme fielen irgendwann, weil sie zu keinem Wandel fähig seien, pflichtete ihm der Gmünder Bürgermeister Julius Mihm bei. Man müsse überlegen, an welchen Stellschrauben man drehen könne, um in eine friedliche und gelingende Zukunft zu kommen. Dies sei auch für die Weichenstellungen vor Ort wichtig, denn dort seien die Folgen etwa der Migration und des Zinsanstiegs durch einen steigenden Wohnraumbedarf zu spüren. „Es gibt täglich Auswirkungen auf die kommunale Ebene.“

Die Szenarien scheinen immer schwerer lösbar zu sein, bestätigte Rüdiger von Fritsch. Putin führe seinen brutalen Krieg in der Ukraine weiter. Er kenne nur einen Sieg und drohe dem Westen „so ein bisschen nuklear“. Zugleich drohe ein Konflikt in Nahost, die USA und Europa seien zerrissen, die deutsche Regierung scheine gelähmt und auch die Opposition nicht immer die beste Lösung anzubieten. All das drücke die Stimmung und spiele Populisten in die Karten. Früher, so komme es manchem vor, sei alles besser gewesen.

Deshalb richtete der Redner „als Historiker“, wie von Fritsch betonte, den Blick 50 Jahre zurück. Die beiden Supermächte USA und Sowjetunion seien sich in einem schrecklichen Rüstungswettlauf gegenübergestanden, in Vietnam habe ein furchtbarer Krieg mit hunderttausenden von Toten getobt, in Israel sei Krieg gewesen mit der Folge eines Ölpreisschocks, eines Sonntagsfahrverbots und einer Rezession, nachdem sich die Wirtschaft gerade erholt gehabt habe. Die so genannte Rote Armee Fraktion (RAF) habe im Land gemordet, Bundeskanzler Willy Brandt habe wegen einer Spionageaffäre zurücktreten müssen und in der Nato habe es mit Portugal, Spanien und Griechenland drei von Diktatoren regierte Länder gegeben. Die Stimmung sei pessimistisch gewesen und es sei folglich eben nicht alles besser gewesen als heute.

Aus dieser Beschreibung resultierte die Ermunterung des Redners, die Zuversicht nicht zu verlieren und sein Selbstvertrauen zu mobilisieren. Deutschland könne es schaffen und er habe in vielen anderen Ländern gehört: „Eure Probleme möchten wir haben!“

Man müsse die größeren Zusammenhänge sehen. Putin scheine zwar die Oberhand zu gewinnen und die Ukraine bekomme zu wenig Unterstützung. Aber dem Herrn im Kreml sei es auch nach zwei Jahren Krieg mit einer der größten Armeen der Welt  nicht gelungen, ein vergleichsweise kleines Land in die Knie zu zwingen und zu unterjochen. Er habe keines seiner Kriegsziele erreicht. Statt die Nato zu einem Abzug von der Ostgrenze zu zwingen seien ihr zwei weitere Länder beigetreten, die bisher neutral gewesen seien. Die USA hätten nicht, wie gefordert, ihren atomaren Schutzschild über Europa zurückgezogen, weil Putin durch eine internationale Neuordnung zurück ins 19. Jahrhundert wolle zur Politik der großen Mächte und ihrer Einflusssphären. Er wolle in Europa bestimmen, und deswegen sei es wichtig, die Ukraine zu unterstützen und ihm klarzumachen, dass es keinen Zweck habe, zur Gewalt zu greifen. Denn der Diktator im Kreml wolle keinen friedlichen Ausgleich. Von Fritsch warnte daher davor, auf einen Kompromiss mit Putin zu setzen, denn für den wäre Nachgiebigkeit ein Zeichen von Schwäche und eine Ermutigung zum Weitermachen.

Für den Kreml-Herrn sei aber ein neues Kriegsziel hinzugekommen. Er müsse seine Macht zuhause nun in der Ukraine verteidigen. Wenn sein Regime instabil zu werden drohte, würde er in seiner Logik abwägen, ob ihm die Fortführung des Krieges etwas bringt oder ob er besser zu Verhandlungen bereit sein sollte. Von Fritsch: „Gegenwärtig ist das unwahrscheinlich.“ Die Führung habe jedoch Angst vor dem eigenen Volk und fürchte einen plötzlichen Massenprotest wie seinerzeit in der DDR oder im so genannten arabischen Frühling.

Auch bei der Frage, ob Putin fest im Sattel sitze, sah der Redner einige Fragezeichen. Um die Macht zu sichern, bedürfe es einer ständigen Propaganda, die behaupte, dass Moskau als das „dritte Rom“ bedroht sei und dass es um die Verteidigung des Abendlandes gehe. Die Repression werde immer brutaler und die Mehrheit des Volkes ducke sich weg. Um es ruhig zu halten, mache Putin große Versprechungen und kündige soziale Wohltaten an. Das gehe aber nur so lange gut, solange Geld da sei. Daher seien die westlichen Sanktionen richtig, die auf eben dieses Geld zielten. Die Einnahmen aus Öl und Gas reichten  nicht aus, der Zukunftsfonds müsse angezapft werden und inzwischen würden 40 Prozent des russischen Staatshaushalts für den Krieg ausgegeben. Das Regime habe aber auch Angst vor einem unbekannten Anführer, der plötzlich auftauchen könnte wie einst in Polen der Gewerkschaftsführer Walesa.

Der Redner richtete seien Blick aber auch auf andere Weltregionen. Der Nahostkonflikt hänge indirekt mit dem Krieg in der Ukraine zusammen, denn bislang habe Israel die Hoffnung gehabt, dass Russland so viel Einfluss auf den Iran hat, dass es sicher leben könne. Da aber Putin abhängig sei von den Drohnenlieferungen aus Teheran, könne er kein Risiko eingehen, wenn, wie geschehen, die Hamas oder die Huthi-Rebellen von der Kette gelassen würden. Russland sei daher mitverantwortlich für den Konflikt in Nahost, in dem es überdies keine roten Linien gebe wie in der Ukraine.

Ein Schlaglicht warf der Ex-Diplomat auch auf China, das scheinbar wie Phoenix aus der Asche aufgestiegen sei, das aber mit dem Scheitern seiner Corona-Politik die größte Demütigung und Gesichtsverlust erlebt habe. Im Innern stehe die Kommunistische Partei vor großen Problemen finanzieller und wirtschaftlicher Art. Außerdem gingen dem Land die Menschen aus, denn die Bevölkerungszahl schrumpfe. China, so von Fritschs Vermutung, werde nicht zum Rabauken der Weltpolitik werden, sondern versuchen, mit den anderen verträglich auszukommen. Und es versuche auch, in der Ukraine zu vermitteln.

In seiner Analyse kam der Redner zu dem Schluss, Europa müsse seine Sicherheit selbst gewährleisten und alleine zurechtkommen, erst recht, wenn Donald Trump wieder ins Weiße Haus einziehen sollte. Auch Deutschland sei gefordert und müsse seine Prioritäten richtig setzen, nämlich vor allem in Sicherheit, Bildung, Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit investieren. Die Anlagen für eine gute Zukunft seien gegeben und es sei möglich, die Dinge trotz aller Schwierigkeiten zum Guten zu wenden.

Dies sah IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler auch für die Region Ostwürttemberg als gegeben an. Hier arbeiteten Wirtschaft, Wissenschaft und Politik an der Zukunftsoffensive. Das Geheimnis sei die Geschlossenheit und dass Menschen sich für den Staat engagierten.

Viktor Turad

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