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Auch christliche Unternehmen bieten keine paradiesischen Zustände

Eckart Hengstenberg zu Gast in Heilbronner IHK

(PresseBox) (Heilbronn, )
Christ und Unternehmer sein - funktioniert das überhaupt? Im Heilbronner Haus der Wirtschaft (IHK) ging Eckart Hengstenberg im Rahmen der Reihe "Kirche und Wirtschaft" vor 140 Zuhörern dieser Frage nach. Seine These: die Soziale Marktwirtschaft hat ihre Basis im Christentum. Durch das Einbringen christlicher Werte in die Unternehmenskultur können zudem die Effizienz der Mitarbeiter und der Erfolg des Unternehmens gesteigert werden. Im Anschluss folgte eine teils kontroverse Diskussion.

Praktizierte Nächstenliebe sei das zentrale Anliegen des christlichen Glaubens. Paradiesische Zustände könnten christliche Unternehmer ihren Mitarbeitern gleichwohl nicht bieten, machte Eckart Hengstenberg, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Rich. Hengstenberg GmbH & Co. KG mit Sitz in Esslingen gleich zu Beginn seines Vortrags deutlich. Denn Christen seien als Unternehmer genauso an die ökonomischen Gesetze gebunden wie andersgläubige Unternehmer auch. "Sie müssen in Krisensituationen sogar die gleichen Konsequenzen ziehen", so der bekennende Christ. Trotzdem sieht Hengstenberg die Soziale Marktwirtschaft mit der christlichen Ethik völlig im Einklang und verweist auf die Ursprünge dieses Wirtschaftsmodells im Denken der Philosophen und Theologen der katholischen und evangelischen Soziallehre des 19. und 20. Jahrhunderts. Ein Unternehmen anhand der Zehn Gebote erfolgreich zu führen ist Hengstenberg zufolge möglich. Dabei erweitert er sie allerdings um zwei weitere Leitsätze, die ihm besonders wichtig scheinen: "Du sollst zu Deinem Nächsten so freundschaftlich und solidarisch sein, wie zu Dir selbst" und "Schone die Umwelt so, dass sie für Deine Mitmenschen, die Tiere und Pflanzen auf dieser Welt, so wie für Deine Nachkommen und deren Umwelt lebenswert und liebenswert bleibt" sind weitere Regeln, die ihm in der heutigen Zeit unerlässlich erscheinen.

Zum Programm der christlichen Unternehmensführung für den Alltag zählen für Hengstenberg neben dem konsequenten Engagement für den Erfolg des Unternehmens unter anderem die Sozialpartnerschaft, eine an Wahrhaftigkeit, Offenheit und freundlicher Akzeptanz orientierten internen Kommunikation bis hin zur ökologischen Orientierung und fairen Vertragsverhandlungen mit Kunden und Partnern.

"Ich meine, dass durch das Einbringen christlicher Werte in die Unternehmenskultur die Effizienz der Mitarbeiter steigt, weil die Zusammenarbeit verbessert wird, weniger innere Reibungsverluste entstehen und damit mehr Erfolg am Markt erzielt wird", ist sich Hengstenberg sicher. Aber auch die Lebensqualität nehme zu. Denn: "Es macht einfach mehr Spaß, miteinander statt gegeneinander zu arbeiten."

Die anschließend von Ulrike Hagenbuch, Studioleiterin des Heilbronner SWR 4 - Frankenradios, moderierte Diskussion vertiefte das Thema. So gehören für Thomas Hinderberger, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Heilbronn, Marktwirtschaft und Christentum zusammen, denn Eigenverantwortung und Freiheit seien wesentliche Bestandteile von beidem. "Die vorrangige Aufgabe des Managements eines Unternehmens sollte der Erhalt der Solvenz des Unternehmens sein", gab er als Devise aus.

Für Prälat Hans-Dieter Wille gehört zum Unternehmertum vor allem auch Verantwortung. "Verantwortung heißt Rechenschaft abgeben", so der Heilbronner Prälat. "Die Misswirtschaft der Banken wurde jedoch bisher nicht verantwortet." Die Wirtschaft müsse zudem dem Menschen zugutekommen und dürfe die Umwelt und Folgen der Globalisierung nicht ausblenden.

Während Bernhard Löffler, DGB-Vorsitzender der Region Heilbronn-Franken für einen Mindestlohn warb, der es den Menschen ermögliche von ihrer Arbeit auch leben zu können, befürchtet Alois Schöllhorn durch flächendeckende Mindestlöhne den Abbau und das Abwandern von Arbeitsplätzen. "Christliche Werte müssen ökonomische Werte beeinflussen und nicht umgekehrt", erklärte der Böpple-Geschäftsführer und Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Heilbronn-Franken. Und er ist sich sicher: "Menschen, denen bewusst ist, dass sie im Letzten Gott Rechenschaft schulden, werden Anstand und Fairness auch dann gelten lassen, wenn die Verletzung dieser Regel ihnen einen Vorteil bringen würde."

"Was lässt sich von Mitarbeitern verlangen", fragte Ulrike Hagenbuch in die Runde. Hengstenberg verwies darauf, dass es hier wissenschaftliche Methoden zur Ermittlung gebe. "Dann muss man sich mit den Arbeitnehmern darüber unterhalten, was vernünftigerweise leistbar ist." Schöllhorn hingegen betonte, dass er als Geschäftsführer vor allem eines nicht machen dürfe: "Verantwortung wegdelegieren, anstatt sie anzunehmen." "Zur Zeit ist der typische Arbeitslose jung, gut ausgebildet und männlich. Der kann Eigenverantwortung gar nicht wahrnehmen", bemängelte hingegen Löffler.

Weitere Themen wie Sonntagsarbeit, bedingungsloses Grundeinkommen sowie Ökologie und Ökonomie sorgten auch nach Ende der von der IHK und dem Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer durchgeführten Veranstaltung für ausreichend Stoff zur weiteren Diskussion.
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