Geschäftslage ist deutlich besser
Die Einschätzung der derzeitigen Geschäftslage hat sich in den meisten Branchen stark verbessert, der Saldo konnte von 4,4 Punkte zum Frühsommer auf 18,9 Punkte in der Herbstumfrage zulegen. Die optimistischen Geschäftserwartungen vom Frühsommer haben sich somit erfüllt. Weniger Unternehmen schätzen ihre Situation schlecht ein. Derzeit sind 15,3 Prozent der Befragten unzufrieden, im Frühsommer waren es noch 19,4 Prozent. Nur der Einzelhandel und die Gastronomie bekunden eine schlechtere wirtschaftliche Lage.
Auch die Zukunftsperspektiven fallen deutlich optimistischer aus als in der Vorumfrage. 29,5 Prozent der befragten Unternehmen erwarten gute Geschäfte, nur 11,8 Prozent befürchten eine schlechte Wirtschaftsentwicklung. Der Saldo steigt um 12,1 Punkte im Vergleich zur Frühsommerumfrage im Mai. Die positive Entwicklung der Konjunktur zeigt, dass das Vertrauen in die deutsche Wirtschaft wieder gestärkt ist.
Das nach wie vor große Investitionsvolumen ist ein starker konjunktureller Impulsgeber. 27,6 Prozent der befragten Unternehmen werden mehr investieren, 21 Prozent halten sich mit ihren Ausgaben zurück. Weltweit vertrauen die Kunden wieder in die Stabilität des Aufschwungs und investieren vermehrt.
Auch das Exportgeschäft stabilisiert sich in einem hohen Bereich. 30,5 Prozent berichten von steigendem Exportvolumen. Nur 6,3 Prozent beklagen rückläufige Exportgeschäfte. Das stetige Wachstum der Schwellenländer führt zu einer Ausweitung des Exports technologie- und innovationsgeprägter Unternehmen.
Erfreuliche Nachrichten kommen auch vom Arbeitsmarkt: Es werden wieder mehr Unternehmen Mitarbeiter einstellen als Personal abbauen. Der Saldo verbessert sich von 4,2 Punkte auf 6,5 Punkte. 17,5 Prozent der Betriebe stocken ihre Belegschaft auf, 11 Prozent bauen Stellen ab. Das deutsche "Jobwunder" - weitgehende Beschäftigungsstabilität bei zwischenzeitlich erheblichen Umsatzeinbußen - geht weiter. Die Kurzarbeit hat einen erheblichen Beitrag dazu geleistet, dass sich das Beschäftigungsniveau so gut gehalten hat. Mittlerweile sind die Kurzarbeiterzahlen wieder rückläufig.
Der beachtliche Zuwachs in den Personalplänen verhindert, dass der private Konsum einbricht. Die Beschäftigten haben sichere Jobs und sind auch gerne bereit, mehr Geld für Waren und Dienstleistungen auszugeben. Dies kurbelt wiederum die Nachfrage in Einzelhandel und Gastgewerbe an und beschert den Unternehmen höhere Umsätze.
"Die Konjunktur ist wieder auf dem Vorkrisenniveau. Zum vierten Mal in Folge berichten die Unternehmen von besseren Geschäften als in der jeweiligen Vorumfrage. Damit ist die Krise in der Region Bonn/Rhein-Sieg überwunden. Die Unternehmen haben wieder Vertrauen in die Wirtschaft gefasst. Sie sind bereit zu investieren, neue Projekte anzugehen und zusätzliches Personal einzustellen. Gut laufende Geschäfte und positive Zukunftserwartungen haben die Unsicherheiten vertrieben. Zusätzlich hat die Weltwirtschaft weiter angezogen. Davon profitieren auch die hiesigen Unternehmen, sowohl unmittelbar durch gestiegene Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen, als auch mittelbar durch einen globalen Aufschwung", sagte Dr. Ernst Franceschini, Präsident der IHK Bonn/Rhein-Sieg, bei der Vorstellung der IHK-Konjunkturumfrage zum Herbst 2010: "Beachtlich ist, dass gerade die Länder, die die tiefsten Einbrüche durch die Krise verzeichneten, sich am schnellsten wieder erholt haben. Auch Deutschland gehört dazu. Die Bundesregierung hat mit den Konjunkturpaketen I und II die richtigen Maßnahmen zur richtigen Zeit eingeleitet. Dennoch muss der Konsolidierungskurs auch weiterhin im Auge behalten werden, erst recht in wirtschaftlich guten Zeiten", fordert Dr. Franceschini.
Die einzelnen Branchen im Überblick
In fast allen Branchen verbessert sich das Stimmungsbild erneut. Nur das Gastgewerbe verzeichnet eine eingetrübte Stimmungslage: Der Klimaindikator ist von 91,5 Punkte auf 82,9 Punkte gefallen. Das Gastgewerbe ist somit die einzige Branche unter der 100er Schwelle, d.h. dass mehr Unternehmen von schlechten als von gut laufenden Geschäften berichten. Differenziert man nach Gastronomie und Hotellerie, so zeigt sich, dass die Gastronomen einen Einbruch im Konjunkturklima haben, während die Hoteliers leicht zulegen können. Der Klimaindex der Gastronomie ist von 92,5 Punkte auf 71 Punkte gefallen, der Index der Hotellerie ist von 89,9 Punkte auf 96,8 Punkte gestiegen. Die Hoteliers profitieren von dem breiten Angebotsspektrum in der Branche. Dies zieht sowohl Touristen als auch Geschäftskunden in die Region. Nicht zuletzt haben die jüngsten Ansiedlungen neuer Hotels zu einer größeren Vielfalt geführt, welche von den Kunden geschätzt wird. Den größten Anstieg verzeichnen die Dienstleister. Der Klimaindex springt von 113,4 Punkte auf 139,5 Punkte. Dicht gefolgt werden die Dienstleister von der Industrie. Auch die Industriebetriebe können deutlich aufholen: Der Klimaindex steigt von 107,6 Punkte auf 123,8 Punkte. Die Industrie profitiert insbesondere von dem weltweiten Konjunkturauf-schwung. Dieser beschert ihr eine steigende Nachfrage, besonders aus den Schwellenländern, die die Qualität der hiesigen Produkte zu schätzen wissen. Ebenso kann der Handel eine erfreuliche Verbesserung des Klimaindex von 106,3 auf 117,2 Punkte nachweisen.