Hintergrund: 2008 haben in Nordrhein-Westfalen 88.063 Schülerinnen und Schüler die Schule mit der Fachoberschulreife (mittlerer Bildungsabschluss FOR) verlassen. Erreicht haben diesen Abschluss 96,3 Prozent der Realschüler, 30 Prozent der Haupt- und 37,9 Prozent der Gesamtschüler. Ein Großteil der FOR-Absolventen setzt danach seine Schullaufbahn zumeist an den Berufskollegs fort, die mit ihren (höheren) Berufsfachschulen, den Wirtschaftsgymnasien oder Assistenten-Bildungsgängen eine Alternative zur beruflichen Ausbildung zu bieten scheinen. Für viele dieser Schülerinnen und schüler ist die weiterführende Schule aber nicht der richtige Weg, sondern führt häufig in eine Bildungssackgasse. Viele von ihnen erkennen zu spät, dass sie dem Oberstufenstoff nicht gewachsen sind, was nicht selten zum Schulabbruch führt. Statt mit dem begehrten höherwertigen Schulabschluss in der Tasche verlassen sie die Schule nun demotiviert mit einem schlechteren Abgangs- oder Zwischenzeugnis und haben als Abbrecher deutlich geringere Vermittlungschancen auf dem Ausbildungsmarkt.
Demgegenüber stellen FOR-Absolventen für die Wirtschaft ein hohes Ausbildungs- und Entwicklungspotenzial dar, um langfristig den dringend benötigten Fachkräftenachwuchs zu sichern. Dazu Stefan Noppenberger, Personal und Soziales - Berufsbildung - Metro AG, Düsseldorf: "Entgegen der vielfach bei Schülern, Lehrern und Eltern vorherrschenden Meinung haben Schulabgänger bei der Metro Group auch direkt und ohne weitere schulische Umwege mit mittlerem Bildungsabschluss (Fachoberschulreife) ausgezeichnete Ausbildungs- und Karriereperspektiven. Sowohl in den klassischen Handelsberufen als auch in den Back-Office-Bereichen haben talentierte und engagierte junge Menschen hervorragende Einstiegschancen." Und Universitäts-Professor Dr. rer. nat. Aloys Krieg, Prorektor der RWTH Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule, Aachen, ergänzt: "Mit rund 730 Ausbildungsplätzen in mehr als 20 Berufen in Werkstatt, Labor, Konstruktionsbüro oder Sekretariat sind wir der größte Ausbilder im Kammerbezirk Aachen. Bis auf einen Ausbildungsgang stehen unsere Ausbildungsangebote jedem Absolventen mit Fachoberschulreife offen."
Zu der "Hitliste" von Berufen, die für FORler besonders geeignet seien, gehörten so attraktive Ausbildungen wie die zum/zur Kaufmann/frau im Einzelhandel, Industriekaufmann/frau, Kaufmann/frau für Bürokommunikation, Elektroniker/in für Betriebstechnik, Verkäufer/in, Bürokaufmann/frau, Fachkraft für Lagerlogistik, Koch/Köchin, Kaufmann/frau im Groß- und Außenhandel, Hotelfachmann/frau, Zerspanungsmechniker/in, Restaurantfachmann/frau, Kaufmann/frau für Spedition- und Logistikdienstleistungen, Chemikant/in sowie Mechatroniker/in.
Wem das nicht genüge, der könne, so die IHKs, auch ohne den Umweg über weiterführende Schulen und das Abitur die Hochschule erreichen. Denn seit März 2010 könnten alle, die über eine abgeschlossene Berufsausbildung und über eine anschließende, mindestens dreijährige Berufserfahrung verfügten, in Nordrhein-Westfalen ohne weitere Voraussetzungen die Fächer studieren, die ihrer Ausbildung und Berufspraxis entsprächen. Wer ein anderes Fach studieren wolle, müsse einen Eingangstest bestehen, um auch jeden anderen Studiengang an einer Hochschule in NRW besuchen zu können. "Der Einstieg über eine Ausbildung lohnt sich also für beide Seiten. Junge Leute sparen Zeit, verdienen ihr eigenes Geld und stehen früher auf eigenen Beinen. Die Unternehmen wiederum würden sich über einen großen Zustrom interessierter und engagierter Nachwuchskräfte freuen. Und deshalb hoffen wir, mit 'FOR+ = Zukunft sofort!' möglichst viele Schülerinnen und Schüler neugierig auf eine Ausbildung zu machen und umgekehrt natürlich auch auf ebenso viele Unternehmen, die der Initiative 'FOR+ = Zukunft sofort!' noch beitreten werden", appelliert Siepmann.