Laut Angaben der Deutschen Telekom sind diese erheblichen Korrekturen nach unten vor allem auf starke Wechselkursschwankungen in wichtigen Märkten, insbesondere Großbritannien und Polen, zurückzuführen; sie sorgen dennoch für Überraschung, denn die betreffenden Währungen waren bereits vor der am 27. Februar veröffentlichten Gewinnerwartung gegenüber dem Euro entwertet worden. Insofern kann diese Entwicklung eher als Hinweis darauf interpretiert werden, dass sich das operative Umfeld der Deutschen Telekom seit Februar weiter verschlechtert hat, vor allem im Ausland. Die Umsätze im ersten Quartal 2009 waren von den sinkenden Roaming-Einnahmen für internationale Mobilfunkgespräche im Zuge eines geringeren Reiseaufkommens in Mitleidenschaft gezogen worden, was sich besonders stark in den USA, Großbritannien und Polen bemerkbar machte. Auch die Gewinnung von Neukunden bzw. die Bindung der angestammten Kundenbasis hat sich wegen des härteren Wettbewerbs verteuert.
In Reaktion auf diese Entwicklungen will die Deutsche Telekom ihre Kosten senken - eine vollkommen vernünftige Entscheidung, wie sie auch nicht anders zu erwarten war. Allerdings sollte der Kommunikationsanbieter die Chance, die die Wirtschaftskrise bietet, dabei nicht aus den Augen verlieren, nämlich die Möglichkeit eines antizyklischen Vorgehens in bestimmten Bereichen zwecks besserer Alleinstellung und Differenzierung. So könnte man beispielsweise Investitionen in nahtlose mobile Breitbandverbindungen für die Datenübergabe zwischen Mobilfunk- und Wifi-Netzen ins Auge fassen, um so die führende Stellung im deutschen Markt für Festnetzbreitbandanschlüsse sowie die eigenen Wifi-Hotspot-Netze wirksam zum weiteren Ausbau der Marktposition nutzen.
In diesem Zusammenhang besteht für die Deutsche Telekom ein großes Risiko darin, dass sich die bereits angekündigte Zusammenlegung der Festnetz- und Mobilfunksparte verzögern könnte. Das Management dürfte in der jetzigen Situation versucht sein, sich verstärkt auf Kostensenkungspotenziale zu konzentrieren, anstatt andere anstehende Themen anzugehen, zum Beispiel die Entwicklung innovativer Konvergenzangebote (wie sie von den Mitbewerbern in den nächsten Monaten auf den Markt gebracht werden), attraktive, ausgewählte M&A-Möglichkeiten und den Kulturwandel im Unternehmen und bei den Mitarbeitern. So verführerisch es auch sein mag, "die alte Maschine noch einmal zum Laufen zu kriegen", besteht nach Meinung der IDC-Experten für die Deutsche Telekom doch das große Risiko, im unumgänglichen Wandlungsprozess hin zum IP-basierten Kommunikationsunternehmen kostbare Zeit zu verlieren.