Während Ökonomen die weitere wirtschaftliche Entwicklung der CEE-Länder differenziert betrachten, schätzen Manager mit überwiegender Mehrheit die CEE-Region als Produktionsstandort wie Absatzmarkt weiterhin attraktiv ein. Die zunehmende wirtschaftliche Reife der CEE-5-Region hat aber zu steigenden Lohnkosten und einem härteren Wettbewerb geführt. Daher zeigt sich ein klarer Trend Richtung Osten: Beinahe zwei Drittel der befragten Unternehmen sehen die GUS-Staaten als zukunftsträchtigen Produktionsstandort. Lediglich je ein Viertel der befragten Unternehmen sehen die CEE-5 und die baltischen Länder bzw. die "EU-Neulinge" Rumänien und Bulgarien als potenzielle Fertigungsstandorte.
Bis dato befinden sich erst zehn Prozent der Produktionsstätten in CEE im GUS-Raum. Mehr als die Hälfte österreichischer, deutscher und Schweizer Firmen ist in den reifen CEE5-Märkten und in den baltischen Staaten ansässig. Über 20 Prozent haben Standorte in den "neuen" EU-Beitrittsländern Rumänien und Bulgarien. "Russland und die Ukraine sind nun die Top-Kandidaten für den Aufbau von Produktionsstandorten in den nächsten fünf Jahren", folgert Christoph Kopp, Studienleiter bei Horváth & Partners in Wien. Es folgen mit einigem Abstand Rumänien, die Türkei, Polen, Weißrussland und Kroatien.
Der Trend Richtung Osten zeigt sich auch im durchschnittlichen Alter der Fertigungsstandorte: Während Firmenableger in CEE-5 und in den baltischen Ländern im Schnitt vor acht Jahren gegründet wurden, bestehen Standorte in Südosteuropa, Rumänien und Bulgarien durchschnittlich sechs Jahre, Niederlassungen in den GUS-Staaten erst rund zwei Jahre.
Niedrige Lohnkosten und hohes Absatzpotenzial
Als künftiger Produktionsstandort sind die GUS-Staaten aufgrund ihrer niedrigen Lohnkosten (Industriearbeiter verdienen dort nur rund ein Zehntel ihrer Kollegen in Deutschland und Österreich) und wegen des großen und wachsenden Absatzmarktes hoch attraktiv - trotz teilweise instabiler politischer Lage, ineffizienter öffentlicher Verwaltung und schlechter Infrastruktur.
Anders als bei den meisten Produktionsstandorten, die nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs in der CEE-Region als rein verlängerte Werkbank errichtet wurden, dienen die nun in den GUS-Staaten errichteten Standorte verstärkt auch der Versorgung der regionalen Märkte mit dort gefertigten Produkten. Den CEE-5-Ländern werden künftig neue Aufgabengebiete zukommen. Sie werden langfristig als möglicher Standort für CEE-Headquarters, technologie- und wissensintensive Fertigung und Shared Service Center eingestuft.
Über 100 Unternehmen mit CEE-Erfahrung befragt
Für die Studie "Erfolgsfaktoren der Standortverlagerung nach CEE" wurden insgesamt 111 Unternehmen aus der DACH-Region und aus unterschiedlichen Branchen befragt. Sie gaben Auskunft zu den sieben Standort- und Erfolgsfaktoren für ein Engagement in den CEE-Ländern. 68 Prozent aller Unternehmen gaben an, schon länger als drei Jahre in Zentral- und Osteuropa aktiv zu sein, der Rest ist zwischen ein und drei Jahren mit Produktionsstandorten vor Ort.