Mit rund 16 Millionen über Kabel und DVBT versorgten, d.h. ca. 40% der deutschen Fernsehhaushalte und damit rund 36 Mio. möglichen Zuschauern, hätten die Lokalsender mit dem am 6. Oktober in Leipzig gegründeten BLTV endlich auch eine funktionsfähige bundesweite Organisation geschaffen und sich "als Dritte Kraft" in der deutschen Fernsehlandschaft aufgestellt. "Damit stehen wir am Anfang der Formierung eines Mediengiganten, der die Werbewirtschaft aufhorchen lassen wird. Die Bündelung der Reichweite und damit ein einfach buchbares Angebot für die Werbewirtschaft ist eine der vordringlichsten Aufgaben unseres neuen Verbandes", sagte Böhm.
Diese Rolle der Lokalsender werde durch die zentrale Zuführung des digitalen Sendesignals der ca. 200 Sender begünstigt, womit sich die einmalige Chance biete, einen vielfältigen, hundertfachen Globalplayer in der bundesdeutschen Fernsehszene zu etablieren. So seien allein im Vorstand des Bundesverbandes Lokal-TV bereits sechs Bundesländer vertreten die allein ca. 1,6 Mio. Zuschauer mit Lokal-TV-Angeboten versorgen.
Wie Böhm weiter mitteilte, seien zurzeit im BLTV 67 Lokalsender repräsentiert. Schwerpunkt sei derzeit Zeit noch Ostdeutschland, die Verbindungen nach Westdeutschland sollen in den nächsten Monaten systematisch ausgebaut werden. Entsprechende Interessensbekundungen lägen bereits vor.
Der Vorsitzende teilte außerdem mit, dass neben ihm als Hauptgesellschafter des thüringischen Senders Salve TV, einstimmig Mike Bielagk (ARiS, Sachsen) und Marcus Ahrens (FSA, Sachsen-Anhalt) als stellvertretende Vorsitzende, Heinz-Peter Labonte (Gesellschafter der WMZ GmbH, Brandenburg und Vorsitzender des Fachverbandes Rundfunkempfangs- und Kabelanlagen - FRK) als Schatzmeister und als Beisitzer, Werner Peter (Nordost TV, Mecklenburg-Vorpommern), und Sebastian Labonte (WMZtv Frankfurt (Oder)) gewählt worden seien. Als Sitz des Verbandes wurde Frankfurt (Oder) beschlossen.
In der Gründungsversammlung in Leipzig habe Einigkeit geherrscht, dass Lokalfernsehsender zu koordinieren, gemeinsame Interessen zu vertreten und die wirtschaftliche Situation der lokalen Sender zu verbessern die vordringlichsten Aufgaben des BLTV seien.
Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit werde in Zukunft die Verwendung der GEZ-Haushaltsgebühr als Ersatz der GEZ-Gerätegebühr sein, weil man nach eigenen Berechnungen davon ausgehe, dass es zu Mehreinnahmen bei den TV-Gebühren i.H.v. mindestens 200 Mio. € pro Jahr kommen werde, die einerseits den auf Senderfinanzausgleich angewiesenen Sendern RBB, Radio Bremen und dem Saarländischen Rundfunk sowie über die Landesmedienanstalten den lokalen TV-Sendern zugutekommen sollten. Denn bei den Lokalsendern sei in den letzten Jahren die kommunale, regionale und journalistische Kompetenz stark gewachsen. So könnten in diesen Sendern:
- Politiker noch einen Gedanken ohne Unterbrechung zu Ende formulieren,
- BürgerVerbände und Wirtschaft ihre Anliegen ausführlich vortragen,
- wirkliche Meinungsbildung und direkte Demokratie stattfinden.
Lokal-TV leiste längst einen maßgeblichen Beitrag zur lokalen Meinungsvielfalt, erfülle damit einen quasi öffentlich-rechtlichen Status und sei für die Meinungsvielfalt und die demokratische Entwicklung sowie die Teilhabe am öffentlichen Meinungsbildungsprozess unverzichtbar. Gerade dieser Ansatz finde bei Landes- und Regionalpolitikern zunehmend Zustimmung. Durch gemeinsame, einheitliche, zertifizierte Reichweitenerfassung wolle der Verband in Zukunft die Werbewirtschaft auch für bundesweite Werbeschaltungen begeistern.
"Lokal-TV hat", so erklärte Böhm abschließend, "das haben Untersuchungen bewiesen, mit 65% und mehr Akzeptanz bei den versorgten Haushalten die größte einheitliche Zielgruppenansprache in der Fernsehlandschaft. Neben verbesserter Lobbyarbeit strebt der Verband einen koordinierten Internetauftritt mit einer eigenen Mediathek an. Schon heute sind die einzelnen Archive der Sender im Internet, zusammen betrachtet, die größte Mediathek in Deutschland. Damit entwickelt sich Lokal-TV zunehmend zum Hoffnungsträger der öffentlich-rechtlichen Informations- und Bildungsangebote, der die unmittelbare Nähe zum Zuschauer und zu deren Bedürfnissen herstellt. In einer unübersichtlichen globalisierten Welt wächst das Informationsbedürfnis im Lokalen. Lokal-TV gehört die Zukunft. Medienvielfalt ist die Antwort auf einen zunehmenden Meinungs- und Erwartungsjournalismus."