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Whiteboards: Abschied von Tafel und Kreide?

Im Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte in Oldenburg gehören die multimedialen Tafeln zum Schulalltag

(PresseBox) (Hannover, )
Freitagmorgen, acht Uhr. Die zehn Schüler der sechsten Klasse haben ihre Senteo Clicker aus dem Klassenkoffer geholt. Auf der elektronischen Wandtafel, dem interaktiven Whiteboard, stehen zehn Matheaufgaben. Lehrerin Gundel Döhner startet die Stoppuhr unten rechts auf dem Board. „Viereinhalb Minuten Zeit habt ihr“, erinnert sie ihre Schüler. Die arbeiten aber schon konzentriert an ihren Geräten. „Kopfrechnen mal etwas anders“, erklärt die Klassenlehrerin, die zu Beginn ihres Mathematikunterrichts gern diese Geräte „zum Aufwärmen“ einsetzt. Die Clicker sehen aus wie etwas zu groß geratene Handys mit 21 Eingabetasten und einem gut lesbaren Display. Jedes Kind meldet sich mit seiner ID-Nummer an und schon schreibt das System die Ergebnisse mit. Nach den viereinhalb Minuten hat Gundel Döhner sofort die Auswertung über die Leistung der gesamten Klasse, kann aber gleichzeitig auch den Lernfortschritt jedes einzelnen Schülers über einen längeren Zeitraum verfolgen. Sie nutzt die Handhelds auch für anonymisierte Umfragen. Neulich erst hat sie die Kinder auf diese Weise zu ihrem Medienkonsum befragt.

Bald alle Klassen ausgestattet

240 Kinder und Jugendliche besuchen das Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte in Oldenburg, von der ersten bis zur zehnten Klassenstufe. Moderne Technik und Implantate machen es möglich, dass die meisten der Schüler mehr oder minder gut hören können. Gegebenenfalls wird im Unterricht unterstützend auch die Gebärdensprache eingesetzt. Außerdem sind alle Klassenzimmer immer hell erleuchtet, damit die Kinder vom Mund ablesen können. „Eine besondere Herausforderung für die Whiteboards, die auch unter diesen Lichtverhältnissen noch gut lesbar sein müssen“, erklärt Gundel Döhner. Die Fachleiterin für Medien und neue Technologien stand den neuen multimedialen Tafeln anfangs skeptisch gegenüber. Erst als der Schulleiter vor zwei Jahren begeistert von der didacta zurückkehrte und berichtete: „Ich habe tollen Erdkundeunterricht gesehen, da konnte man an der Tafel die Länder verschieben …“, recherchierte sie, verglich die verschiedenen Systeme und testete schließlich das erste Board in ihrer Schule. Mittlerweile sind 19 Klassen damit ausgestattet, die restlichen zehn werden in den kommenden Jahren folgen. Die neue Technik hat sich „in einem nicht mehr so ganz jungen“ Kollegium offensichtlich durchgesetzt. Dabei hat Gundel Döhner auch auf Qualität geachtet: leistungsfähige PCs sowie hochwertige Boards und Drucker. Da kostet eine Klassenausstattung schon mal 6 000 Euro.

Schüler entdecken Kunst

Unterdessen hat in der achten Klasse der Kunstunterricht begonnen. Michael Störmer präsentiert am Whiteboard ein den Kindern unbekanntes Bild: „Akt, eine Treppe herabsteigend“ des französischen Malers Marcel Duchamp aus dem Jahre 1912. Was erkennen die Schüler in dem abstrakten Bild? „Eine Figur“, ruft Gerrit, geht ans Whiteboard, nimmt einen roten Stift und malt die Umrisse der Figur auf das Bild. Jessica hat jetzt eine Treppe entdeckt und malt sie mit einem grünen Stift nach. Andere Schüler finden noch mehr Treppen, noch mehr Figuren und zeichnen sie auf das Bild. Jetzt schiebt Michael Störmer das ursprüngliche Bild einfach auf die rechte Seite des großen Bildschirms. Auf der linken Seite sind jetzt nur Zeichnungen der Schüler zu sehen. Schnell können nun alle erkennen, dass auf dem Bild ein Bewegungsablauf dargestellt ist. Die Ergebnisse speichert der Kunstlehrer ab, damit er in der nächsten Stunde an dieser Stelle weiterarbeiten kann. Dann wird es auch darum gehen, im Internet über den Maler zu recherchieren – natürlich mit dem Whiteboard.


Wichtig: die Visualisierung

Die ständige Verfügbarkeit auch vergangener Unterrichtsinhalte ist für Gundel Döhner eine der Stärken dieser Technik. Sie legt zu jeder Unterrichtseinheit eine Datei mit einem eindeutigen Namen an, etwa „Fabeln“. „Und wenn wir zwei Wochen später überlegen: Was war eigentlich mit der Maus in der Fabel? Dann mache ich ‚klick’ und die Fabel ist wieder da. Schüler sagen ja gern: ‚Das haben wir nie gemacht, darüber haben wir nie gesprochen.’ Das geht jetzt nicht mehr – wir haben immer den Beweis.“ Auch Merksätze oder Regeln hat Gundel Döhner auf dem Board immer griffbereit und kann sie jederzeit sichtbar machen. Gerade bei Hörgeschädigten ist es wichtig, alles zu visualisieren, erklärt die Sonderschullehrerin. Und das ist mit einem Board im Nu möglich. Letztens erst im Deutschunterricht bei Moby Dick und der Walfängerinsel Nantucket. „Da sind die Kinder mit Google Earth eben mal von Oldenburg vor die Nordost-Küste der Vereinigten Staaten ‚geflogen’.“

Die alte Tafel hat nicht ausgedient

Jan Koop arbeitet in seiner Grundschulklasse auch mit dem Whiteboard. Bevor er mit seinen Schülern kürzlich die Polizei besuchte, haben die Kinder alle Stationen, an denen der Bus hält, wahllos an das Whiteboard geschrieben. Anhand eines normalen Busplans konnten sie dann die Stationen in die richtige Reihenfolge sortieren. Eine Aufgabe, bei der auch Kinder mit mangelnden Schreibkenntnissen Erfolg hatten. „Das Whiteboard ist ein Medium unter vielen, mit denen ich im Schulalltag arbeite. Ich möchte es nicht wieder hergeben, ebenso wenig allerdings auch die gute alte Tafel“, betont Jan Koop. Manches geht mit Tafel und Kreide eben doch besser. „Die Kinder schreiben zum Beispiel den Tagesplan auf die normale Tafel. Der ist dort dann den ganzen Tag über sichtbar. Aber auch im Unterricht, wenn ich zum Beispiel das Geodreieck einführe, nehme ich zunächst das „echte“ Dreieck in die Hand und arbeite damit an der klassischen Tafel. Später erst folgt das virtuelle Dreieck.“

Digital, aber frontal?

Eine gute Mischung also aus neuen und alten Medien. Das gilt auch für die Unterrichtsformen. Denn, so Gundel Döhner, „die Gefahr ist, dass man zu sehr auf Frontalunterricht setzt, den Unterricht also zu stark auf diese Tafel konzentriert. Man muss immer wieder vom Board wegkommen und in die Gruppenarbeit, in die Partnerarbeit zurückgehen.“ Natürlich kann es auch hin und wieder Probleme mit der Technik geben, wenn zum Beispiel ein Programm abstürzt. Aber das kommt erfahrungsgemäß relativ selten vor. Klar ist außerdem, dass die Lehrkräfte fit am Computer und schließlich auch fit im Umgang mit dem Whiteboard sein müssen. Einarbeitungszeit und Schulungen sind also notwendig.

Was rät die Expertin anderen Kollegen, die sich für die multimedialen Tafeln interessieren? „Einfach mal eine Unterrichtsstunde – etwa bei uns – anschauen oder ein Besuch auf der didacta.“ Denn dort werden Lehrer bei den verschiedenen Whiteboard-Anbietern wieder demonstrieren, wie dieser multimediale Unterricht abläuft. „Im letzten Jahr waren wir mit 15 Kollegen auf dem Stand – und hatten immer viel zu tun“, berichtet Gundel Döhner von ihren Präsentationen auf der Messe.

Für die Schüler gehören die Whiteboards längst zur Normalität. Ja, sie finden sie gut, aber sind sie etwas Besonderes? Eigentlich nicht. „Doch“, fällt einem Schüler ein, „an Fasching haben wir damit Karaoke gemacht.“ Dazu wurde kurzerhand die Playstation angeschlossen – denn auch das geht – und schon hatte sich das Klassenzimmer in ein Gesangsstudio verwandelt. „Die Kinder hatten einen Heidenspaß“, erinnert sich die Lehrerin.

Info

Ein interaktives Whiteboard besteht aus einem berührungsempfindlichen Bildschirm in der Größe einer Wandtafel, einem PC und einem Beamer. Diese drei Geräte sind untereinander verbunden, wobei der PC die Daten liefert, der Beamer die Bilder und das Whiteboard die interaktive Arbeitsoberfläche. Empfehlenswert ist außerdem die Vernetzung mit einem Drucker. Mit dem Whiteboard können verschiedene Dateien wie Textdokumente und Bilder, aber auch Videos, CD-ROMs, DVDs oder das Internet genutzt werden. Interaktiv bedeutet, dass Schüler und Lehrer am berührungsempfindlichen Bildschirm mit diesen Dokumenten arbeiten, sie verschieben, kennzeichnen oder eigene Texte per Handschrift ergänzen können. In Großbritannien sind bereits 60 Prozent aller Klassenräume mit interaktiven Whiteboards ausgestattet, in Deutschland weniger als fünf Prozent. Ähnlich sieht es in Österreich auf. Die Niederlande, Dänemark und Tschechien treiben derzeit die Ausstattung voran. Es gibt verschiedene Hersteller von interaktiven Whiteboards. Auf der didacta 2009 in Hannover präsentieren sie sich in Halle 15. Die Schulbuchverlage haben bereits begonnen, spezielle Inhalte für Whiteboards zu entwickeln. So arbeitet etwa Cornelsen mit allen Herstellern zusammen und hat eine Reihe von Produkten zur Zertifizierung eingereicht. Schon jetzt ist bisherige Unterrichtssoftware für Englisch oder Chemie an den Boards einsetzbar. Auch die Whiteboard-Materialien von Klett sind nicht speziell für einen Anbieter konzipiert, sondern können übergreifend verwendet werden. Die Verlagsgruppe Westermann bietet ebenfalls unterschiedliche Materialien für den Einsatz mit den verschiedenen Whiteboards an, dazu gehören der Diercke Weltatlas und der Diercke Globus.
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