Die Gründe sind vielfältig. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten fehlt oft das Kapital für Investitionen in zirkuläre Wertschöpfung. Gleichzeitig wird immer deutlicher, dass Deutschland seine hervorragenden Ausgangsbedingungen in diesem Zukunftsmarkt verspielen könnte. Dabei ist klar: Wer heute klug recycelt, spart nicht nur Kosten, sondern stärkt auch seine Marke. Politisch gilt Kreislaufwirtschaft längst als zentraler industrieller Hebel – sie funktioniert jedoch nur, wenn man sie tatsächlich kreisen lässt.
Ein Beispiel: Cradle-to-Cradle-Konzepte haben großes Potenzial und sind in Branchen wie der Textilwirtschaft bereits weit verbreitet. Doch der Wandel beginnt mit einem Umdenken – quer durch Abteilungen, Unternehmen und ganze Wertschöpfungsketten.
Ab 2030 gilt in der EU zudem die Pflicht, dass alle Kunststoffverpackungen Rezyklate enthalten müssen. Besonders im Bereich der Lebensmittelverpackungen entsteht dadurch eine Herausforderung: Die hohen Anforderungen an Materialreinheit schließen viele Rezyklate von der Nutzung aus. Wie die vorgeschriebene Quote von zehn Prozent erfüllt werden soll, ist offen. Hinzu kommt: Die Nachfrage nach Rezyklaten wird massiv steigen, während Neuware in den vergangenen Jahren häufig günstiger war. Das hat Investitionen in Recyclinganlagen gebremst. „Problematisch ist, dass solche Anlagen lange Planungs- und Investitionszyklen haben. Eine kurzfristige Reaktion auf steigende Nachfrage wird daher kaum möglich sein“, warnt Carl Dominik Klepper, Geschäftsführender Vorsitzender der Allianz Verpackung und Umwelt (AVU).
Die Sonderpublikation „Kreislaufwirtschaft“ zeigt: Das Zeitfenster ist eng, die Herausforderungen sind groß – doch wer jetzt handelt, kann wirtschaftliche Vorteile sichern, regulatorische Vorgaben frühzeitig erfüllen und eine Schlüsselrolle in einem der wichtigsten Märkte der Zukunft einnehmen.