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Für schnelle Programmierung und komfortables Einrichten

CNC-Arena eMagazine4/2012

(PresseBox) (Langenfeld, )
Uwe Frank, Leiter des Geschäftsbereichs Motion Control bei der Siemens AG, im Interview mit Georg Dlugosch, Chef-Redakteur CNC-Arena eMagazine

Mit Sinumerik brachte Siemens 1960 die erste industrietaugliche NC-Steuerung auf den Markt und stellt seitdem den Benchmark für schnelle Programmierung und komfortables Einrichten von Werkzeugmaschinen. Um den Ansprüchen der Bediener an der Werkzeugmaschine gerecht zu werden, treibt Siemens gezielt Forschung und Entwicklung voran, wie Uwe Frank, Leiter des Siemens-Geschäftsbereichs Motion Control, im Interview erklärt.

Megatrends wie wachsende Bevölkerungszahlen, steigender Energiebedarf bei gleichzeitigem Wandel der Energieerzeugung, in der Bevölkerungszahl explodierende Metropolen usw. erhöhen die Anforderungen an die Produktion immens. Wie stellt sich Ihr Siemens-Bereich diesen Anforderungen?
Frank: Wir haben diesen Trend schon früh erkannt und rechtzeitig investiert. Neben der hochproduktiven Massenfertigung von Konsumgütern steht die individualisierte und doch bezahlbare Fertigung von Produkten immer mehr im Fokus. Durch die Erweiterung unseres Angebots in Richtung von Entwurfswerkzeugen für die Produktentwicklung mit NX-CAM und Teamcenter haben wir bei Siemens die Lücke zwischen Produktentwicklung und Fertigung geschlossen und geben damit unseren Kunden die Möglichkeit, ihre Prozesskette von der Idee bis zum fertigen Werkstück schnell und vor allem nachvollziehbar abzuwickeln. Am Ende eines Designprozesses steht heute nicht mehr ein einfaches und noch nicht optimales CNC-Programm, sondern ein Steuerungsprogramm, das die volle Leistungsfähigkeit einer Werkzeugmaschine mit Sinumerik kennt und diese Funktionen optimal nutzt. Zudem können die Programme vorab vollständig und realistisch simuliert werden, so dass ein Einfahren der Maschine und eventuell notwendige Korrekturen entfallen können. Das spart Zeit, schont Ressourcen und die Produktionsmittel. Nach wie vor ist es uns auch wichtig, dass die CNC-Steuerung Sinumerik den Ansprüchen der Bedienung auch in der Werkstattfertigung gerecht wird, und die bekannte und damit geschätzte hohe Funktionalität der Sinumerik genutzt werden kann. Mit der intuitiven und für alle Technologien einheitlichen Benutzeroberfläche Sinumerik Operate haben wir einen Benchmark für die schnelle Programmierung und das komfortable Einrichten an der Maschine in den Markt gebracht.

Das CNC-Spektrum ist nach unten abgerundet worden, neben der Sinumerik 840D sl und 828D gibt es seit Kurzem auch eine Sinumerik 808. Für welche Zielgruppe in Europa ebenso wie in Asien ist dies interessant? Gibt es typische Unterschiede in den Anforderungen der Kunden?
Frank: Alle erwarten mit Recht eine einfach zu bedienende und robuste Benutzeroberfläche, die den Benutzer in die Lage versetzt, schnell von der Idee oder dem Plan zum fertigen Teil zu kommen. Das gilt für alle Märkte dieser Welt. Mit der 840D haben wir im oberen Leistungssegment eine Steuerung, bei der die Offenheit, extreme Performance und Flexibilität im Vordergrund stehen. Mit der 828D haben wir vor drei Jahren eine Steuerung in den Markt gebracht, die für den typischen Werkstattbetrieb wie Drehen und Fräsen optimiert ist. Mit der Sinumerik 808D haben wir unser Sortiment weiter nach unten ergänzt. Die kompakte und benutzerfreundliche Einstiegslösung kommt bei einfachen Dreh- und Fräsanwendungen zum Einsatz. Also typische Anwendungsfälle aus dem Werkstattbereich. Da nur jene Funktionen enthalten sind, die der Benutzer in diesem Umfeld wirklich benötigt, ist die CNC für den Einsatz auf Standardmaschinen im unteren Leistungsbereich besonders geeignet.

Die Bedienoberfläche Sinumerik Operate Basic erlaubt zudem eine besonders einfache und komfortable Benutzerführung. Damit bieten wir Kunden und Märkten, die noch am Anfang des Einsatzes der CNC-Technik stehen, eine komfortable und robuste Einstiegslösung und eben auch die Chance, jederzeit in komplexere und produktivere Maschinen zu investieren, ohne dass das Bedienpersonal neu geschult werden muss. Ein Vorteil, der besonders im Mittelstand extrem wichtig ist!

Siemens ist mit drei verschiedenen Steuerungssystemen am Markt. Welche Strategie verfolgen Sie damit?
Frank: Wir sind jetzt in der Lage weltweit alle Märkte und Technologien zu bedienen. Gerade in der Technologie Fräsen haben wir viel investiert und neue Produkte in den Markt gebracht. Mit dem Technologiepaket MDynamics bieten wir heute die richtige Lösung sowohl in Performance, Oberflächengüte als auch einfache Bedienung und komplette Funktionalität. Auch hier ist es egal, ob beispielsweise im Werkzeugbau „nur“ eine einfache 2D-Kontur in der Steuerung direkt programmiert werden soll oder ob man sich an die 5-Achs-Simultan-Bearbeitung wagt, MDynamics ist auf alle Anwendungen der Fräsbearbeitung ausgerichtet.

Die Anforderung, immer hochproduktiver produzieren zu müssen, stellt den Trend zur Komplettbearbeitung in den Fokus. Das heißt, es werden zum Beispiel immer mehr Technologien wie Drehen, Fräsen, Schleifen in einer Maschine kombiniert. Wir als Steuerungshersteller unterstützen dabei auf der einen Seite den Maschinenbauer bei der Entwicklung der Maschine und der Integration unserer Steuerungs- und Antriebssysteme, auf der anderen Seite schaffen wir die Bedienkonzepte, damit diese komplexen Maschinen auch bedienbar bleiben. Unter dem Stichwort „Multitasking Machining“ sind wir dabei mit den führenden Maschinenbauern weltweit in Kontakt und haben Benchmarks in der Funktionalität und Bedienung dieser Maschinen gesetzt.

Die Durchgängigkeit der Lösungen steht hoch im Kurs. Welche neuen Schritte folgen beim Aufbau derSystemplattform? Gibt es Hürden?
Frank: Durchgängigkeit betrachten wir immer in mehreren Dimensionen. Die gesamte Sinumerik-Familie 808D, 828D und 840D sl haben wir von Anfang an auf einer einheitlichen Plattform entwickelt. Mit Sinumerik Operate für alle Systeme bieten wir für alle gleich den höchsten Bedienkomfort, den eine CNC-Steuerung heute haben kann. Zur Programmversorgung sind die Systeme grundsätzlich auch einfach in eine IT-Landschaft zu integrieren. Und durch das Angebot auf der CAD-Seite mit NX-CAM und Teamcenter ist der Datenfluss vom Designentwurf eines Werkstücks bis zur Programmgenerierung und der Simulation der Fertigung sichergestellt.

Wie fördert Siemens die Bedienbarkeit und Zuverlässigkeit, die bei den
Anwendern der Siemens-Steuerung im Vordergrund stehen?
Frank: Wir arbeiten weltweit sehr eng mit ausgewählten Endanwendern, Ausbildungsstätten, den führenden Werkzeugmaschinenherstellern und Forschungseinrichtungen zusammen. Parallel hierzu beobachten wir auch sehr genau, was sich auf dem Consumermarkt bei smarten Endgeräten wie Tablett, PCs und Handys abspielt. Mit Sinumerik Operate haben wir eine Benutzeroberfläche geschaffen, die einen echten Durchbruch darstellt. So ist damit zum Beispiel die Bedienbarkeit von Dreh-Fräs- bzw. Fräs-Drehzentren erheblich vereinfacht worden. Da werden wir auch nicht aufhören.

Nimmt Siemens den Trend zu Bedienkonzepten wie auf dem iPad und ähnlichen Geräten auf?
Frank: Bei der vorigen EMO haben wir bereits unser OP019 vorgestellt, ein Touch-Operator-Panel, das frontseitig durchgängig verglast und sogar auch mit Handschuhen bedienbar ist. Und wir sehen noch weitere Möglichkeiten, die Bedienung einer Werkzeugmaschine zu verbessern.

Wo sehen Sie Automatisierungspotenzial?
Frank: Bei mittleren und großen Anlagen und Installationen eindeutig in der durchgängigen IT-Integration. Von der Fertigungsplanung, Einrichtung, Verwaltung bis hin zur vorausschauenden Online-Wartung und -Diagnose. Im Designprozess bei der konsequenten Anwendung heute schon vorhandener Möglichkeiten, wie frühzeitige Simulation und Optimierung von neuen Maschinenkonzepten und bei der Entwicklung. Aber auch, wie bereits erwähnt, bei der Vernetzung von Produktdesign und Fertigung.

Wie unterstützt Siemens das Engineering der Kunden?
Frank: Siemens stellt heute schon für jede Phase des Engineeringprozesses leistungsfähige Werkzeuge und stellenweise additiv Beratungsleistungen zur Verfügung. Dies gilt für die frühe Konzeptphase neuer Kinematiken oder Maschinen bis hin zur vollständigen Simulation einer Maschine, der Automatisierung bis hin zu kleinsten Bewegungen der Werkzeugspitze im Mikrometerbereich. Dabei werden sowohl alle drei klassischen Bereiche wie Mechanikkonstruktion, Softwareentwicklung und die Elektrik adressiert. Im einfachsten Fall bieten wir für unsere Komponenten die entsprechenden Modelle und elektronischen Daten. Aber auch die notwendigen Werkzeuge, diese richtig miteinander zu verbinden, zu projektieren und zu programmieren.

Stichwort Industrie 4.0: Was ist neu bei der computerintegrierten Fertigung und welches Potenzial wird darin gesehen?
Frank: Hier sprechen Sie ein spannendes Thema an, das uns die nächsten Jahre beschäftigen wird. Es geht um Dinge wie Arbeitsorganisation und wie wir zukünftig Produktionsmittel nutzen. Wenn wir uns ansehen, wie sich die Art und Weise unserer Kommunikation mit Smartphones und Social Media in kurzer Zeit völlig verändert hat, kann dies nicht ohne Folgen auf unsere Arbeitswelt bleiben.

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