Dagmar Wöhrl: "Höhere und gezielte Bildungsinvestitionen sind nötig und ohne Alternative. Sie können aus den Einsparungen durch sinkende Kinder- und Schülerzahlen - die schon 2009 mit insgesamt 5 Milliarden Euro zu Buche schlagen und sich bis 2020 auf gut 16 Milliarden Euro summieren - finanziert werden, wenn diese sog. 'demographische Rendite' konsequent in vollem Umfang im Bildungssystem reinvestiert wird."
Eine vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in Auftrag gegebene Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zeigt, dass neben dem langfristig ausgerichteten Ausbau der frühkindlichen Bildung und Betreuung gezielte Maßnahmen, wie die Halbierung der Abbrecherquoten bei den MINT-Studiengängen, mehr Autonomie bei Schulen und Hochschulen und ein Umlenken hin zu einer nachfrageorientierten Hochschulfinanzierung die in der Wirtschaft dringend benötigten Ingenieure, Informatiker, Naturwissenschaftler und Techniker zur Verfügung stellen können. Diese Investitionen führen langfristig zu einer Rendite für den Staat von 8 %.
Der Bildungsgipfel am 22.10. greift im Bereich der frühkindlichen und schulischen Bildung die richtigen Maßnahmen auf, um langfristig dem Fachkräftemangel vorzubeugen und auch bildungsferne Schichten und Familien mit Migrationshintergrund verstärkt zu qualifizieren.
Dagmar Wöhrl: "Zur Sicherung des Fachkräftepotenzials im Bereich der Hochqualifizierten gehört aber auch eine Reform der Hochschulfinanzierung. Ein bundesweiter Gutscheinpool wäre ein Schritt in eine neue Richtung und als nachfrageorientierte zusätzliche Finanzierung ordnungspolitisch der richtige Weg. In diesen Pool würden die Länder und der Bund einzahlen und die Hochschulen in Abhängigkeit von der Zahl an Studierenden finanzielle Mittel erhalten - nach dem Motto: Geld folgt den Studierenden. So stärken wir den Qualitätswettbewerb zwischen den Hochschulen um die beste Lehre. Wer mehr zu bieten hat, muss auch mehr bekommen."
Die Wirtschaft als Abnehmer der Bildungspolitik hat ihre Erwartungen klar formuliert. Dazu zählt auch die Forderung nach mehr ökonomischer Bildung in der Schule, die von Frau Staatssekretärin Wöhrl seit langem unterstützt wird . Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie fördert mit der Initiative "Unternehmergeist in die Schulen" entsprechende überregionale Projekte, die ökonomische Bildung, unternehmerisches Denken und Handeln vermitteln und Schülerinnen und Schüler Wirtschaft praktisch erleben und erfahren lassen.
Forderungen der Wirtschaft an den Bildungsgipfel nach mehr Durchlässigkeit der Bildungssysteme sind berechtigt, vor allem der erleichterte Zugang und mehr Anrechungsmöglichkeiten erworbener Qualifikationen für Absolventen der beruflichen Bildung an Hochschulen ist unabdingbar. Damit können wir ebenfalls dem Fachkräfteengpass entgegenwirken, der auch bei konjunkturellen Schwankungen und Wachstumsrückgang aufgrund der demographischen Entwicklung bei technischen Berufen entstehen wird. "Es handelt sich um ein strukturelles Problem", so Dagmar Wöhrl. "Auch bei konjunkturbedingtem Rückgang der generellen Arbeitskräftenachfrage werden Fachkräfte insbesondere bei technischen Berufen aufgrund des zunehmenden technischen Fortschritts benötigt."
"Darüber hinaus brauchen wir auch die Wirtschaft im Boot", betont Dagmar Wöhrl, "denn nur eine Gesamtstrategie kann alle Potenziale wecken. So kann die Wirtschaft z.B. im Bereich der Weiterbildung, des Sponsoring oder der Partnerschaft mit Schulen und Hochschulen ihr Potenzial einbringen. Das Bundeswirtschaftsministerium wird sie darin bestärken und startet heute zur Unterstützung des Mittelstands ein Projekt, das einen Instrumentenkasten für kleine und mittlere Unternehmen zur Rekrutierung hochqualifizierter Fachkräfte im MINT-Bereich entwickeln, erproben und evaluieren wird."