Klassische Blutdruckmessgeräte sind darauf ausgelegt, einzelne Werte wie systolischen und diastolischen Blutdruck sowie eine gemittelte Herzfrequenz darzustellen. Diese Werte sind normiert, reproduzierbar und eignen sich hervorragend für die langfristige Blutdruckkontrolle nach WHO-Kriterien. Genau dafür existiert die Norm DIN EN ISO 81060-2 – und genau diese Aufgabe erfüllen statische Messgeräte zuverlässig.
Problematisch wird es erst dann, wenn mit einem statischen Wert eine dynamische Frage beantwortet werden soll. Etwa:
Warum ist meine Herzfrequenz plötzlich sehr hoch?
Tritt eine Unregelmäßigkeit auf?
Handelt es sich um Stress, Bewegung, Rhythmusstörung oder ein Messartefakt?
Solche Fragen lassen sich mit einem Einzelwert nicht klären. Sie erfordern eine Darstellung von Verläufen, von Rhythmus, von Schwankungen und von zeitlichen Zusammenhängen. Genau hier kommen dynamische Messsysteme ins Spiel. Sie zeigen nicht nur was gemessen wurde, sondern wie sich die Werte über die Zeit entwickeln.
Ein statisches Blutdruckgerät kann also vollkommen korrekt messen und dennoch keine Antwort auf diese Fragen liefern – nicht, weil es schlecht ist, sondern weil es für diesen Zweck nicht gemacht wurde. Ebenso sind dynamische Anzeigen kein Ersatz für normierte Blutdruckwerte, sondern eine Ergänzung für andere Fragestellungen.
Der entscheidende Punkt lautet daher:
Nicht jedes Gerät ist für jede Frage geeignet.
Statische Anzeigen sind ideal für normierte Kontrolle und Vergleichbarkeit. Dynamische Anzeigen sind notwendig, wenn es um Interpretation, Rhythmus, Unregelmäßigkeiten oder Zusammenhänge zwischen Herzfrequenz und Druck geht. Erst der Zweck der Anzeige bestimmt, welche Information sinnvoll und verwertbar ist.
Messqualität ist wichtig – aber ohne den richtigen Anzeigezweck bleibt selbst ein präziser Wert interpretationslos.