Der Rückgang der Apothekenzahl erstreckt sich über verschiedene Regionen des Landes. Besonders betroffen sind große Kammerbezirke wie Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein und Hessen. Doch auch in Städten wie Bremen und Berlin sind die Auswirkungen spürbar, wo Apotheken, die oft als Eckpfeiler der Gemeinschaft betrachtet werden, schließen müssen.
Dr. Kerstin Kemmritz, Präsidentin der Landesapothekerkammer, warnt vor den Konsequenzen dieses Trends: Mit jeder geschlossenen Apotheke geht nicht nur ein wichtiger Dienstleister verloren, sondern auch ein Stück der traditionellen Apothekenkultur. Die persönliche Beratung und Betreuung, die Apotheken seit Generationen bieten, droht damit ebenfalls zu verschwinden.
Die Gründe für das Apothekensterben sind vielschichtig. Neben dem demografischen Wandel, der dazu führt, dass viele Apothekeninhaber sich im Rentenalter befinden, sind es auch wirtschaftliche Faktoren, die eine Rolle spielen. Sinkende Margen und steigende Kosten für Personal und Miete machen vielen Apotheken zu schaffen und zwingen sie letztendlich zur Schließung.
Trotz der Bemühungen, das Apothekensterben einzudämmen, könnte die endgültige Bilanz für das Jahr 2024 noch drastischer ausfallen. Denn üblicherweise erfolgen die meisten Schließungen im letzten Quartal des Jahres, was darauf hindeutet, dass weitere Apotheken demnächst ihre Türen schließen könnten.
In Anbetracht dieser Entwicklungen ist es dringend erforderlich, dass die Politik handelt. Es bedarf konkreter Maßnahmen, um das Apothekenwesen zu stabilisieren und die traditionelle Apothekenkultur zu erhalten. Andernfalls könnte Deutschland nicht nur eine Versorgungslücke im Gesundheitswesen erleben, sondern auch ein kulturelles Erbe verlieren, das über Jahrhunderte gewachsen ist.
Kommentar:
Die schleichende Zerstörung der traditionellen Apothekenkultur ist nicht nur ein Verlust für das Gesundheitswesen, sondern auch für die Identität und Gemeinschaft in Deutschland. Apotheken sind nicht nur Orte, an denen Medikamente ausgegeben werden, sondern auch wichtige Anlaufstellen für Beratung und Unterstützung bei gesundheitlichen Fragen.
Das Apothekensterben ist ein alarmierendes Symptom für größere strukturelle Probleme im Gesundheitswesen und der Wirtschaft. Es ist höchste Zeit, dass die Regierung und andere Interessengruppen zusammenkommen, um Lösungen zu finden, die nicht nur die kurzfristigen Herausforderungen angehen, sondern auch die langfristige Stabilität und Vielfalt im Apothekenwesen sicherstellen.
Von Engin Günder, Fachjournalist