Einen entsprechenden Katalog von Maßnahmen verabschiedete die am Samstag in Erfurt zu Ende gegangene zweitägige 14. Ordentliche ACE-Hauptversammlung. Demnach sollen beispielsweise alle Hersteller von Neuwagen zum serienmäßigen Einbau elektronischer Stabilitätsprogramme für Kraftfahrzeuge (ESP) verpflichtet werden. Gefordert wird außerdem, Lkw mit sensorisch gesteuerten Notbremsen auszurüsten, um Auffahrunfälle besser vermeiden zu können. Die Zunahme folgenschwerer Lkw-Unfälle unter anderem wegen überhöhter Geschwindigkeit und mangelndem Sicherheitsabstand nannte der ACE Besorgnis erregend. Um dieser Entwicklung entgegen zu steuern, müssten die Verkehrskontrollen intensiviert und die Speditionsunternehmen dazu animiert werden, mehr in die Sicherheitsausstattung der Fahrzeuge zu investieren. Ferner schlägt der Club vor, das so genanntem Tagfahrlicht für alle Kraftfahrzeuge in ganz Europa einzuführen. Allein hierdurch könnten auf dem gesamten Kontinent 1,9 Millionen Unfälle mit 155.000 Verletzten und 5.500 Verkehrstoten vermieden werden.
Der Club stellte sich ausdrücklich hinter das Programm der EU-Kommission, die Zahl der Verkehrstoten noch in diesem Jahrzehnt zu halbieren. Dafür sei ein jährlicher Rückgang von 7,4 Prozent erforderlich, betonte der Club unter Berufung auf einen Bericht des Europäischen Verkehrssicherheitsrates. In Deutschland wurde vergangenes Jahr mit 5.091 Verkehrstoten zwar ein historischer Tiefststand erreicht, die Zahl der Getöteten habe sich 2006 jedoch lediglich um fünf Prozent vermindert. Damit werde das Ziel der EU verfehlt.
ACE unterstützt Bundesregierung beim Klimaschutz Der vom ACE-Kongress mit großer Mehrheit für weitere vier Jahre wieder gewählte Clubvorsitzende Wolfgang Rose sieht auf dem Gebiet von Klimaschutz und Verkehr alle Akteure - Hersteller, Politik und Verbraucher - in der Verantwortung. "Wir unterstützen den Klimaplan der Bundesregierung." Das vorgegebene Ziel, den CO2-Ausstoß bis 2020 gegenüber dem Stand von 1990 um 40 Prozent zu senken, sei aber nur zu erreichen, wenn die Industrie mehr Kraftstoff sparende Fahrzeuge entwickle und anbiete.
Die Politik ihrerseits müsse unverzüglich ihr Versprechen einlösen und die Kfz-Steuer von der Hubraumbemessung auf den CO2-Ausstoß umstellen.
Beim Kauf von Neu- und Gebrauchtwagen sollten sich Verbraucher die Energiebilanzen und die Kfz-Steuertabelle künftig genau anschauen. "Wir sollten auch unseren Fahrstil den Geboten der Sparsamkeit und der Unfallverhütung unterordnen und zwar selbst dort, wo uns keine Geschwindigkeitsbegrenzung auferlegt ist", sagte Rose. Auto fahren müsse für alle bezahlbar bleiben. Der ACE-Chef wies auf "rasant steigende Preise" für Rohöl und Kraftstoffe hin, wodurch immer mehr private Haushalte an ihre Belastungsgrenzen stießen. Individuelle Mobilität dürfe aber nicht zu einem Privileg für wenige Gutbetuchte werden, sondern stelle ein gesellschaftliches Grundbedürfnis dar.
Tiefensee Gastredner auf ACE-Kongress
Eröffnet wurde die zweitägige ACE-Hauptversammlung mit einer Rede von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee, der vor den mehr als 240 gewählten Delegierten und Gästen aus Politik und Wirtschaft seinen Vorschlag verteidigte, "drastisch erhöhte Bußgelder" gegen Raser und Drängler sowie Fahrer unter Alkohol- und Drogeneinfluss zu verhängen. Der ACE unterstützte Tiefensee darin, "schlimme Verkehrsvergehen" schärfer zu ahnden. "Wir möchten aber nicht, dass auch im Bagatellbereich bei jenen Autofahrern zugelangt wird, denen mal ein menschlicher Fahrfehler unterläuft", unterstrich der Club.
Der ACE ist gemessen an der Zahl seiner rund 550.000 Mitglieder der zweitgrößte Autoclub in Deutschland. Insgesamt mehr als 1,2 Millionen Menschen haben mittels einer obligatorischen Familienmitgliedschaft Anspruch auf Schutz und Hilfe durch den ACE.
Allein im vergangen Jahr ist der Club mehr als 97.000 Mal gerufen worden um Pannenhilfe und sonstige Notfallunterstützung zu leisten. Dafür wurden mehr als
14 Millionen Euro aufgewandt, betonte der auf der Konferenz ebenfalls in seinem Amt bestätigte stellvertretende Vorsitzende und Finanzchef des ACE, Erwin Braun. Seinen Angaben zufolge belaufen sich die Ausgaben im zweitgrößten Ausgabenblock für allgemeine Dienstleistungen und die Verkehrssicherheitsarbeit auf jährlich 11,2 Millionen Euro.
Der ACE wurde 1965 gegründet und erwirtschaftet mit seinen Gesellschaften einen Gesamtjahresumsatz von mehr als 83 Millionen Euro (2006).