Dass das Thema "Mobile Health" hoch im Kurs steht, wurde gleich zu Beginn des Symposiums durch Prof. Dr. Thomas Jäschke (smartcircles) verdeutlicht, der einführend die Relevanz des Themas mit der hohen Verbreitung und enormen Varianz von Gesundheitsapps herleitete. Die zahlreichen Potentiale der App-Nutzung, wie eine Workflowerleichterung und Komplexitätsreduktion durch innovative Konzepte, stehen dabei akuten Herausforderungen bspw. in den Bereichen Datenschutz und App-Selektion gegenüber.
Die Notwendigkeit von mobilen Lösungen auch im sektorenübergreifenden Versorgungsmanagement betonte Dr. med. Dominik Deimel (com2health). Laut Deimel profitieren alle beteiligten Akteurinnen und Akteure, ob im Krankenhaus, in der Pflege oder in der Hausarztpraxis, vom Zugriff auf eine gemeinsame IT-Plattform.
Einblicke in die Praxis erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Dr. Burkard Rudlof (Kliniken St. Antonius Wuppertal) und Dr. med. Udo Simson (Gelderland-Klinik, Geldern). Dr. Rudlof berichtete aus Anwendersicht von seinen Erfahrungen mit Gesundheitsapps und zeigte Potentiale, aber auch gravierende Mängel einzelner Anwendungen für Laien sowie Medizinerinnen und Mediziner auf. Simson stellte eine App zur telemedizinischen Begleitung im Adipositas-Nachsorge-Programm der Gelderland-Klinik vor, die die vorangegangene Versorgung in der Klinik ergänzt. Die Funktionalitäten der App, die sich derzeit in der Erprobung befindet, liegen im Bereich der Ernährung, Bewegung und dem Umgang mit Notfallsituationen sowie einem Tagebuch.
Dr. Bernd Schütze (Universitätsklinikum Düsseldorf) referierte über Aspekte von Datenschutz und Datensicherheit beim Einsatz mobiler Devices im Krankenhaus. Speicherung und Übermittlung der Daten unterliegen vielen Vorgaben, die es zu beachten gilt, bspw. mit Richtlinien für mobile Geräte, Betriebsvereinbarungen für die Nutzung privater Geräte (bring your own device) sowie dem verschlüsselten Ablegen von Daten auf mobilen Geräten. Mit Vertragskonstellationen und Haftungsrisiken beim Einsatz medizinischer Apps setzte sich Dr. Meyer-van Raay (Fachanwalt für IT-Recht) auseinander. Haftungsfragen rund um den Einsatz medizinischer Apps sind komplex und größtenteils noch ungeklärt. Dies beginnt z.B. mit der Frage, wer beim Download einer App überhaupt Vertragspartner (und damit potentieller Anspruchsgegner von Schadensersatzansprüchen) der Nutzerinnen und Nutzer wird.
Armin Gärtner (Ingenieurbüro für Medizintechnik) stellte im Kontext des Medizinproduktegesetzes (MPG) klar, dass die entsprechenden Regularien heute ausnahmslos auch für Apps gelten. Die Hersteller einer App legen die Zweckbestimmung fest, an die sich der Anwender/Betreiber halten muss. Mit der Frage, was bei der Entwicklung einer App unter Beachtung des MPG zu tun ist, beschäftigte sich Michael Engler (IT-Consulting). Ist die App als Medizinprodukt zu entwickeln, muss von Anfang an ein Risikomanagement durchgeführt werden, das den größten Unterschied zu anderen App-Entwicklungen darstellt. Hinzu kommen abgeleitete Aspekte wie Qualitätssicherung, Lebenszyklus und Usability.
Dr. med. Urs Vito Albrecht (PI PLRIMedAppLab) berichtete über die Arbeitsgruppe MedAppLab, die sich seit 2012 mit Aspekten rund um den Einsatz von Mobilgeräten und deren Anwendungen beschäftigt sowie eigene Apps entwickelt und evaluiert. Wünschenswert wäre es laut Albrecht, wenn nur offiziell genehmigte, zertifizierte und vertrauenswürdige Health Apps zur Verfügung stehen und von Patientinnen und Patienten sowie medizinischem Fachpersonal eingesetzt werden. Das Thema Evaluation von Gesundheitsapps griff auch Eva Diercks (ZTG) in ihrem Vortrag über die Informations- und Bewertungsplattform AppCheck auf. Die Sensibilisierung der Anwenderinnen und Anwender für den verantwortungsvollen Umgang mit Gesundheitsapps ist ein wichtiges Anliegen der ZTG GmbH, das sie mit dem Webangebot appcheck.de und weiteren Veranstaltungen zu Gesundheitsapps fördert.