Eine einzigartige Innovation aus Österreich könnte nun helfen, diesem Trend entgegenzuwirken. Die WILD GmbH mit Sitz in Völkermarkt/ Kärnten hat gemeinsam mit der Carinthian Tech Research AG die hochsensible Kamera S.I.D.D. entwickelt, mit der Hautanomalien durch rein optische Methoden klassifiziert und erkannt werden können. Die Unterscheidung von gutartigen Muttermalen und bösartigen Melanomen wird so durch die Auswertung eines digitalen Bildes möglich, ohne dass das auffällige Muttermal operativ entfernt werden muss.
Vorteile für Patienten und Ärzte
Im Vergleich zu bisherigen Systemen liefert die Kamera aus dem Hause WILD ein sofortiges Ergebnis mit sehr hoher Aussagekraft, ohne das Gewebe ins Labor schicken zu müssen. Zellen, die von Krebs betroffen sind, verändern sich und haben einen anderen Stoffwechsel als gesunde. Die Kamera erkennt diese Veränderung und liefert innerhalb von 10 Sekunden ein Ergebnis. Die Aufnahmen ermöglichen eine sichere Früherkennung und erhöhen den Therapieerfolg deutlich. Die Anzahl der Operationen kann dadurch enorm reduziert werden. Die digitalen Bilder der auffälligen Hautpartien werden elektronisch gespeichert und sind somit jederzeit abrufbar. Wenn der Patient zur Muttermal-Vorsorgeuntersuchung kommt, können die letzten Aufnahmen der Läsionen mit der neuen direkt verglichen werden. So kann besser beurteilt werden, ob sich ein Muttermal in einem gewissen Zeitraum verändert hat.
„Bei der von uns in Kooperation mit der CTR entwickelten Kamera wird eine multispektrale Aufnahme mit mehr als drei Farben gemacht. Dadurch sind Details erkennbar, die sowohl den herkömmlichen Farbkameras als auch dem menschlichen Auge verborgen bleiben“, erklärt WILD Medizintechnik-Leiter Dr. Arthur Primus die Neuheit der Entwicklung.
WILD hat sein 35 jähriges Know-how im Bereich der Opto-Mechatronik in diese Technologie eingebracht. An der Entwicklung der medizintechnischen Innovation haben die Spezialisten in Völkermarkt rund 3 Jahre gearbeitet. „Eine besondere Herausforderung war dabei die Hardware, die eine homogene reflexfreie Beleuchtung der zu untersuchenden Hautfläche garantieren muss. Diese besteht im Wesentlichen aus einer Lichtquelle mit eingebautem Industrie-PC und einem Handgerät mit integrierter Kamera zur Aufnahme der zu untersuchenden Haut. Das von der Lichtquelle emittierte Licht wird mittels Lichtleiter zur Kamera geführt, welche auf die Haut aufgesetzt wird“, so S.I.D.D.-Projektleiter Dr. Peter Reiter.
WILD entwickelt spezielle koaxiale Beleuchtung
Ein Hauptproblem bei der Entwicklung war, dass die Beleuchtung des unter-suchten Hautstücks und die Bildaufnahme über den gleichen optischen Pfad erfolgen müssen. Um ein Eindringen von Staub zu verhindern, ist eine Frontscheibe notwendig, die zur Desinfektion einfach austauschbar sein muss. Durch diese Frontscheibe kommt es jedoch bei der Belichtung zu störenden Reflexen. „Die „klassische“ Lösung wäre, die Lichtquellen seitlich anzuordnen und mit streifendem Einfall zu beleuchten. Aufgrund der relativ leistungsschwachen Lichtquelle war dieser Weg jedoch nicht möglich, da die Belichtungszeiten und somit die benötigte Zeit für die Datenaufnahme zu lange gewesen wären“, schildert Dr. Arthur Primus. „Wir haben daher eine spezielle koaxiale Beleuchtung entwickelt, die eine sehr hohe Effizienz aufweist und somit trotz einer geringen Blendenöffnung kurze Belichtungszeiten ermöglicht.“
Nachdem die menschliche Haut nicht eben ist und das Gerät auch an Körperstellen verwendet wird, welche schwierig erreichbar sind, war des weiteren eine große Tiefenschärfe und ein konstanter Abbildungsmaßstab in einem definierten Abstandsbereich gefordert. Dies wurde durch eine telezentrische Auslegung der Abbildungsoptik und eine sehr geringe Blendenöffnung erreicht.
Kamera steht kurz vor der Markteinführung
WILD Geschäftsführer Mag. Thomas Jost sieht großes Potential in dieser neuartigen Technologie zur Früherkennung von Melanomen. „Das Produkt ist serienreif. Wir haben das technische Grundprinzip zum Patent angemeldet. Derzeit suchen wir einen geeigneten Vertriebspartner, der das Produkt mit einer eigenen starken Marke etablieren kann.“ Bisher haben drei klinische Studien an den Universitätskliniken Graz und Wien sehr gute Ergebnisse gezeigt. Ziel ist es, dass Tests, durchgeführt mit der S.I.D.D. Kamera, in Vorsorgeunter-suchungen routinemäßig aufgenommen werden.
* Quellen:
ORF Online: http://science.orf.at/...
Statistik Austria: http://www.statistik.at/...