Bereits vor dem ersten Weltkrieg waren britische Maschinen durch sportliche Wettbewerbe und die Anforderungen des Alltags auf Zuverlässigkeit bei hoher Leistung getrimmt. Während hierzulande zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine restriktive Steuergesetzgebung und soziale Ressentiments Motorradfahrern das Leben schwer machten, fuhren in England ganz selbstverständlich auch sportliche Damen, erfolgreiche Unternehmer oder geistliche Herren in Beruf und Freizeit Motorrad. Das Tempolimit im Vereinigten Königreich umgingen die Briten zunächst, indem die Auto Cycle Union ihre Motorradrennen auf der Isle of Man abhielt und viele Wettbewerbe von vorne herein im Gelände ausgetragen wurden. Aus einer sportlichen Haltung, einer generellen Technikbegeisterung und den technischen Möglichkeiten der Produktion in der britischen Industrie entstand eine vielgestaltige Motorradszene, wie sie weltweit bis in die 70er Jahre ihresgleichen suchte. Für die ersten sechs Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts legte der britische Motorradbau die Messlatte für die Konkurrenten hoch.
Unbestrittener Star der Show ist die rare Wooler "Flat Four" von 1953. Der vierzylindrige Boxermotor mit dem Kardantrieb zum Hinterrad in der Konstruktion des John Wooler verkörpert prinzipiell die Deutsche Schule des Motorradbaus, dürfte aber den meisten europäischen Motorradfreunden vollkommen unbekannt sein. Keine 100 Maschinen dieses Typs der kleinen Marke entstanden, und weniger als ein Dutzend davon überlebte weltweit. Noch niemals bisher war auf dem Kontinent eine Wooler ausgestellt. Die Wooler ist ein erstklassiges Beispiel für die Mischung aus kühlem Pragmatismus und selbstbewusster Exzentrik, die britische Maschinen so einzigartig macht. Von englischer Kreativität zeugen auch die flüssig gekühlten Zweitakter von Scott, die Quadratvierzylinder von Ariel oder die vierventilige Rudge, die in den zwanziger Jahren schon mit integralen Bremssystemen brillierten.
Mehr als zwei Dutzend britische Zweirad-Legenden zeigen in Bremen ein faszinierendes Lexikon des britischen Motorradbaus: Von AJS über Ariel, Brough Superior, BSA, Douglas, HRD, Matchless, Norton, Royal Ruby, Rudge, Sunbeam, Triumph, Wilkinson, Velocette und Vincent bis zur erwähnten Wooler. Neben Maschinen mit beeindruckender Erfolgsgeschichte aus der Zeit britischer Dominanz auf den Rennpisten der Welt finden sich in der Show auch Konstruktionen, die perfekt für den harten Alltag auf zwei Rädern zugeschnitten waren. Übrigens: Auch vom VFV organisiert wird es in diesem Jahr eine private Motorradbörse geben, zu der Mitglieder des VFV kostenlos ihre Motorräder einem fachkundigen Publikum zum Verkauf anbieten können. Nicht-Mitglieder zahlen eine kleine Gebühr. Infos erteilt Thomas Beneke, Telefon +49(172)4179121.
Die Bremen Classic Motorshow eröffnet am 6. Februar um 9 Uhr. Öffnungszeiten: Freitag, 6. Februar bis Sonntag, 8. Februar 2008 jeweils 9 bis 18 Uhr, Telefon: Tel: 01 80 / 55 58 37 42 (14ct pro Minute), Internet www.classicmotorshow.de