Fast 1 Mio. Euro Schaden je Insolvenzfall
Der Grund für die rückläufige Entwicklung der Insolvenzzahlen waren die günstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Verbraucher und für Unternehmen. Die Arbeitslosenzahl ging zurück und die Einkommen stiegen tendenziell. Zudem waren die finanziellen Belastungen für Kreditnehmer durch preiswerte Finanzierungen und Umschuldungen geringer als in den Vorjahren. Die Unternehmen profitieren von allem von der kräftigen Binnennachfrage und melden in der Breite guten Wirtschaftsdaten.
Die Insolvenzschäden bei Unternehmensinsolvenzen lagen mit geschätzt 26,6 Mrd. Euro knapp unter dem Vorjahreswert (27,5 Mrd. Euro). Auf fast 1 Mio. Euro beläuft sich die mittlere Schadenssumme je Insolvenzfall allein für die privaten Insolvenzgläubiger. In den insolventen Unternehmen sind rund 198.000 Arbeitsplätze weggefallen bzw. bedroht (Vorjahr: 221.000).
Weniger junge Unternehmen pleite
Die Veränderungen in der deutschen Unternehmensstruktur spiegeln sich in den Insolvenzen wider. Das schwache Gründungsgeschehen in den letzten Jahren führt dazu, dass der Anteil älterer Unternehmen zunimmt. Aktuell machen Unternehmen im Alter von über zehn Jahren 44,2 Prozent aller Insolvenzen aus (Vorjahr: 41,3 Prozent). Einen Anstieg der Fälle gab es vor allem bei 13 bis 14 Jahre alten Unternehmen sowie bei über 20 Jahre alten Betrieben. Die Insolvenzen von jungen Unternehmen nahmen dagegen ab.
Rückgänge auch im Mittelstand
Im Jahr 2017 bestätigte sich der Trend hin zu immer kleineren Insolvenzen – auch wenn die mediale Aufmerksamkeit den Großinsolvenzen gehört, wie in diesem Jahr Air Berlin, SolarWorld oder ALNO Küchen. Erneut fiel wieder das Gros der Insolvenzen in die kleinste Größenklasse: 82,7 Prozent der insolventen Unternehmen hatten maximal fünf Beschäftigte (Vorjahr: 81,9 Prozent). Unterteilt nach dem Jahresumsatz finden sich Rückgänge vor allem im Mittelstand (Umsatzgrößenklassen 5,0 bis 25,0 Mio. Euro und 25,0 bis 50,0 Mio. Euro), während es bei Großunternehmen mit mehr als 50,0 Mio. Euro Jahresumsatz mehr Insolvenzen gab.
Handel und Dienstleister dominieren das Insolvenzgeschehen
Überdurchschnittlich ausgeprägt war der Rückgang der Insolvenzen im Verarbeitenden Gewerbe (minus 13,9 Prozent; 1.490 Fälle) und im Bausektor (minus 11,7 Prozent; 3.010 Fälle). Mittlerweile stammen 77,8 Prozent und damit der überwiegende Anteil aller Insolvenzen aus dem Handel oder dem Dienstleitungsgewerbe (Vorjahr: 76,1 Prozent). Aber auch im Handel (minus 4,7 Prozent) und im Dienstleistungsgewerbe (minus 4,3 Prozent) gingen die Insolvenzzahlen absolut gesehen aber zurück. Gesamtwirtschaftlich kommen auf 10.000 Bestandsunternehmen 62 Insolvenzen (Insolvenzquote). Am geringsten ist die Insolvenzquote im Verarbeitenden Gewerbe (2017: 35), am höchsten im Baugewerbe (2017: 83).