- Umfrage "educat-ING" in der Branche Maschinen- und Anlagenbau: 53,8 Prozent halten die Weiterbildung für unzureichend
- Großer Bedarf an unternehmerischer, sozialer und personaler Kompetenz
- Künftige Branchentrends: IT, Kundenorientierung, Kostensenkungen
Die Weiterbildung im Maschinen- und Anlagenbau lässt auch nach der Wirtschaftskrise sehr zu wünschen übrig. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die das VDI Wissensforum im Rahmen seiner Weiterbildungskampagne "VDI educat-ING" bei Fach- und Führungskräften im Maschinen- und Anlagenbau durchgeführt hat. Demnach sind 53,8 Prozent der Befragten der Meinung, dass das eigene Unternehmen nicht genug Weiterbildung ermöglicht. Nur 46,2 Prozent halten das Angebot für ausreichend. Dies offenbart eine deutliche Lücke zwischen Bedarf und Umsetzung: Denn 92 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Qualifikation der Mitarbeiter für ihr Unternehmen ein wichtiger Wettbewerbsvorteil ist. Und 86,3 Prozent geben an, dass Weiterbildung maßgeblich zum Unternehmenserfolg beitrage. Allerdings gibt es Firmen, die ihren Mitarbeitern das lebenslange Lernen ganz verwehren: Immerhin 8,7 Prozent sagen, dass ihr Unternehmen nur in absoluten Ausnahmefällen oder nie Fortbildungsmaßnahmen anbietet.
Großer Mangel an Sozialer, Personaler und Unternehmerischer Kompetenz
Ein teils deutlicher Unterschied zwischen Bedarf und Umsetzung zeigt sich bei der Frage, welche Art von Kompetenzen - Unternehmerische, Soziale, Personale und Fachkompetenz - geschult werden sollten und welche tatsächlich geschult werden (s. Grafik).
Das Angebot an Fachkompetenzen entspricht demnach der Nachfrage. Hier wird in erster Linie spezifisches technisches Fachwissen angeboten. Bei den übrigen Kompetenzen klafft eine große Lücke zwischen Angebot und Nachfrage. Weiterbildung in Sozialer Kompetenz wünschen sich 84,1 Prozent, tatsächlich findet sie aber nur bei 51,1 Prozent statt. In diesem Bereich werden insbesondere Kommunikationsfähigkeit und Führungskompetenz angeboten. Personale Kompetenz halten 75,9 Prozent für wichtig, Weiterbildungen gibt es aber nur bei 41,4 Prozent. Hier steht vor allem Selbst- und Zeitmanagement auf dem Programm. Unternehmerische Kompetenz beurteilen 67,7 Prozent als grundlegend, geschult wird sie aber nur bei 38,8 Prozent. Prozessorientierung kommt dabei an erster Stelle.
Als Zukunftstrends im Maschinen- und Anlagenbau wurden insbesondere IT, Kundenorientierung und Kostensenkungen genannt. Diese würden auch die künftig erforderlichen Kompetenzen der Mitarbeiter beeinflussen.
Ergebnisse im Branchenvergleich
Im Vergleich zur Weiterbildungssituation in den anderen befragten Branchen (Fahrzeugindustrie, Kunststoffindustrie, Chemie/Pharma, Energie, Landtechnik und Bautechnik) liegt der Maschinen- und Anlagenbau häufig im Mittelfeld, hebt sich bei einigen Ergebnissen allerdings hervor. Dies sind insbesondere folgende Angaben:
- Qualifikation der Mitarbeiter als wichtiger Wettbewerbsvorteil: Hier liegt die Zustimmungsrate bei 92 Prozent und damit am höchsten von allen befragten Branchen. Der Durchschnitt liegt bei 90,4 Prozent.
- Gar keine Weiterbildungsangebote: Dies geben 8,7 Prozent an, der zweitniedrigste Wert. Nur die Automobilbranche stimmt mit 8,5 Prozent noch seltener zu. Der Durchschnitt liegt bei 10,3 Prozent, am höchsten ist die Quote mit 14 Prozent in der Kunststoffindustrie.
- Eigene interne Weiterbildung: Bei der Art der angebotenen Weiterbildung geben 88 Prozent interne Angebote an. Dies ist der höchste Wert, mit dem der Maschinen- und Anlagenbau deutlich hervorsticht: Der Durchschnitt liegt bei 80,3 Prozent, der niedrigste Wert liegt in der Landtechnik mit 72,1 Prozent.
- Fachkompetenz / Personale Kompetenz: Hinsichtlich der geschulten Kompetenzen liegt die Branche Maschinen- und Anlagenbau im Bereich Fachkompetenzen mit 94,1 Prozent vorne. Der Durchschnitt beträgt 92,6 Prozent, am niedrigsten liegt der Wert in der Landtechnik mit 84,8 Prozent. Im Gegenzug werden im Maschinen- und Anlagenbau selten Personale Kompetenzen geschult: 41,4 Prozent geben dies an, im Durchschnitt sind es 44,9 Prozent. Weniger sind es nur in der Branche Chemie/Pharma (39,7 Prozent), am häufigsten werden personale Kompetenzen mit 59,8 Prozent in der Landtechnik angeboten.
VDI-educat-ING ist die Weiterbildungsinitiative des VDI Wissensforums. Die Umfrage wurde in sieben Branchen durchgeführt: Fahrzeugindustrie, Maschinen- und Anlagenbau, Kunststoffindustrie, Chemie/Pharma, Energie, Landtechnik und Bautechnik. An der Befragung in der Branche Maschinen- und Anlagenbau haben sich 279 Fach- und Führungskräfte mit durchschnittlich 12,8 Jahren Unternehmenszugehörigkeit beteiligt.