Allerdings sind die Barrieren für einen Markteintritt sehr hoch. Alle eingesetzten Produkte müssen höchsten Sicherheitsanforderungen entsprechen. Insbesondere im Personenverkehr ist der Brandschutz besonders wichtig. Deswegen gelten in der Bahnindustrie international besonders hohe Anforderungen, die allerdings in den einzelnen Weltregionen in unterschiedliche Normen übersetzt werden. Alle Anbieter und alle Produkte weltweit müssen zudem dem Bahnstandard IRIS (International Railway Industry Standard) entsprechen. Die zweite Herausforderung sind die OEMs selbst. Diese nehmen einen Anbieter nur als gelisteten Lieferanten auf, wenn sie deren Produkte selbst auch noch geprüft haben.
Um sich als neuer Anbieter für Verbindungstechnik in Schienenfahrzeugen zu positionieren, hat Lapp ein spezialisiertes Produktportfolio unter anderem mit speziellen ÖLFLEX® TRAIN Kabeln, UNITRONIC® und ETHERLINE® Datenleitungen, SKINTOP® Kabel-durchführungen, EPIC® Steckern und weiteren Systemprodukten entwickelt, das im Herbst 2016 auf der internationalen Leitmesse für Verkehrstechnik, der InnoTrans, in Berlin vorgestellt wurde. Alle TRAIN Produkte von Lapp sind IRIS-zertifiziert.
Besonders robust werden die Bahnleitungen durch die Strahlenvernetzung. Dabei wird die Molekularstruktur der eingesetzten Kunststoffe durch Einwirkung von Elektronenstrahlen verändert. Zudem wird mit der Vernetzung sichergestellt, dass die Leitung die mechanische Belastung im Zug – sprich Abrieb, Vibration, Zugbelastung beim An- und Abkuppeln – sowie hohe und tiefe Temperaturen übersteht. Hierfür hat Lapp am Standort Korea eine eigene Strahlenvernetzungsanlage aufgebaut, wo unter anderem auch ÖLFLEX® SOLAR Kabel oder Leitungen für Hochtemperaturanwendungen veredelt werden.
Um die notwendigen Zertifizierungen zu erhalten, testet Lapp seine Leitungen an drei Standorten: Im Technologieprüfzentrum in Stuttgart, im Brandtestzentrum im französischen Werk in Forbach sowie bei Lapp Korea. Lapp verwendet für seine Bahnkabel ausschließlich halogenfreie Spezial-Werkstoffe, die ausgiebigen Toxizitätstests und Rauchdichteprüfungen unterworfen werden.
Sehr erfolgreich ist Lapp mit seinen Bahnkabeln bereits in Südkorea. So hat Lapp für den Eisenbahnhersteller Hyundai-Rotem, den achtgrößten Hersteller von Neufahrzeugen im Bahnbereich, für einen Hochgeschwindigkeitszug rund 100 Kilometer ÖLFLEX® TRAIN Kabel geliefert. Der Korea Train eXpress (KTX) verbindet den Bahnhof Suseo östlich der Hauptstadt Seoul mit Mokpo im Südwesten und Pusan im Südosten. Die Züge beschleunigen auf der Strecke auf bis zu 300 km/h. Ein weiterer KTX-Hochgeschwindigkeitszug soll demnächst die Städte Seoul und Gangneung verbinden. Dadurch wird die Fahrzeit von 4:35 Stunden auf 1:52 Stunden verkürzt. Auch für diese Züge liefert Lapp spezielle Bahnkabel. Mit der neuen Strecke wird auch eine Anbindung mit PyeongChang geschaffen, wo 2018 die Olympischen Winterspiele stattfinden werden.
Gegenüber anderen Anbietern kann Lapp vor allem im Service punkten: So können Kunden bei Lapp auch Kleinmengen ab 100 Meter bestellen, größere Mengen werden nach Wunsch abgelängt. Bei anderen Anbietern sind die kleinsten Verpackungsgrößen, abhängig von den Leitungstypen, 1.000m oder größer. Durch das Ablängen nach Maß spart der Kunde unnötige Lagerkosten. Auch bei den Lieferzeiten setzt Lapp neue Standards für die Branche: Müssen sich die Anwender bisher oft mit Lieferzeiten von bis zu 4 Monaten abfinden, garantiert Lapp für viele Standardprodukte die Lieferung innerhalb 24 Stunden. Und auch bei Sonderanfertigungen, die nicht auf Lager liegen, sollen die marktüblichen Lieferzeiten um mehrere Wochen unterboten werden.