In den vergangenen zwölf Monaten hat sich die Technologie der Malware, mit der Botnetze erzeugt werden, zudem deutlich verbessert. Kernel-Rootkits - also Tarnsoftware, die Teile des Betriebssystemkerns ersetzt, um sich und ihre Aktivitäten zu verbergen - werden hier zur Norm. "Kugelsichere" Dienste setzen auf Fast-Flux. Hierbei handelt es sich um eine Domain Name Service (DNS)-Technologie, mit der sich schädliche Websites verbergen lassen, die das Botnetz bereitstellt. Die Websites sind hinter einer ständig wechselnden Liste von IP-Adressen gekaperter Rechner versteckt, die als Web-Server oder Verteiler so genannte Proxy-Server - dienen. Die enorm verkürzten Erholungsphasen der Netze deuten auf eine Backup-Strategie ihrer Kontrolleure hin. MessageLabs Intelligence vermutet, dass hier "Schläfer"-Bots zum Einsatz kommen, die normalerweise nicht aktiv sind und nur bei Bedarf "geweckt" werden.
Im Lauf des Jahres haben Botnetze verstärkt auf peertopeer(P2P)-Technologie als Kontrollmechanismus gesetzt. Dadurch konnten sie entscheidende Schwachstellen umgehen, wie etwa den Datenverkehr über nur einen kriminellen ISP. In P2P-Botnetzen lernen die einzelnen Rechner von anderen Computern im Netz und tauschen Informationen untereinander aus. Anweisungen müssen nur noch an einzelne Zombie-Rechner geschickt werden und verteilen sich anschließend über das gesamte Netzwerk. Die P2P-Kommunikation ist dabei häufig verschlüsselt oder als erwünschter Datenverkehr getarnt, etwa als DNS- oder HTTP-Anfragen.
Im kommenden Jahr werden Botnetze nach Einschätzung von Symantec Hosted Services noch autonomer und entwickeln künstliche Intelligenz. Die Experten erwarten, dass sie sogar Eigenschaften so genannter Schwarmintelligenz zeigen. Die Betreiber der Zombie-Netze müssen dadurch nicht mehr aufwändig die Lebensdauer ihrer Infrastruktur verlängern. Stattdessen haben sie Zeit, sich auf deren eigentlichen Zweck zu konzentrieren: Spamversand und andere kriminelle Machenschaften. Grund zu Optimismus gibt die Tatsache, dass jeder gekaperte Rechner auch einen Besitzer hat. Ausreichend aufgeklärte Nutzer, die sich selbst gegen Malware schützen und ihre Rechner sauber halten, erschweren den Cyberkriminellen ihre Tätigkeit erheblich.