Besonders beliebt beim Kunden ist Call-by-Call, deren Provider über eine spezielle Vorwahl Telefonate in das deutsche Festnetz zu Tiefstpreisen versprechen. Was auf den ersten Blick einfach und preiswert erscheint, bedarf in der Praxis durchaus Expertenwissens. So variieren die vermeintlichen Billigtarife je nach Anbieter und Haupt- und Nebenzeit immerhin zwischen 0,7 und 9,2 Cent die Minute. Tarifänderungen erfolgen dabei teils im Tages- oder Stundentakt. Bei Kundenfreundlichkeit, Preisstabilität und Transparenz liegen deshalb Telefon-Flatrates und Voice-over-IP deutlich vor Call-by-Call-Angeboten.
Vor allem Internettelefonie hat sich zum Hauptkonkurrenten von Call-by-Call entwickelt. Zu diesem Schluss kommt auch die Marktstudie „VoIP“ der Beratungsgesellschaft Deloitte vom Juli 2005. Diese weist Internettelefonie inzwischen als ernsthafte Bedrohung für Call-by-Call-Anbieter aus. „VoIP ermöglicht Telefonie zu einem Endkundenpreis unterhalb der Herstellkosten von Call-by-Call“, sagt Geschäftsführer Thilo Salmon vom VoIP-Provider sipgate. „Weil sipgate das Gespräch über den Breitband-Anschluss abholt, entstehen nur Gebühren für die Terminierung. Zwischen VoIP-Nutzern sind Telefonate zudem kostenlos. Bei Call-by-Call stellt der Anschlussbetreiber hingegen auch ein Entgelt für die Rufzuführung in Rechnung.“
Besonders Preisstabilität und Transparenz machen VoIP für den Verbraucher attraktiv. Im Gegensatz zu Call-by-Call gibt es bei der Internettelefonie keine Haupt- und Nebenzeit sowie keine Orts- und Ferngesprächstarife. Je nach VoIP-Anbieter liegt der Festnetztarif konstant bei 1 bis 2 Cent pro Minute und damit bereits auf Call-by-Call-Niveau.
„Call-by-Call ist zwar günstig, jedoch ist der Verbraucher angehalten, sich vor dem Anruf nochmals über den aktuellen Tarif zu informieren“, sagt Uwe Rosenhahn von billiger-telefonieren.de. „Zudem kann es durch nahezu gleiche Vorwahlnummern zu Irritationen kommen, so dass der Kunde ungewollt zu einem teureren Call-by-Call-Tarif telefoniert.“ Ein weiterer Schwachpunkt ist die Netzverfügbarkeit mancher Anbieter, weiß Rosenhahn. „Wenn keine freie Leitung vorhanden ist, nutzt dem Kunden auch kein Festnetztarif weit unter einem Cent.“
Wie verlässlich die Tarife bei VoIP sind, zeigt unter anderem sipgate. Seit Start des Dienstes Anfang 2004 kostet ein innerdeutsches Festnetzgespräch 1,79 Cent pro Minute. Außerdem gibt es eine Telefon-Flatrate in 15 europäische Länder-Festnetze inklusive Deutschland für monatlich 8,90 Euro. Den Vorteil gegenüber Call-by-Call sieht Thilo Salmon nicht nur in der konstanten Tarifpolitik: „Internettelefonie bietet Mehrwerte wie die Nutzung von unterwegs zum Beispiel via Dual-Mode-Handys. Call-by-Call ist dagegen durch seine Abhängigkeit zum Festnetz in seinem Marktsegment gefangen.“
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