Der SIBB bemängelt, dass die regionale IKT-Branche in der aktuellen Standortstrategie keine Berücksichtigung als eigenständige Industrie findet. Dabei weist die Branche in Berlin ein rasantes Wachstum auf, von dem die Stadt insgesamt profitiert. Um der Bedeutung der IKT in und für Berlin gerecht zu werden, formuliert der SIBB klare Prüfsteine an die Berliner Parteien, an denen sich ihre Regierungsarbeit zukünftig messen lassen muss:
1. Die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) ist ein bedeutender eigenständiger Industriezweig in der Stadt und muss als solcher stärker wahrgenommen und unterstützt werden.
IKT ist gleichzeitig Querschnittsbranche für andere Wirtschaftsbereiche und eine eigenständige Industrie mit hohem Innovationsgrad. Der Branchenumsatz stieg in den vergangenen Jahren auf über 9 Mrd. Euro, zudem stellt die Branche rund 50.000 gut bezahlte sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Die IKT-Branche leidet bereits unter Fachkräftemangel, der das Wachstum schwächt. Um dem zu begegnen, muss sich Berlin national und international als attraktiver und leistungsfähiger IT-Arbeitsort präsentieren.
2. Berlin muss von der Politik als bedeutender nationaler und internationaler Standort der IKT-Industrie eingeordnet, präsentiert und vermarktet werden.
Wichtige IKT-Großkonzerne wie Microsoft, Siemens, die Deutsche Telekom oder SAP sind in der Region vertreten. Daneben existiert eine Vielzahl von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die in der öffentlichen Wahrnehmung nicht präsent sind, aber in ihren Segmenten zu den weltweit führenden Anbietern gehören. Solche „Hidden Champions“ hat Berlin zum Beispiel im Bereich der Geo-Information zu bieten oder auch im zukunftsträchtigen Geschäftsfeld der Energieleitsysteme. Das Potenzial – auch für die Außendarstellung Berlins – liegt weitgehend brach und kostet die Unternehmen so Aufträge, Mitarbeiter und Reputation.
3. Berlin zur innovativen Stadt der Zukunft ausbauen. Die Politik muss heute die richtigen Weichen stellen.
Berlin hat großes Potenzial, zur innovativen Stadt der Zukunft zu werden. Bildungseinrichtungen mit Weltruf, innovative Unternehmen, exzellente Forschungszentren und zahlreiche Bundesbehörden bilden einen einzigartigen Nährboden für Pilotprojekte. Die Behördenrufnummer 115 oder Initiativen zu Open Data und Cloud Computing verdeutlichen das Potenzial der Region.
Eine verbesserte Kooperation und Koordination der Politik mit der Industrie und den zuständigen Verbänden würde diese wichtige Aufgabe beschleunigen, wie das Scheitern der WLAN-Initiative gezeigt hat.
4. Der SIBB schlägt konkrete Maßnahmen vor, um den IKT-Standort Berlin zu stärken.
Um die regionale IKT-Industrie zu unterstützen, regt der SIBB an, das Standortmarketing und die Verantwortlichkeiten in der Wirtschaftsförderung in einer Hand zu konzentrieren. In der Außendarstellung der Region muss der IKT-Standort stärker betont werden. Um die IKT-Industrie weiter zu stärken und zu stützen, sollte die Verwaltung mehr darum bemüht sein, EU-Fördermittel einzuwerben. Und nicht zuletzt sollte die Politik nicht nur den – oft unterschätzten – Bestand an IKT-Unternehmen vor Ort pflegen und unterstützen, sondern auch neue, große IKT-Unternehmen für den Standort Berlin-Brandenburg akquirieren.
Bei einer Stärkung des IKT-Standorts Berlin gewinnen alle: Am Standort Berlin entstehen zukunftsträchtige Arbeitsplätze, Leuchtturmprojekte erzielen eine Sogwirkung für weitere Unternehmen, Verwaltung und Wirtschaft profitieren von innovativen Lösungen und die Landesregierung profitiert vom steigenden Steueraufkommen.