Die amerikanische Standish Group hat in einer aktuellen Studie ermittelt, dass nur 32% der IT-Projekte in 2008 und 2009 erfolgreich im geplanten Zeit- und Budgetrahmen fertiggestellt wurden. Fast ein Viertel der IT-Projekte wird vorzeitig abgebrochen. In den Statistiken der vergangenen Jahre wurde eine kontinuierliche Verbesserung der Zahlen erreicht, die im aktuellen Krisenjahr aber nicht fortgesetzt werden konnte.
Für die Unternehmen bedeutet dies, dass ein noch größerer Teil der Investitionen in IT-Projekte abgeschrieben werden muss. Und nicht nur die bereits investierten Gelder und Ressourcen gehen verloren – zukünftig stehen wichtige technologische Weiterentwicklungen, neue Werkzeuge und effizientere Prozesse nicht zur Verfügung, weil die Entwicklung auf halbem Weg gescheitert ist oder eingestellt wurde.
Die Wirtschaftskrise bringt Unternehmen dazu, kurzfristiger zu denken und zu handeln. Viele Manager konzentrieren sich auf zunehmend auf die nächsten Wochen oder Monate, anstatt – wie vor der Krise – die kommenden Jahre zu planen. Das ist in manchen Firmen sicherlich unumgänglich, in vielen Fällen aber birgt dies eine neue, langfristigere Gefahr. Selbst wenn ein Unternehmen die aktuelle Krise übersteht, kann es durch diese Handlungsweise langfristig geschwächt sein.
Eine Alternative findet sich, wenn die Unternehmens-IT als Ganzes betrachtet und Einsparpotenziale genau identifiziert werden. Dies setzt voraus, dass die Unternehmensleitung die Zeit und die Möglichkeit hat, eine solche Betrachtung durchzuführen und die nötigen Maßnahmen einzuleiten. So können durch Ausschreibungen für zugekaufte Leistungen häufig 20% bis 40% der Kosten hierfür eingespart werden, ohne auf Leistung oder Qualität verzichten zu müssen. „Wir haben schon bei einigen Kunden vorgegebene Einsparpotenziale nur durch Ausschreibungen erreicht und ohne, dass IT-Projekte dafür gestrichen werden mussten.“, beschreibt der Ausschreibungsexperte Tino Lichtenberg seine jüngsten Erfahrungen mit der Krise. Diese Unternehmen profitieren davon, dass sie sich in der momentanen Situation langfristig günstige Preise sichern und zugleich für die Zukunft wichtige IT-Projekte weiterführen können.
„Natürlich benötigen wir einige Wochen, um eine Ausschreibung umzusetzen, doch mit der Balanced Request Methodik und den darin bereits vordefinierten Prozessen und Werkzeugen können wir hochqualitative Ausschreibungen heute deutlich schneller durchführen als noch vor einigen Jahren. Damit können wir mehr und mehr Unternehmen überzeugen, dass kurzfristige Projektabbrüche auch nur kurzfristig helfen und das Ausschreiben zugekaufter Leistungen ein deutlich besseres Werkzeug ist, um sein Unternehmen durch die Krise zu bringen.“, so Stefan Schäfer von der Unternehmensberatung Schäfer & Lichtenberg aus Stuttgart.
Unternehmen, die zur Krisenbewältigung kurzsichtige Entscheidungen getroffen haben, droht eine strukturelle Krise nach der wirtschaftlichen Krise. Die Bundesregierung hat durch die Verlängerung des Kurzarbeitergeldes Ihren Teil dazu getan, eine strukturelle Krise durch Knowhow-Abfluss zu verhindern. Eine durch fehlende Weiterentwicklung der IT hervorgerufene Schwächung der eigenen strategischen Position können nur die Unternehmen selbst verhindern.