An einem Beispiel wird das deutlich: Kurz vor dem Start des Flugzeugs meldet sich der Kapitän. Durch den Laut-sprecher hören Sie Details zu Reiseroute, Flugdauer und dem Wetter am Zielflughafen. Vorher wurden Sie durch die Flugbegleiter auf die Sicherheitsbestimmungen und den Service an Bord aufmerksam gemacht. Wenn wir den Inhalt außen vor lassen und uns auf das "Wie?" der Kommunikation konzentrieren, fallen zwei unterschiedliche Sprachmuster auf. Der Pilot klingt eher glaubwürdig. Seine Stimme ist flach. Am Satzende senkt sie sich. Die Sätze sind kurz. Pausen betonen wichtige Sequenzen. Dagegen hört sich die Flugbegleiterin ganz anders an: ihre Stimmlage geht auf und ab. Am Satzende hebt sich die Stimme. Dadurch wirkt die Person eher zugänglich. Welche der Stimmmuster wirken kompetenter auf die Zuhörer? Was wäre, wenn Pilot und Flugbegleiterin die Stimmmuster tauschen würden?
Es geht bei der nonverbalen Kommunikation nicht um politisch korrekt, fair oder sexistisch. Denn die Wirkung der nonverbalen Ebene findet unbewusst statt. Es handelt sich um Codes, die sich im Laufe der Evolution ergeben und in unser Verhalten eingebrannt haben. Im Laufe von über 40 Jahren hat Michael Grinder diese Codes durch die Beobachtung von mehr als 6.500 Schulklassen entdeckt, systematisiert und strukturiert. Die Essenz sind 21 wenig bekannte, aber wirkungsvolle Informationseinheiten, die sich in vier Kategorien einteilen lassen: Stimme, Augen, Gestik, Atmung. Diese Muster werden auch als "Pentimento" bezeichnet.
Pentimento ist ein Begriff aus der Kunst. Er beschreibt den Vorgang, wenn die Farboberfläche eines Bildes im Alterungsprozess durchlässig wird. Durch diese Transparenz wird die dahinter verborgene Information offenbart - beispielsweise weitere Farbschichten oder die Kreideskizzen des Malers. Übertragen wir dieses Phänomen auf die Kommunikation, entspricht die Farboberfläche der verbalen Ebene - also dem, was wir sagen. Die Wirkung im Hintergrund (also die verborgenen Informationen) entsteht durch die nonverbale Kommunikation.
Pentimento unterstützt dabei, zu verstehen, warum bestimmte Menschen Karriere machen und andere nicht. "Wenn Frauen in den entscheidenden Momenten glaubwürdige Kommunikationsmuster einsetzen, wird dies ihre Wirkung auf die anderen Menschen dramatisch verändern. Das heißt zum Beispiel die Stimmmuster der Piloten einsetzen - und nicht die der Flugbegleiter. Wir vergleichen dies gerne mit einer Analogie aus der Tierwelt: glaubwürdig sind die Katzen, und zugänglich sind die Hunde. Wenn Sie Karriere machen wollen, müssen Sie Ihre innere Katze rauslassen" empfiehlt Peter Holzer.
Besonders wirkungsvoll wird es, wenn Frauen ihr Verständnis von nonverbaler Kommunikation mit der Funktionsweise der Gruppendynamik kombinieren. Denn auch hier gibt es einen verborgenen Code. So können Frauen die Verantwortung für ihre Karriere selber in die Hand nehmen. Denn sie sind erfahrungsgemäß oft sogar besser trainiert, wenn es um die Wahrnehmung der körpersprachlichen Details geht. "Wenn wir verstehen, wie sich Menschen in Gruppen verhalten und was wir tun müssen, um eine bestimmte Wirkung zu erzeugen, erhöhen wir unsere Macht durch Einfluss" so Peter Holzer. "Damit bieten wir Menschen und Unternehmen eine Alternative, um in einer neuen Zeit erfolgreiche Teams zu Spitzenleistung zu führen."