Auf Unkenntnis kann sich die Koalition nicht berufen: die zuständigen Büros wurden von der Unternehmerinitiative patentfrei.de, dem Förderverein für eine freie informationelle Infrastruktur (FFII), dem Linux-Verband und weiteren besorgten Vetretern aus der Wirtschaft und von gemeinnützigen Organisationen mehrfach über die Sachlage und insbesondere die Konsequenzen für Open-Source-Software aufgeklärt.
Johannes Sommer, Hamburger Repräsentant der von kleinen und mittelständischen Unternehmen getragenen Initiative patentfrei.de, hat kein Verständnis für die Umdefinition: "Nur Standards ohne lizenzrechtliche Einschränkungen garantieren ungehinderten Zugang zu den Informationsmärkten. Die Koalition macht sich mit dem Festhalten an patentbehafteten Formaten unglaubwürdig. Sie verkehrt ihre proklamierte Zielsetzung, nämlich die Stärkung des Wettbewerbs und den bevorzugten Einsatz herstellerunabhängiger Formate, ins Gegenteil. Insbesondere die vorgebliche Förderung von Open Source kann vor diesem Hintergrund nur noch als Worthülse bezeichnet werden."
Auch der Linux-Verband ist mit dem Beschluss alles andere als zufrieden: „Die Umdefinition offener Formate durch den Ausschuss ist eine potentielle Behinderung für alle Unternehmen, die Wertschöpfung mit Open-Source-Software betreiben“, so Peter Ganten, Mitglied des Vorstands des Verbandes. „Deutschland gerät damit in der Informationstechnologie ins Hintertreffen. Besonders ärgerlich ist dies vor dem Hintergrund einer vernünftigen Definition auf EU-Ebene, die nun leider für Deutschland nicht gelten soll.“
Die Unternehmerinitiative plädiert daher gemeinsam mit dem Linux-Verband an die Abgeordneten des Bundestages, sich mit dem Ergebnis nicht zufriedenzugeben und auf eine erneute Aussprache hinzuwirken.