Aufgrund der Anonymität und Globalität des Internets ist es für die Täter ein Leichtes sich der Strafverfolgung zu entziehen. An dieser Entwicklung werden den Experten der Sicherheitsinitiative "no abuse in internet" (naiin) zufolge auch die jüngsten Erfolge der Strafverfolgungsbehörden wie die Operation "Mikado", in deren Rahmen deutschlandweit 322 Tatverdächtige ermittelt wurden, nichts ändern.
"Auch nach der bislang weltweit größten Polizeiaktion, der Operation "Marcy" im September 2003, hatte der Verbreitungsgrad von Kinderpornografie im Internet drastisch zugenommen. Es kann somit nicht davon ausgegangen werden, dass die jüngsten, viel kleineren Aktionen Auswirkungen auf den weltweiten Handel mit derartigen Darstellungen haben werden", erläutert Arthur Wetzel, Präsident von naiin (www.naiin.org). Seine Initiative ist in den vergangenen sechs Jahren mehr als 72.000 Hinweisen auf kinderpornografische Inhalte nachgegangen.
Mittlerweile hat sich das Geschäft mit Kinderpornografie zu einer globalen Multimilliarden-Industrie entwickelt. Besonders schockierend: Die Opfer werden immer jünger. Unlängst werden auch Babys und Kleinkinder im Windelalter von der Kinderporno-Industrie als "Darsteller" herangezogen. Die Aufnahmen werden zudem immer gewalttätiger. Kinder werden gefesselt, geschlagen oder ausgepeitscht.
"Über 75 Prozent aller Kinderpornofilme werden bereits über das Internet verbreitet - Tendenz stark steigend", weiß naiin-Geschäftsführer Dennis Grabowski zu berichten. Neue Technologien machen Herstellung, Verbreitung und Abruf von Kinderpornografie leichter denn je. "Web 2.0-Anwendungen wie Bilder- und Videoplattformen werden unlängst von Pädokriminellen zum Tausch und Bezug derartiger Inhalte missbraucht. Handy- und Digitalkameras ermöglichen die Produktion neuen Materials ohne jegliches Entdeckungsrisiko", so Grabowski.
Doch nicht alle Kinderpornokonsumenten sind pädophil. Einer US-Studie zufolge sollen auch 15 Prozent der "normalen" Pornokonsumenten für derlei Material empfänglich sein. "Die Erfolge der deutschen Strafverfolgungsbehörden bleiben Tropfen auf den heißen Stein. Schlechte Ausstattung sowie strukturelle Defizite behindern die Behörden im Kampf gegen eine zum Teil mafia-ähnlich strukturierte Szene, die über mehr Mittel verfügt als die Strafverfolger", bemängelt der naiin-Geschäftsführer.