So geistert immer noch die Mär um, es handelt sich um Methoden und Tools zur Optimierung ausschließlich der Produktion. Ebenso geht man auch vielfach von Methoden zur Effizienzsteigerung im Sinne von Mehrarbeit für die Mitarbeiter bzw. weniger Mitarbeiter für die Unternehmen aus. Die einfache Logik Verschwendung zu vermeiden und nicht Mitarbeiter, ist vielen Führungskräften und Mitarbeitern leider noch nicht wirklich klar geworden.
Ein weiteres Missverständnis zeigt sich durch die Aussage vieler Führungskräfte „Lean, das haben wir schon eingeführt, wir sind Lean!". Bei näherer Nachfrage stellt man dann mit Verwunderung fest, dass oft schon die Einführung des Pull-Prinzips in einer Produktionslinie und einige nach 5S aufgeräumte Büros als „Lean" zählen. Wie kann es sein, dass Toyota nach über 40 Jahren immer noch dabei ist kontinuierlich Verbesserungen einzuführen und Verschwendungen zu eliminieren, andere aber die Meinung haben, nach einem halben Jahr mit Lean und Kaizen „fertig zu sein".
Wie schon mehrfach an dieser Stelle publiziert, sind wir vom LEANmagazin nach wie vor überzeugt, dass LEAN und Kaizen eine der wirkungsvollsten Managementphilosophien ist. Wir sind uns sicher, dass es sich in wenigen Jahren kaum ein Unternehmen leisten kann, nicht systematisch, akribisch und vor allem kontinuierlich in allen Unternehmensbereichen nach Verschwendung zu suchen und diese zu eliminieren.
An alle Verantwortlichen in den Unternehmen, Berater und Hochschulinstitute geht daher mein eindringlicher Appell – versuchen Sie Lean wirklich zu verstehen, geben Sie sich nicht mit der Einführung einiger Methoden zufrieden und streben Sie nach Perfektion, damit es nicht irgendwann heißt: „Lean und Kaizen und doch nicht schlanker!"
Karl Heinz Döppler
Herausgeber LEANmagazin