Tatsache ist, dass die große Mehrheit der wertschöpfend tätigen Mitarbeiter nicht akademisch ausgebildet ist und dass in den meisten Fällen bei operativ Arbeitenden praktisches Geschick einer rein theoretischen Qualifikation vorzuziehen ist. Dies gilt im Übrigen nicht nur in den produzierenden Bereichen der Unternehmen sondern auch in weiten Teilen der Administration und der Entwicklung.
Zweifelsohne werden akademisch ausgebildete Mitarbeiter dringend in vielen Unternehmen gebraucht. Doch in den meisten Fällen für Führungsaufgaben und andere „nicht wertschöpfende" Tätigkeiten. Praktiker und top ausgebildete Fachkräfte werden im unternehmerischen Tagesgeschäft jedoch zunehmend zum Bottle Neck.
Erst kürzlich berichtete mir der Entwicklungsleiter eines Großunternehmens: „Ich habe zwar freie Stellen für Ingenieure, aber Zeichnerinnen und Zeichner – unser Engpass – darf ich nicht einstellen!". Solche und ähnliche Stilblüten treibt teilweise die Personalpolitik von Unternehmen. Teilweise hat man den Eindruck, dass ein Hochschulstudium als generelle Einstellungsvoraussetzung gilt, völlig unabhängig von den sachlichen Notwendigkeiten.
Durch diese „Arbeitsteilung" - auf der einen Seite zunehmend akademisch ausgebildete Führungskräfte und auf der anderen Seite wertschöpfungsorientierte Praktiker ergibt sich speziell im Lean Kontext eine explosive Mischung. Nicht selten wollen die Führungskräfte ihren Mitarbeitern sagen, wie sie „Lean arbeiten" sollen, statt lediglich die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die operativen Mitarbeiter möglichst verschwendungsfrei arbeiten können.
Vieleicht ist es ein guter Vorsatz für 2015, sich wieder einmal etwas stärker dem ureigenen Anliegen von Lean zu widmen: Verschwendungen in wertschöpfenden Prozessen aufzuspüren und zu eliminieren!
Eine schöne Weihnachtszeit, einen guten Rutsch und auf ein neues ereignisreiches Lean-Jahr 2015
Karl Heinz Döppler
Herausgeber LEANmagazin