Die Turbulenzen an den weltweiten Finanzmärkten haben den BAI IV 2008 (Berufsstart-Absolventen-Index) bislang wenig tangiert. Zwar verliert der Index 16 Punkte und liegt nun bei 260, jedoch standen nach den Hiobsbotschaften der letzten Monate wesentlich gravierendere Verluste zu befürchten.
Signifikante Trends
Das Winterquartal 2008 bestätigt eine Tendenz, die sich schon im Herbst abzeichnete: Die Ingenieursdisziplinen verlieren am deutlichsten an Absolventenstellen. Wie schon im Vorquartal führen die Bauingenieure (-70 Punkte) die Negativ-Hitliste an. Ein ähnliches Schicksal teilen Werkstoffwissenschaftler (-49), Maschinenbauingenieure (- 30) und Informatiker (- 28). Lediglich Biologen und Chemiker bleiben von den Verlusten verschont und legen 16 Punkte zu. Angesichts düsterer Konjunkturprognosen, die einen BIP-Rückgang von mindestens 2,25 Prozent prophezeien, können erst die kommenden Monate zeigen, wie sich die Einstellungspolitik der Unternehmen entwickelt.
Wirtschaftswissenschaften
Entgegen der allgemeinen Entwicklung zeigen sich die wirtschaftwissenschaftlichen Fächer momentan noch relativ rezessions-resistent. Sie verlieren zwar durchschnittlich 3% an Jobangeboten, können sich aber über positive Nachrichten freuen, wie jene der Deutschen Telekom, die 3500 neue Stellen ankündigt und besonders Absolventen aus betriebswirtschaftlichen und naturwissenschaftlichen Studiengängen einzustellen plant.
Informatik
Im letzten Vierteljahr hat der BAI-Informatik 28 Punkte abgegeben. Damit kehrt er auf den Stand vom Sommer 2008 zurück und steht erneut bei 307 Punkten. Jedoch sind die Chancen für Informatiker am Arbeitsmarkt trotz Wirtschaftskrise gut. Ein abgeschlossenes Studium sei wichtig, reiche aber mittlerweile bei weitem nicht aus, um einen Job zu finden, so der Branchenverband Bitkom. Zusätzlich brauchen Bewerber Praxiserfahrung und zumindest Englischkenntnisse.
Maschinenbau
Schon seit einem Jahr scheint bei den Maschinenbauingenieuren „ die Luft raus“ zu sein. Nach fünf starken Jahren, folgt der Stagnation ein deutlicher Einbruch mit einem Verlust von 9% der Absolventenstellen. Der Verband deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) warnt allerdings das der Rückgang des Auftragseingangs von 30 Prozent im November 2008 nicht zu überzogenen Reaktionen auf Arbeitgeberseite führen dürfe. Der Maschinenbau habe dank innovativer Produkte und Verfahren weltweit nach wie vor hervorragende Wachstumschancen.
Elektrotechnik
Nicht ganz so heftig wie andere Ingenieurszweige hat es bis dato die Elektrotechnik erwischt. Der Stellenpool für Elektrotechnikabsolventen schrumpft um 4% und muss das zweite Quartal in Folge einen Rückgang verkraften. Insbesondere die Metall- und Elektroindustrie beklagt viele Arbeitnehmer in Kurzarbeit beschäftigen zu müssen. Die internationale Absatzkrise hat laut Arbeitgeberverband Gesamtmetall inzwischen die Metall- und Elektroindustrie in voller Breite und mit nur wenigen Ausnahmen erfasst. Viele Betriebe müssten sich 2009 „voll darauf konzentrieren, möglichst lebend und einigermaßen unversehrt aus der Krise zu kommen“, so Gesamtmetall- Präsident Martin Kannegiesser.
Biologie-Chemie
Überraschende Spitzenreiter des BAI IV 2008 sind Biologen und Chemiker. Sie gehen als einzige mit einem Stellenzuwachs aus der schwierigen Situation hervor. Der Stellenindex für diese Absolventen kann 16 Punkte zulegen. Dies verwundert umso mehr, als die Chemiebranche eigenen Angaben zufolge ein Umsatz-Minus von mindestens 2,5 Prozent für das Jahr 2009 erwartet. Dies werde sich auch auf dem Jobmarkt bemerkbar machen.