Grund für die guten Jobchancen: Die deutschen Verwaltungen leiden an einer kollektiven Vergreisung, berichtet das Magazin weiter. Durchschnittlich 27 Prozent der Beschäftigten der Länder im höheren Dienst sind 55 Jahre und älter, werden also in wenigen Jahren aus dem Dienst ausscheiden. Christoph Reichard, der bis 2006 Public Management an der Universität Potsdam lehrte, schätzt, dass mittelfristig jede dritte Stelle neu besetzt werden muss.
Dabei kann der Staat als Arbeitgeber von der aktuellen Wirtschaftskrise profitieren, denn er gilt als sicherer und zuverlässiger Arbeitgeber - Eigenschaften, die gerade aktuell gefragter sind als je zuvor: "In der Vergangenheit war es für junge Leute ein absolutes No-go, für den Staat zu arbeiten. Aber die Generation, die in den 90er-Jahren aufgewachsen ist, denkt viel pragmatischer", sagt Arbeitspsychologe Stefan Grünwald gegenüber Handelsblatt Junge Karriere. Einer Studie der Online-Jobbörse Stepstone zufolge können sich gegenwärtig 78 Prozent der bundesweit befragten 2.200 Fach- und Führungskräfte eine Tätigkeit im öffentlichen Dienst gut vorstellen. Einige Behörden verzeichnen bereits einen auffällig starken Andrang: Im ersten Halbjahr 2008 bewarben sich beispielsweise beim Bundesinnenministerium 530 Absolvente n, zumeist Juristen, für eine Beamtenlaufbahn im höheren Dienst. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres waren es mehr als doppelt so viele Bewerber, nämlich 1.300.
Im höheren Dienst der Verwaltungen gibt es traditionell ein Monopol der Juristen, allerdings werden auch Absolventen anderer Fachrichtungen viel stärker nachgefragt. Auf der Wunschliste ganz oben stehen Ingenieure und IT-Fachleute, aber auch Naturwissenschaftler und Betriebswirte. Peter Heesen, Vorsitzender des Deutschen Beamtenbundes, sagt: "Der öffentliche Dienst braucht auch Volkswirte und Wirtschaftswissenschaftler. Dass wir uns in Wirtschaftsfragen Rat von außen holen müssen, ist nicht Sinn der Sache."
Wer sich für den öffentlichen Dienst als Arbeitgeber entscheidet, muss allerdings Abstriche beim Gehalt in Kauf nehmen: "Bei Berufseinsteigern sind die Unterschiede nicht so gravierend. Im späteren Berufsleben aber werden die erfolgreichen Kandidaten in der freien Wirtschaft deutlich besser bezahlt", sagt Peter Herrendorf von der Personalberatung Odgers Berndtson. "Dafür weiß man im öffentlichen Dienst langfristig, wie sich das Einkommen entwickelt und darf bei Beamten auch die Pension nicht außer Acht lassen."
Mehr Informationen zu den Jobchancen und Verdienstmöglichkeiten im öffentlichen Dienst, stehen in der Titelgeschichte der September-Ausgabe von Handelsblatt Junge Karriere, die am 28. August 2009 erscheint.