Dagegen ist der Wohnungsbau in Hessen im vergangenen Jahr weiter eingebrochen. Die Zahl der Baugenehmigungen von Wohngebäuden in Hessen ging in den ersten drei Quartalen 2007 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 40,8% zurück, die Zahl der darin enthaltenen Wohnungen sank um 21,1%. In Frankfurt am Main wiederum vollzog sich eine andere Entwicklung. Zwar sanken die Baugenehmigungen um 6,9%, im Gegensatz zum Hessentrend nahm jedoch die Zahl der Wohnungen in den genehmigten Wohngebäuden um 71,1% zu - mit anderen Worten: der Geschosswohnungsbau nahm zu, der Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern hingegen ist rückläufig. Der deutliche Rückgang im Wohnungsbau kann jedoch nicht als Krise interpretiert werden, da die hohe Zahl der Baugenehmigungen in den Jahren 2005 und 2006 auf Vorzieheffekte durch die Abschaffung der Eigenheimzulage zurückzuführen ist. "Das Neubauvolumen liegt insgesamt unter dem tatsächlichen Bedarf. Zwar verändert sich Frankfurts Bevölkerungszahl kaum, andererseits besteht ein Trend hin zu kleineren Haushalten sowie zu größeren Pro-Kopf-Wohnflächen. Dies führt auch perspektivisch insgesamt zu einem steigenden Wohnungsbedarf, selbst bei einer sinkenden Bevölkerungszahl", so Müller. Eine Trendumkehr sei hier nicht abzusehen. "Verharrt der Neubau auf niedrigem Niveau wird dies tendenziell zu weiter steigenden Mieten führen," so Müller weiter.
"Wohnraum ist ein harter Standortfaktor und einer der Schlüssel für die künftige Attraktivität von Frankfurt am Main im internationalen Wettbewerb. Die Mietpreise hier sind im Vergleich zu anderen europäischen Zentren wie Paris und London bei gleichzeitig deutlich höherem Wohnstandard niedrig, auch wenn Frankfurt am Main auf Platz zwei der höchsten bundesdeutschen Mietpreise hinter München rangiert", stellt Dr. Mathias Müller fest. Die nach wie vor hohe Nachfrage nach attraktivem Wohnraum in Frankfurt bei gleichzeitig knappem Angebot schlägt sich in den Kaufpreisen ebenso nieder, wie der Anstieg der Baukosten, der an die Käufer weitergereicht wird: Die durchschnittlichen Kaufpreise für neue Eigentumswohnungen und Reihenmittelhäuser zogen deshalb im vergangenen Jahr um 10 Prozent an. Preise für ältere Wohnimmobilien hingegen stagnierten oder sanken sogar leicht.
"Werden die Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau nicht besser, droht hier die Verschlechterung einer der harten Standortvorteile von Frankfurt am Main", so Müller weiter. "Insgesamt ist nicht davon auszugehen, dass 2008 eine Trendwende im Wohnungsbau eintritt", prognostiziert IHK-Vizepräsident Dr. Müller. Umso wichtiger für die regionale Bauwirtschaft sei es daher, dass die geplanten Großprojekte wie der Bau der EZB oder die Flughafenerweiterung zügig umgesetzt werden, um Wachstumsimpulse zu geben.