Vor allem wegen der starken unternehmensnahen Dienstleistungen hob sich die Region in den letzten Befragungen immer noch positiv vom Hessen- und Bundestrend ab. Aber nun spürt auch diese Branche die Krise zunehmend. Einzig der konsumnahe Handel hebt sich positiv ab und erweist sich weiterhin überraschend stabil. "2009 entwickelt sich voraussichtlich zu einem guten Jahr", bestätigt Norbert Pick, Geschäftsführer der STIHL Vertriebszentrale AG & Co. KG in Dieburg und Mitglied der IHK-Vollversammlung. STIHL investiert gerade 25 Millionen Euro am Standort Dieburg in die Erweiterung der Vertriebslogistik.
Krise geht von der Industrie aus
Ihren Ursprung hat die Krise vor allem in der schlechten Lage der Industrie. Die Aufträge sind hier regelrecht weggebrochen. Zwei Drittel der Unternehmen berichten von einem rückläufigen Auftragseingang. Die Folge: Investitionen werden zurückgehalten, rund die Hälfte der Unternehmen reduziert die Investitionsbudgets. Auch wird voraussichtlich ein Drittel der Industrieunternehmen Stellen abbauen müssen. Wesentliche Ursache für den Absturz in der Industrie ist das schlecht laufende Auslandsgeschäft. 49 Prozent der Unternehmen rechnen mit einem weiteren deutlichen Rückgang der Ausfuhren. Immerhin 42 Prozent der Unternehmen erwarten aber ein stabiles und neun Prozent sogar ein besser werdendes Auslandsgeschäft.
Immer mehr Branchen betroffen
Mit zunehmender Dauer der Krise in der Industrie werden auch nachgelagerte Branchen wie der Großhandel, die Logistikbranche und auch die unternehmensnahen Dienstleistungen immer mehr in Mitleidenschaft gezogen. Der in unserer Region ausgesprochen starke Bereich der unternehmensnahen Dienstleistungen aus dem IT- und Engineering-Umfeld gerät zunehmend in Schwierigkeiten. "Werden Forschungs- und Entwicklungsaufträge der Industrie verschoben oder Projekte nicht verlängert, spüren das zunehmend auch die Dienstleister aus dem Engineering-Umfeld", sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Vetterlein dazu. Rund ein Drittel der unternehmensnahen Dienstleister beurteilt das laufende Geschäft schlecht. 43 Prozent rechnen in den kommenden Monaten mit weiterer Verschlechterung. Ein größerer Beschäftigungsabbau ist bei den Dienstleistern derzeit aber nicht zu erwarten.
Erstaunlich stabile Lage im Einzelhandel
Die Situation im Einzelhandel stellt sich erstaunlich gut dar. Rund zweit Drittel der von der IHK befragten Unternehmen in dieser Branche beurteilen den aktuellen Geschäftsgang mit befriedigend oder gut. Die Kauflust der Verbraucher scheint sich entgegen der Krisenstimmung weiter positiv zu entwickeln. Preisrückgänge bei Benzin, Heizöl und Nahrungsmitteln sowie die Verlängerung des Kurzarbeitergeldes sind dabei maßgebliche Einflussfaktoren. Allerdings fürchtet der Handel, dass die Verbraucherstimmung kippt, wenn die Krise erst einmal auf dem Arbeitsmarkt ankommt. 46 Prozent der Einzelhändler erwarten deshalb eine Eintrübung der Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten. 41 Prozent kündigen an, die Investitionsausgaben zu drosseln.
Kreditkonditionen bleiben unverändert
Eine Zusatzfrage zum IHK-Konjunkturbericht richtete sich auf die Kreditversorgung der Unternehmen. 75 Prozent der Unternehmen geben an, dass sich die Kreditkonditionen nicht verändert oder sogar verbessert haben. Im Vorjahr waren das noch 82 Prozent der Firmen. 35 Prozent der Händler und jeweils 23 Prozent der Industrie- und Dienstleistungsunternehmen geben aber an, dass sich die Kreditkonditionen verschlechtert haben. Eine Knappheit an Krediten ist aber an keiner Stelle auszumachen.