Drei Viertel der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt, doch bislang reicht das Wissen über die Meere nur bis zu einer Tiefe von hundert Metern. Zu langsame Rechner, unzureichende Software- und Analysetools sowie zu geringe Speicherkapazität erschwerten die Tiefseeforschung.
Um eine großflächige, durchgängige Beobachtung über Jahre hinweg bemüht sich jetzt Tiefseeroboter Wally, der aufgrund seines Aussehens und seiner Sammelleidenschaft nach der Disney-Figur Wall-E benannt wurde. Der 275 kg schwere Crawler bewegt sich auf dem Meeresgrund mit zwei Kettenlaufwerken. Damit kann er sich vorwärts, rückwärts und im Kreis bewegen. Ausgerüstet mit Sensoren, Scheinwerfern und einer HD-Videokamera, die die Umgebung im Winkel von 360 Grad erfasst, soll Wally zahlreiche Daten sammeln. Anschließend werden die Informationen über Temperatur, Druck, Strömung, Salzgehalt, Methankonzentration und Trübungsgrad übers Internet an das kanadische Forschungsinstitut an der University of Victoria und den Rest der Welt geschickt.
Nach Kanada gehen die Informationen, weil Wally zum kanadischen Forschungsprojekts NEPTUNE (North-East Pacific Timeseries Undersea Networked Experiments) gehört, das bereits 2007 auf der Juande-Fuca-Platte - der kleinsten der zwölf tektonischen Platten - ein großflächiges Meeresobservatorium einrichtet. Das besteht aus einem permanenten Netz an Sensoren und Messgeräten, die kontinuierlich über 25 Jahre ozeanografische Daten liefern sollen. Den Anfang machten 800 km Kabelstränge, in denen sich Strom- und Datenleitungen befinden. Sie verbinden inzwischen 220 unterseeische Messinstrumente und 11 stationäre Messplattformen in Tiefen zwischen 17 und 2660 Meter mit der Außenwelt. Acht Sensoren sind direkt auf Wally installiert, weitere auf einem - vertikal beweglichen - Vertical Profiler System.
"So wie das globale engmaschige Netz von Wetterstationen die Meteorologie grundlegend verändert hat, will das neue Informationsnetz der Meeresdatenerfassung die Ozeanografie revolutionieren", sagt iX-Redakteurin Susanne Nolte.