„In der Schule sollten alle Kinder im Sportunterricht über ein Sprungbrett springen. Mein Sohn Simon hatte Angst. Seine Klassenkameraden feuerten ihn an, so dass er Anlauf nahm und sprang. Simons Technik war nicht perfekt, aber das ist Inklusion: Den Menschen zu sehen – nicht seine Schwächen“, so Doering. Sohn Simon kam mit dem Gendefekt Down-Syndrom zur Welt. Sie erlebte, dass viele Eltern in solchen Situation nicht genügend Hilfe erhalten. Das Ergebnis: Sie gründet einen Verein. „Es gibt viele Ämter, mit denen sich Eltern in Verbindung setzen müssen, und unzählige Dokumente, die auszufüllen sind“, sagt sie. Auch Freudenberg unterstützt: „Die Arbeit im Verein benötigt viel Zeit und Kraft – bei Freudenberg habe ich das Glück, dass das Unternehmen mir flexible Arbeitszeiten bietet.“
Die Erfahrungen zeigen, dass Eltern sehr unterschiedliche Wege für ihre Kinder wählen. Einige entscheiden sich für die Förderschule, andere wählen den Besuch einer Regelschule. „Jede Entscheidung ist die richtige. Eltern sind Experten und wissen, was für ihr Kind gut ist“, so Doering. Jedoch sei der große Kraftaufwand oft der Grund, weshalb Kinder an der inklusiven Beschulung scheitern. „Aber wo bleibt die Teilhabe an der Gesellschaft? Die Kinder kommen nur wenig mit Gleichaltrigen ohne Behinderung in Kontakt und erlernen alltägliche Dinge nicht durch das Vorbild anderer Kinder“, so Doering. „Nach der Abschlussfeier in der Grundschule meines Sohnes kamen einige Eltern zu mir und erklärten, dass ihre Kinder einiges an Sozialkompetenz dazugewonnen hätten, weil Simon Teil der Klasse war.“ Auf die Frage, wo Doering den Verein in fünf Jahren sieht, sagt sie: „Ich wünsche mir, dass mehr Eltern die Kraft finden, sich zu engagieren. Außerdem wünsche ich mir, dass der Verein in fünf Jahren nicht mehr benötigt wird. Das würde bedeuten, dass Inklusion und Teilhabe funktionieren.“