"Für kleinere High-Tech-Unternehmen ist eine Outsourcing-Partnerschaft eigentlich der einzige Weg, in Deutschland überhaupt noch Produkte zu fertigen", stellte Jörg Sprave, Vorstand der nordrhein-westfälischen MacroSystem Digital Video AG, im Verlauf eines Expertenpanels auf dem Kundentag fest. In diesem Panel diskutierten neben Jörg Sprave Vertreter weiterer Kunden und Partner mit Beratern und Flextronics die Fragestellung, ob die Auslagerung von Prozessen der Wertschöpfungskette auch für Unternehmen mit komplexen Produkten und Portfolios mit hoher Variantenvielfalt in Frage kommt*. Als Meilensteine eines erfolgreichen Outsourcing-Projekts identifizierten die Experten drei Projektphasen, in denen auslagernde Unternehmen Schlüsselentscheidungen zu treffen haben:
In der Planungsphase ist es entscheidend, die Zielsetzungen klar zu definieren. Über die Auswahl des passenden EMS-Partners und des optimalen Fertigungsstandortes entscheiden die spezifischen Anforderungen des Unternehmens. Udo Jansohn, Projektmanager bei Conrac, begründet die Wahl des Flachbildschirmspezialisten aus Weikersheim in Baden-Württemberg: "Flexibilität ist für Conrac oberstes Gebot. Die schwankende Auftragslage und die kurzen Produktlebenszyklen sorgen dafür, dass wir unsere Kapazitäten sehr schnell verändern und auch die Linien sehr schnell an neue Produkte anpassen können müssen - manchmal alle zwei bis drei Monate. Conrac ist angewiesen auf eine enge EMS-Partnerschaft, die uns Schnelligkeit, Flexibilität und Qualität garantiert. Für uns kam deshalb nur ein lokaler Dienstleister in Frage."
Das Fundament für eine beiderseitig erfolgreiche Partnerschaft muss in der Verhandlungs- und Strukturierungsphase gelegt werden. "Hersteller, die Outsourcing ernsthaft betreiben wollen, müssen dazu konsequent die notwendigen Strukturen im eigenen Unternehmen schaffen", empfiehlt Jörg Sprave. Eigens ernannte Verantwortliche treiben den Strukturierungs- und Implementierungsprozess voran und koordinieren kontinuierlich die Zusammenarbeit im laufenden Projekt. Im Hinblick auf Verträge und Vereinbarungen erklärt Karl May, Vice President Global Sourcing bei Fujitsu-Siemens Computers: "Viel wichtiger als hochdetaillierte Verträge ist ein gemeinsames Verständnis, ein gemeinsamer Ansatz, Absprachen und vereinbarte Abläufe, die dann auch dokumentiert werden müssen. Stücklisten oder Terminpläne beispielsweise sind unverzichtbar."
In der Implementierungsphase werden die Prozesse der Partner optimal aufeinander abgestimmt. Der Schutz des Kunden-Know-Hows stand in der Diskussion hier im Vordergrund. Dazu Uwe Schmidt-Streier, seit Januar 2000 General Manager im Paderborner Flextronics-Werk: "Das Spezialwissen unserer Kunden darf natürlich nicht zum Wettbewerb gelangen. Bedient Flextronics Kunden, die zueinander im Wettbewerb stehen, werden die internen Prozesse entsprechend streng getrennt."
Über eines waren sich alle Panel-Teilnehmer einig: Die Gestaltung der Zusammenarbeit trägt maßgeblich zum Erfolg bei. "Eine EMS-Partnerschaft ist keine normale Lieferanten-Kunden-Beziehung, in der der Lieferant immer einen Knicks vor dem Kunden machen muss", so Karl May. "Eine Beziehung, die sich schon fast wie ein freundschaftliches Verhältnis gestaltet, macht sich auch auf professioneller Ebene bezahlt." In der Beziehung zum EMS-Dienstleister sei es der Optimalfall, wenn dessen Fertigung im Laufe der Zeit zu einem virtuellen Teil der eigenen Wertschöpfungskette wird, fasste Gernot Stube von McKinsey zusammen.
* An der Paneldiskussion nahmen teil: Gernot Strube, Leiter des Manufacturing Practice Europa, McKinsey & Company, Dr. Uwe Schmidt-Streier, General Manager, Flextronics Germany, Karl May, Vice President Global Sourcing, Fujitsu-Siemens Computers, Werner Mrosek, Vicepresident EMS Europe, STMicroelectronics, Jörg Sprave, Vorstand MacroSystem Digital Video AG, Udo Jansohn, Projektmanagement, Conrac.
Flextronics Special Business Solutions
Special Business Solutions wurde als eigenständiger Geschäftsbereich vor fast eineinhalb Jahren auf dem europäischen Markt eingeführt und inzwischen weltweit ausgedehnt. Flextronics Special Business Solutions arbeitet für über 250 Kunden im Marktsegment komplexe Produkte / hohe Variantenvielfalt und für einige davon schon seit sehr vielen Jahren. Reduzierte Logistikkosten und kürzere Intervalle bis zur Vermarktung neuer Produkte sind zwei ganz konkrete Vorteile des Konzepts. Als lokaler Ansprechpartner vor Ort koordiniert Flextronics auch Projekte an internationalen Flextronics-Standorten, wenn Off-Shoring die bevorzugte Outsourcing-Variante ist.